Lokalsport Tigers hoffen im Derby auf eine Art Neuanfang

Neuss · Nach schweren Monaten wurde bei den Zweitliga-Basketballern aus Neuss unter der Woche Klartext gesprochen. Waller ist erstmal raus.

 Steht für den "Neuanfang" bei den Tigers: Gegen den Osnabrücker TB hatte Karo Tzokov im zweiten Match nach siebenmonatiger Verletzungspause auf Anhieb 17 Punkte erzielt.

Steht für den "Neuanfang" bei den Tigers: Gegen den Osnabrücker TB hatte Karo Tzokov im zweiten Match nach siebenmonatiger Verletzungspause auf Anhieb 17 Punkte erzielt.

Foto: WORO

In der Woche nach der 65:69-Niederlage gegen die Osnabrück Titans machte sich Angela Krings daran, ihre Basketballerinnen, der sie als Abteilungsleiterin der TG Neuss vorsteht, zurück in die Spur zu bringen. Die ehemalige Erstligaspielerin wollte einfach nicht mehr tatenlos mitansehen, wie sich die Tigers binnen Wochen eine in sechs Jahren hart erarbeitete Perspektive zerstören. "Ich habe alles dafür getan, dass wieder Friede herrscht", versicherte sie: "Ich will, dass sich jetzt alle wieder auf Basketball konzentrieren."

Auslöser der Krise, die seit der Pleite in Lichterfelde am letzten Spieltag einer ansonsten geradezu traumhaften Hinrunde stetig an negativer Energie hinzugewonnen hatte, war ein bis dahin nur schwelendes, danach jedoch offen ausgetragenes Zerwürfnis zwischen Trainerin Janina Pils, unter deren Regie sich die Mannschaft seit 2012 von einem Abstiegs- zu einem sicheren Play-off-Kandidaten entwickelt hat, und Topscorerin Kita Waller. Daraus sei eine Situation entstanden, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich mache, sagt die Trainerin, die in Neuss auch hauptverantwortlich für die Zusammenstellung der Mannschaft ist. Selbst der verletzungsbedingte Ausfall Wallers, die seit ihrer Schulteroperation vor Weihnachten auf Eis liegt, führte zu keiner Entspannung. Weil dieser ständig an Fahrt gewinnende Konflikt nun auch gravierende Auswirkungen auf die Leistung der Mannschaft hat (zuletzt zwei Niederlage in Folge nach ganz schwachen Auftritten), griff Angela Krings ein und erklärte: "Die seit der Saison 2014/2015 für die TG Neuss Tigers spielende Kita Waller hat sich zu einer Leistungsträgerin entwickelt. Das während der Hinrunde aufgetretene Schulterproblem hat sich leider als schwerwiegender herausgestellt, als ursprünglich angenommen. Ihre zunehmend mangelnde Loyalität gegenüber der Basketballabteilung hat in ihrem Team für große Unruhe und Verunsicherung gesorgt. Beides hat für Kita Waller zu einem vorzeitigen Saisonende geführt."

Mario Meyen, Vorsitzender der TG Neuss von 1848, betont jedoch ausdrücklich, dass die US-Amerikanerin weiterhin Spielerin und Mitarbeiterin des Vereins bleibe, wenngleich "es für sie im Moment sicher zweckmäßiger wäre, sich von der Mannschaft fernzuhalten. Das hat sie uns versprochen."

Janina Pils sieht damit eine Möglichkeit, "dass wir uns jetzt wieder alle ausschließlich auf Basketball konzentrieren können." Den nach den unerwarteten Niederlagen hie und da geäußerten Verdacht, das Team habe sich gegen sie gewendet, teilt sie nicht. "Das ist doch albern. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Mannschaft gegen ihren Trainer spielt." Sie hat ihren Fokus zum ersten mal seit Wochen komplett auf die anstehende Partie gelegt. Und das ist nötig, gab es für die Tigers beim rheinischen Rivalen BBZ Opladen seit dem Wiederaufstieg doch nicht zu holen. Pils: "Ob Opladen für uns in der aktuellen Situation nun ein guter oder ein schlechter Gegner ist, ist eigentlich völlig egal. Opladen ist zu Hause einfach stark, aber auch eine Mannschaft, die uns liegt." Ihre Kollegin Birgit Kunel erinnert sich nur ungern an die 52:93-Packung im Hinspiel. "Das war mit Abstand das Schlechteste, was wir mit mir als Coach überhaupt abgeliefert haben."

Trotz der Schieflage beim Gegner sieht sie ihre Truppe erneut als krassen Außenseiter: "Ein Erfolg ist eigentlich utopisch. Neuss ist immer noch sehr stark und tief aufgestellt. Was außer dem Ausfall von Kita Waller sonst noch zu den Niederlagen führte, kann ich nicht beurteilen, will ich auch nicht. Fakt ist aber, dass man in den letzten Jahren in Neuss etwas Großartiges aufgebaut hat und es sehr schade wäre, wenn da jetzt etwas ins Stocken geriete."

(NGZ)
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