Lokalsport Tigers haben einfach keine Lust, ade zu sagen

Neuss · Verliert der Basketball-Zweitligist aus Neuss gegen Wolfenbüttel, wäre er raus aus den Play-offs und müsste Coach Janina Pils verabschieden.

 Alles zurück auf Null: Nach zwei Spielen steht es zwischen der in Neuss tätigen Julia Duggan (r.) und Wolfenbüttels Kanadierin Christine Hyde 1:1-Unentschieden. In Spiel 3 der Play-off-Serie kommt es nun auf jeden Korb an.

Alles zurück auf Null: Nach zwei Spielen steht es zwischen der in Neuss tätigen Julia Duggan (r.) und Wolfenbüttels Kanadierin Christine Hyde 1:1-Unentschieden. In Spiel 3 der Play-off-Serie kommt es nun auf jeden Korb an.

Foto: A. Woitschützke

Der 74:71-Sieg im Hinspiel: abgehakt. Die mit einer 43:87-Niederlage abgeschlossene Höllenfahrt am Ostermontag in Wolfenbüttel: geschenkt. Morgen ab 16.30 Uhr in der kleinen Elmar-Frings-Sporthalle an der Bergheimer Straße fällt die Entscheidung: Gewinnt Basketball-Zweitligist TG Neuss Spiel drei der Play-off-Serie um den Aufstieg in Liga 1, stehen die Tigers im Endspiel gegen die bereits qualifizierten GiroLive Panthers Osnabrück.

Für Trainerin Janina Pils geht es jedoch um mehr. "In Wolfenbüttel habe ich meine Mannschaft nicht wiedererkannt. Ich möchte sehen, dass jede stolz darauf ist, Teil dieses Teams zu sein. Egal, wie es ausgeht, alle sollen hinterher mit erhobenen Köpfen vom Feld gehen." Die Bilder vom Debakel in der Lindenhalle, die für die Tigers noch nie ein gutes Pflaster war, sind schon dabei, zu verblassen. Zwangsläufig, denn ein Video gibt es nicht. Dass die Kamera kaputt gewesen sein soll, erfuhren die Neusserinnen allerdings erst auf Nachfrage beim Spielleiter. "Vom Verein hat uns keiner kontaktiert und eine Entschuldigung gab es auch nicht", stellt Janina Pils verwundert fest.

Nun ist die angehende Referendarin nicht etwa masochistisch veranlagt, zumal die Aufnahme vom unterirdischen Auftritt ohnehin keinen Erkenntnisgewinn versprochen hätte, aber die Szene vom disqualifizierenden Foul gegen Jana Heinrich hätte sie sehr gerne in Ruhe betrachtet. Ob ihre erfahrene und eigentlich unverzichtbare Facharbeiterin morgen auflaufen darf, hatte die Spielleitung bis gestern Abend noch nicht entschieden, aber - auch nach dem Studium des von den Unparteiischen verfassten Vermerks - Janina Pils geht davon aus, dass sie dabei ist, "sie ist für ihr Vergehen ja schon mit ihrem Ausschluss bestraft worden."

Darüber hinaus ist Pils darauf bedacht, im Vorfeld dieses emotional eh schon stark aufgeladenen Duells nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. "Wir tun gut daran, uns auf uns selber zu konzentrieren, unabhängig von Wolfenbüttel. Viel wichtiger ist, dass wir ganz bei uns sind." Denn im ersten Training nach dem ohne Vorwarnung über die Tigers hereingebrochenen Gewitter in der Lessingstadt war der Coach auf eine immer noch fassungslose, enttäuschte und tieftraurige Mannschaft gestoßen. "Klar, so ein Erlebnis macht dich auch ein bisschen unsicher. Darum musst du dich auch als Trainer zusammenreißen. Außerdem hast du den gleichen Anteil an der Schuld wie die Spielerinnen. Das ist ja meine Mannschaft." Und doch: Die grundehrliche Stimmung, der völlige Verzicht auf gegenseitige Schuldzuweisungen und der unverkennbare Wille, es morgen besser zu machen, geben der 34-Jährigen für Samstag ein gutes Gefühl. "Ich bin guter Dinge." Die Tigers längst noch nicht abgeschrieben hat auch ihr Kollege. "Neuss wird sich bis zum dritten Spiel von dieser Niederlage erholen", mahnt Wolfpack-Headcoach Frank Lagerpusch.

Selbstverständlich hat er nicht vergessen, dass seine Schützlinge in dieser Spielzeit am Rhein noch ohne Sieg sind. "Wir haben in dieser Saison zu Hause erst ein Spiel verloren", bestätigt Janina Pils. "Und zwar weder gegen Osnabrück noch gegen Wolfenbüttel und Lichterfelde, sondern gegen Grünberg. Und dabei soll es bleiben!" Außerdem müssten die Tigers vor Tatendrang nur so strotzen, besiegelte eine Niederlage doch nicht nur das Aus in den Play-offs, sondern auch den Abschied der seit 2011 in Neuss tätigen Trainerin: "Für mich ist das wie für keine andere ein 'Do-or-Die-Spiel'. Alle wollen eine grandiose Saison, in der wir das Optimale herausgeholt haben, krönen. Dafür haben wir uns fünf Monate den Hintern aufgerissen." Darum hält sie es mit Franz Beckenbauer, der seiner Truppe 1990 auf dem Weg zum WM-Titel in Italien riet: "Geht's raus und spielt's Fußball." Also, Tigers: "Geht's raus und spielt's Basketball."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort