Lokalsport TG Neuss spielt stark, Hannover noch stärker

Neuss · Im Topspiel der 2. Basketball-Bundesliga Nord unterliegen die Tigers der "Startruppe" aus Niedersachsen am Ende viel zu deutlich mit 72:85.

 Ausgespielt: TG-Centerin Mara Höfer (l.) zieht an Hannovers US-Girl Alexa Höltermann vorbei.

Ausgespielt: TG-Centerin Mara Höfer (l.) zieht an Hannovers US-Girl Alexa Höltermann vorbei.

Foto: Andreas Woitschützke

Ganz ohne Zweifel, der Turn-Klubb zu Hannover beschäftigt in dieser Saison die besten Basketballerinnen der Zweiten Bundesliga Nord und steht seit dem 85:72-Erfolg (Halbzeit 41:39) im Spitzenspiel bei den TG Neuss Tigers auch zu Recht auf Rang eins. Der mit der ersten Saisonniederlage einhergehende Verlust der Tabellenführung muss die Mädels vom Rhein jedoch nicht grämen, hatten sie die "Startruppe" aus Niedersachsen doch in hochklassigen 40 Minuten bis ans Limit getrieben. Den Spaß am Zuschauen trübten nur die Schiedsrichter Daniel Dirks und Jannik Euteneuer, deren Leistungsvermögen so gar nicht zur basketballerischen Potenz der beiden Topteams passte.

Davon glücklicherweise zunächst unbeeindruckt, machten sich die ungeschlagen ins Match gegangenen Kontrahenten ans Werk. Dem Plan ihrer Trainerin Janina Pils folgend, begegneten die Tigers der individuellen Klasse der Gäste als Team. Zwar markierte US-Girl Melissa Jeltema, noch in der vergangenen Saison im Trikot der Angels Nördlingen mit 20,2 Punkten im Schnitt die beste Korbjägerin der 1. Liga, 19 (!) ihrer am Ende 30 Zähler vor der Pause. Neuss konterte indes in der Offensive mit Kita Waller, Karly Roser (je 10) und Mara Höfer (8) - und hätte wahrscheinlich noch besser ausgesehen, wenn Jana Heinrich nicht schwer erkältet quasi direkt aus dem Bett aufs Spielfeld gehüpft wäre. Zudem fehlte berufsbedingt wieder die unberechenbare Franziska Worthmann. Trotzdem blieben die Tigers dran: Nach einem 14:24-Rückstand im ersten Viertel (9.) holten sie sich mit einem 12:0-Lauf die Führung zurück (26:24/11.), nach Dreiern von Karly Roser (2) und Miriam Boulkheir lagen sie auch noch in der 14. Minute mit 31:29 vorne. Am 39:47-Rückstand zu Beginn des dritten Abschnitts (22.) arbeiteten aus der Ferndistanz wiederum Karly Roser (insgesamt 3/3 Dreier) und Kita Waller. Die ungemein starke Anne Storck besorgte den 49:49-Ausgleich (25.).

Dann jedoch verlieh Mara Höfer ihrer Verwunderung über den fehlenden Durchblick der beiden Unparteiischen verbalen Ausdruck. Und da die Kunst des souveränen Weghörens - was angesichts des extrem disziplinierten Auftritts aller Beteiligten allemal angebracht gewesen wäre - ganz offensichtlich nicht zum eh bescheidenen Repertoire Daniel Dirks' gehört, bestrafte er die erstligaerfahrene Centerin der TG mit einem technischen Foul. Die Tigers, bis zur Halskrause voll mit Emotion und Adrenalin, verloren daraufhin für einen kurzen Moment den Fokus aufs Spiel, kassierten im Disput mit den Männern an der Pfeife ein weiteres technisches Foul (Trainerin Janina Pils) und gerieten prompt mit 49:57 (27.) und 51:62 (28.) ins Hintertreffen.

Die Vorentscheidung, fehlten den Gastgeberinnen danach im letzten Durchgang doch sowohl die psychischen als auch die physischen Reserven für eine erneute Aufholjagd. Der intensive, in jeder Beziehung fordernde Widerstand hatte Kraft gekostet, zumal gegen eine Mannschaft von erlesener Qualität. Und darum vergaß Janina Pils über ihrem nur allzu verständlichen Ärger über den "Störfaktor Schiedsrichter" auch nicht, den Vortrag des neuen Spitzenreiters zu würdigen: "Hannover hat verdient gewonnen. Die Mannschaft hat sich auch in kritischen Phasen nie aus der Ruhe bringen lassen." Es hilft dabei natürlich, wenn sich im Kader neben vier Profis aus Übersee noch deutsches Personal von der Güteklasse einer Stefanie Grigoleit (16 Punkte), der Coach Rodger Battersby nach den vollen 20 Minuten vor der Pause in der zweiten Hälfte nur noch 9:34 Minuten gönnte, der ehemaligen Nationalspielerin Doro Richter und der im Oberhaus erprobten Regisseurin Mary Ann Mihalyi befindet.

Dass Rayven Johnson den da längst geschlagenen Tigers mit der Schlusssirene per Dreier noch die Punkte zum 85:72 verpasste und damit grob gegen ein im Basketball ungeschriebenes Gesetz verstieß (mit dem Wurfverzicht bringt der Sieger seinen Respekt vor der Leistung des Unterlegenen zum Ausdruck), zeigte, wie angespannt Hannover in dieses Duell gegangen war.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort