Jüchen Textildynastie prägte Jüchen

Jüchen · Nach Peter Busch ist eine Straße in Hochneukirch benannt. Was heute fast vergessen ist: Wie die erfolgreiche Textildynastie Busch die Gemeinde Jüchen prägte. Sie waren reich, aber als Protestanten unbeliebt.

 Egon Klein hat sich mit der Unternehmerfamilie Busch beschäftigt. Nach Peter Busch ist eine Straße im Gewerbegebiet Hochneukirch benannt.

Egon Klein hat sich mit der Unternehmerfamilie Busch beschäftigt. Nach Peter Busch ist eine Straße im Gewerbegebiet Hochneukirch benannt.

Foto: L. Berns

Jüchen Bis 1985 blühte in Jüchen die Textilindustrie. Untrennbar damit verwoben: der Name der Unternehmerfamilie Busch, deren Geschichte jetzt Egon Klein auf Einladung des Fördervereins für das Gemeindearchiv Revue präsentierte. Mit Udo Busch konnten Klein, ein guter Bekannter der Familie, und Archivleiter Dr. Axel Bayer einen Nachfahren von Peter Busch, dem Begründer der Familiendynastie, willkommen heißen.

Udo Busch, der gebürtige Jüchener lebt heute in Mönchengladbach, spielte in seiner Heimat eine wichtige politische Rolle: Als CDU-Fraktionschef setzte Busch Ende der 60-er Jahre durch, dass in Jüchen die katholische und die evangelische Grundschule zusammengelegt wurden — "gegen heftigen Widerstand", wie Egon Klein betonte.

Über die Region hinaus bekannt wurde Hans Busch, der als "Vater der Elektrotechnik" gilt und nach dem die Technische Hochschule in Darmstadt ein Institut benannt hat. Nach Peter Busch, dem "Stammvater" der Familie, hat die Gemeinde Jüchen einer Straße den Namen gegeben. Egon Klein konnte einige Beispiele für die "beträchtliche konfessionelle Enge" nennen, die auch Jüchen bis weit ins 20. Jahrhundert prägte. Protestanten und Katholiken verkehrten gesellschaftlich nicht miteinander, Ehen wurden nur zwischen Partnern einer Konfession geschlossen.

Anders als in Hochneukirch, wo eine beachtliche Minderheit Protestanten lebte, waren diese in Jüchen nur eine verschwindend kleine Minderheit: Die evangelische Familie Busch "lebte in Jüchen in einer ,splendid isolation', so isoliert wie einst das britische Insel-Königsreich", so Klein. Nur zu Verwandten nach Hochneukirch oder Mönchengladbach pflegten die erfolgreichen Unternehmer Kontakte. Auch der enorme wirtschaftliche Erfolg änderte daran nichts. Aufschlussreich für das damalige gesellschaftliche Klima sind die Aufzeichnungen der Hauslehrerin Helene Stobbe, die die Mädchen der Familie Busch unterrichtete, "denen der Weg zum Gymnasium in Mönchengladbach nicht zumutbar war", wie Egon Klein mit Blick auf heute skurril anmutende gesellschaftliche Konventionen sagte.

Einen "Giftblick" des Bischofs zogen sich die Busch-Kinder und ihre Lehrerin bei der Fronleichnamsprozession zu, als sie nicht — nach damaliger katholischer Gewohnheit — vor dem Bischof niederknieten. Frei war die Familie Busch von antisemitischen Vorurteilen, wie Zeitzeugen belegten.

Der gesellschaftliche Aufstieg der Familie Busch begann im Jahr 1853: Der königlich preußische Lieutenant Peter Busch (1830 bis 1893) heiratete eine Lisette Lindgens aus dem damaligen Neukirchen (später Hochneukirch). Dass sie aus einem recht wohlhabenden Hause stammte, half bei der überaus erfolgreichen Karriere, die ihr Mann und seine Nachfahren machen sollten. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, deren Nachkommen nicht allein die unternehmerische Tätigkeit fortsetzen sollten.

(NGZ)
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