Tennis Blau-Weiss krönt herausragende Saison

Neuss · Nach dem überzeugenden 5:1-Heimsieg über den TSV 1860 Rosenheim beendete der TC BW Neuss die Bundesliga-Saison auf dem nie und nimmer erwarteten vierten Tabellenplatz. Deutscher Meister wird der TK GW Mannheim.

 Fantastico: Nach einem packenden Match schütteln sich der für Neuss tätige Thomas Fabbiano (l.) und der in Rosenheim unter Vertrag stehende Alejandro Tabilo die Hände.

Fantastico: Nach einem packenden Match schütteln sich der für Neuss tätige Thomas Fabbiano (l.) und der in Rosenheim unter Vertrag stehende Alejandro Tabilo die Hände.

Foto: Andreas Woitschützke

Bestünde die Aufgabe darin, die Erfolgsformel des als Abstiegskandidat in die Saison der Tennis-Bundesliga gestarteten TC BW Neuss zu entschlüsseln, reichte dazu ein einziger Moment:

Am Samstagabend, die für das Match am nächsten Tag gegen den Mitaufsteiger TSV 1860 Rosenheim vorgesehenen Akteure vertrieben sich mit jedem noch aus seligen Jugendherbergszeiten bekannten Spielchen die Zeit, klingelte beim Vorsitzenden Abraam Savvidis das Smartphone. Am anderen Ende Botic Van de Zandschulp. Der Niederländer, gerade erst im Halbfinale des Challenger-Turniers im benachbarten Büderich dem Argentinier Juan Manuel Cerundolo in zwei Sätze unterlegen (5:7, 4:6), fragte höflich nach, ob seine wertvollen Dienste am Sonntag nicht doch zu gebrauchen seien. „Ich höre Stimmen im Hintergrund und wäre jetzt sehr gerne bei Euch“, sagte er gewohnt zurückhaltend.

Savvidis, dem Niederländer mittlerweile fast schon freundschaftlich verbunden – für das Turnier im mehr als 700 Autokilometer von Neuss entfernten tschechischen Liberec lieh der Unternehmer dem 25-Jährigen sogar seinen BMW –, beriet sich daraufhin kurz mit den Teamchefs Marius Zay und Clinton Thomson – und holte ihn für den Dänen Frederik Nielsen ins Team, obwohl die zusätzlichen Kosten wegen des bereits am Freitag mit dem Erfolg in Sennelager unter Dach und Fach gebrachten Ligaverbleib gar nicht unbedingt nötig gewesen wären. Und Van de Zandschulp, seit dem Frühjahr auf dem besten Weg in die Top 100 der ATP-Weltrangliste (aktuell Platz 121),  zahlte den Gefallen zurück. Obwohl im internationalen Dauereinsatz, bezwang der oftmals so kühl wirkende Holländer, der seine Einsätze auf den Plätzen dieser Welt wenn möglich im Einklang mit dem Bundesliga-Spielplan getaktet hatte, Rosenheims Blaz Rola aus Tschechien souverän in zwei Sätzen (6:3, 6:3). Ein echter Teamplayer eben.

Thomas Fabbiano ist aus dem gleichen Holz geschnitzt. Der Italiener, dem bereits am Freitag mit dem Sieg über den Slowenen Jozef Kovalik eine dicke Überraschung gelungen war, kämpfte den in der Weltrangliste 50 Plätze besser platzierten Alejandro Tabilo mit 2:6, 6:3  und 11:9 nieder. Dabei sei ihm zu Beginn der Partie „kein Mittel“ gegen den 15 Zentimeter größeren Chilenen eingefallen, bekannte Thomson. Dass Fabbiano das Duell trotzdem gewann und dabei im Champions Tiebreak einen 1:4-Rückstand überwand, hatte für Savvidis eine logische Erklärung: „So etwas gelingt dir nur, wenn du richtig Bock hast.“

Der allemal verdiente 5:1-Erfolg über gewiss nicht schwache Gäste, die zum Saisonauftakt den Rochusclub Düsseldorf mit 6:0 und am dritten Spieltag den späteren Meister TK GW Mannheim mit 4:2 geschlagen hatten, wäre um ein Haar sogar gut genug für die Deutsche Vizemeisterschaft gewesen. Dazu hätten Mannheim in Großhesselohe und Kurhaus Lambertz Aachen gegen den Gladbacher HTC gewinnen müssen. Doch auch der nie und nimmer erwartete vierte Rang ist für Savvidis eine mehr als gute Vorlage für vielleicht noch größere Taten in der nächsten Saison. Weil inzwischen auch der Verein die Talsohle durchschritten habe, „die Mitgliederzahlen sind von nur noch knapp über 200 wieder auf Kurs Richtung 400“, soll es nun in der Bundesliga ebenfalls nach oben gehen. „Wir wollen von den anderen Klubs als Konkurrenz wieder wahrgenommen werden. Wir wollen Teams, die bei uns auf die Anlage kommen, das Fürchten lehren.“

Der Abstiegskampf soll in Neuss jedenfalls der Vergangenheit angehören. In dieser Saison erwischte es neben Sennelager den Kölner THC RW, der mit dem 3:3-Unentschieden in Krefeld am letzten Spieltag noch hinter den Rochusclub Düsseldorf (6:0 gegen Sennelager) auf den vorletzten Platz abrutschte.   

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