Tennis Blau-Weiss enttäuscht trotz Niederlage nicht

Neuss · Vor knapp 300 Zuschauern leistet Tennis-Bundesligist TC BW Neuss dem starken Gladbacher HTC bis zum Schluss erbitterte Gegenwehr.

 Lieferte Jiri Vesely beim Saisondebüt im Trikot des TC BW Neuss trotz Niederlage einen großen Kampf: Thomas Fabbiano.

Lieferte Jiri Vesely beim Saisondebüt im Trikot des TC BW Neuss trotz Niederlage einen großen Kampf: Thomas Fabbiano.

Foto: A. Woitschützke

Ja, das erste Heimspiel nach von der Corona-Pandemie erzwungenen ewig langen Zwangspause gegen den von allen Experten hocheingeschätzten lokalen Mitbewerber Gladbacher HTC ging für den schon 2019 in die Tennis-Bundesliga zurückgekehrten TC BW Neuss mit  2:4 verloren. Doch durfte sich der Deutsche Rekordmeister trotzdem ein kleines bisschen als Gewinner fühlen. Denn rund 300 Zuschauer sind in schwieriger Zeit, dazu an einem immer noch von Tief Bernd bestimmten Freitag mitten in den Sommerferien „gar nicht schlecht“, befand der 2. Vorsitzende Lutz Steinhöfel. Zudem bestätigte das aktive Personal den guten Eindruck vom Überraschungssieg am vergangenen Sonntag in München.    

Die 2:0-Führung nach der ersten Einzelrunde bescherten Henrik Schmidt, Teamchef des Gladbacher HTC, jedenfalls mächtige Glücksgefühle. „Als wir die Neusser Aufstellung sahen, war uns nämlich klar, das wird ein 50:50-Spiel.“ Dieser Einschätzung entsprach die Leistung des für Neuss tätigen Italieners Thomas Fabbiano im Duell mit Jiri Vesely. Obwohl in der ATP-Weltrangliste nur auf Position 201 notiert, bot er dem Tschechen (Rang 81) trotz der Zweisatzniederlage (5:7, 3:6) einen großen Kampf. Im zweiten Durchgang geriet der 32-Jährige zwar nach einem Doppelfehler mit 1:5 ins Hintertreffen, gab das Match jedoch nicht verloren. Er arbeitete sich auf 3:5 heran und hätte Vesely „sogar noch mehr ärgern können“, war BW-Trainer Clinton Thomson überzeugt. „Letztlich haben Nuancen entschieden.“ Vor allem der Aufschlag des nur 1,73 Meter großen Rechtshänders machte Probleme. Thomson, der Fabbiano unter der Woche auf Gladbachs 1,98-Meter-Riesen vorbereitet hatte, „weil ich wie er Linkshänder bin“, führte das indes auf die Nervosität des Italieners in seinem ersten Spiel in Neuss vor seinem neuen Trainer zurück. „Er war schon ein bisschen angespannt.“ Das traf auch auf Henrik Schmidt zu, der nach Veselys im dritten Anlauf verwandelten Matchball erleichtert resümierte: „Hätte Jiri heute nicht so einen außergewöhnlich guten Tag erwischt, wäre es noch viel enger geworden.“

Für den länger als zwei Stunden dauernden Abnutzungskampf zwischen dem Neusser Dmitry Popko aus Kasachstan (ATP 185) und dem beim GHTC unter Vertrag stehenden Tschechen Andrej Martin (112) fand er vier Worte: „Das war ja Krieg!“ Fast folgerichtig hetzte der erste Satz atemlos in den Tiebreak, der mit 8:6 an Martin ging. Dabei hatte Popko das Kunststück vollbracht, einen 0:5-Rückstand in eine 6:5-Führung zu drehen. Auch im mit 6:3 gewonnenen zweiten Durchgang hatte der Tscheche das entscheidenden Ass mehr im Ärmel.

Die beiden Auftaktspiele setzten den Ton für die zweite Einzelrunde. „Hier gewinnt die Mannschaft mit dem größeren Willen“, prophezeite Thomson. Genau die richtige Einstimmung für Luca Vanni, der schon im Neusser Husarenstreich vor Wochenfrist beim Titelkandidaten TC Großhesselohe (4:2) zu begeistern gewusst hatte. Im ersten Satz fegte der bereits 36-jährige Italiener mit Gardemaß (1,98 Meter) als 425. der Weltrangliste den jungen Tschechen Michael Vrbensky (ATP 290) mit 6:2 vom Feld. Den zweiten Satz gab er mit 3:7 erst im Tiebreak ab.

Zeitgleich gelang auf dem Nebenplatz Javier Barranco Cosano geradezu Historisches: Mit seinem 6:3- und 7:6-Erfolg (7:5) fügte der Spanier (ATP 334) dem auch schon in Neuss beschäftigten Niederländer Björn Haase (ATP 230) nach drei Jahren die erste Niederlage als Gladbacher zu. Zwar sei der 22-Jährige trotz relativ geringer Körpergröße (1,75 Meter), so Thomson, nicht der typische Sandplatzwühler, „der vier Meter hinter der Grundlinie steht und jeden Ball zurückbringt. „Er geht auch gerne Mal ans Netz.“ Die Taktik, den mit chronischen Knieschmerzen geschlagenen Haase (34) kräftig laufen zu lassen, erwies sich indes als goldrichtig. Schade nur, dass Vanni gegen Vrbensky schließlich im Match-Tie-Break mit 5:10 den Kürzeren zog, so dass die favorisierten Gladbacher mit einer 3:1-Führung in die beiden entscheidenden Doppel starteten.

Wie kaum anders zu erwarten, ging es auch dabei heiß zur Sache: Thomas Fabbiano und Luca Vanni  brachten Jiri Vesely und Robin Haase ans Limit, gaben nach 31 Minuten den ersten Satz indes mit 4:6 ab. Und weil auch im zweiten Durchgang trotz heftigster Gegenwehr die Wende (5:7) ausblieb, waren die Gäste angesichts einer 4:1-Führung im Gesamtergebnis nicht mehr einzuholen. Spaß machte der 7:6-, 6:4-Erfolg von Dmitriy Popko und Javier Barranco Cosano über Tim Sandkaulen und Roman Jebavy dennoch.

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