Leichtathletik Tanja Spill aus Dormagen arbeitet hart am nächsten Traum

Dormagen · Nach vielen Rückschlägen war 800-Meter-Spezialistin Tanja Spill voriges Jahr bei der Heim-EM in München dabei. Nach einer neuerlichen Verletzung soll es für die Dormagenerin dieses Jahr zur WM und nächstes zu Olympia gehen.

 Tanja Spill geht beim Pfingstsportfest in Rehlingen an den Start.

Tanja Spill geht beim Pfingstsportfest in Rehlingen an den Start.

Foto: Fusswinkel

Auch wenn der Ausflug auf die 1500 Meter an Christi Himmelfahrt in Karlsruhe nicht ganz so optimal verlief, war der Start in die Freiluftsaison von Tanja Spill vielversprechend. Immerhin hatte sich die 800-Meter-Spezialistin des TSV Bayer Dormagen kurz zuvor in Köln bei ihrem ersten Auftritt über die zwei Stadionrunden mit ihrer Siegerzeit von 2:04,19 Minuten an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste gesetzt. Die nächste Bewährungsprobe auf dem Weg zu den großen Zielen in diesem und dem nächsten Jahr steht für die 27-Jährige am Sonntag beim traditionsreichen Pfingstsportfest in Rehlingen auf dem Programm, das dieses Jahr erstmals den Silber-Status der internationalen Wettkampfserie des Leichtathletik-Weltverbandes zugesprochen bekam. Neben Spill und ihren Nationalmannschafskolleginnen Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) werden dementsprechend auch Topläuferinnen aus dem Ausland dabei sein.

Dass Spill schon wieder auf diesem Niveau mitlaufen kann, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. Denn im vergangenen Jahr erfüllte sie sich zwar auf den letzten Drücker ihren großen Traum von der Teilnahme an der Heim-EM in München, doch dafür zahlte sie bekanntlich einen hohen Preis. Wie schon so oft in ihrer vielversprechenden Karriere warfen sie gesundheitliche Probleme zurück, dieses Mal hatten der Qualifikationsstress und der EM-Lauf einen Sehnenanriss im linken Fuß zur Folge, der sie die komplette Wintervorbereitung kostete. Um auf Nummer sicher zu gehen und die großen Ziele WM in Budapest in diesem Jahr und Olympische Spiele 2024 nicht von vornherein zu gefährden, ließ sie dann auch fast die komplette Hallensaison sausen. Mit dem DLV-Trainingslager ins Südafrika und den folgenden Trainingswochen mit dem Verein auf Texel im März und im April begann dann die gezielte Vorbereitung für die so wichtige vorolympische Freiluftsaison. „Die Trainingslager waren echt gut. Da herrschten top Bedingungen. Ich bin mit meinem Entwicklungsprozess sehr zufrieden“, erklärt Spill. Gerade von den hochkarätigen Trainingspartnerinnen konnte die TSV-Athletin stark profitieren. Christina Hering und Majtie Kolberg sind zwar Konkurrentinnen, aber auch Freundinnen. „Da bringt man sich gemeinsam auf ein ganz anderes Level und erreicht Grenzen, die man alleine nicht überschreitet“, betont Spill, „und das auf einer freundschaftlichen Basis, wir verstehen uns auch außerhalb des Sports sehr gut.“

Was zusammenschweißt, sind auch die gemeinsamen Ziele. Die Drei sind die aussichtsreichsten Anwärterinnen für die drei potenziellen deutschen Startplätze bei den Weltmeisterschaften in der ungarischen Hauptstadt. Klar, dass das Trio auch vom nächsten großen Schritt nach Paris träumt. Was den Weg für Tanja Spill allerdings noch ein gutes Stück beschwerlicher erscheinen lässt, ist ihre Vorgeschichte mit den mannigfaltigen gesundheitlichen Problemen. Ihren Sehnenanriss aus dem Vorjahr spürt sie beispielsweise immer noch, kommt aber gut damit klar. Regelmäßige Behandlungen bei einem Physiotherapeuten und einem Chiropraktiker sowie die enge Kooperation mit ihren Ärzten sollen das Problem einhegen. Trotz allem sagt die Dormagenerin: „Die Form stimmt, ich hoffe auf eine neue Bestzeit.“ Die stammt aus dem Jahr 2021, als sie bei der Qualifikations-Hatz für Tokio in Marseille 2:00,66 Minuten lief. Bei einem Rennen mit perfekten Bedingungen, wo also alles stimmt, traut sich die 27-Jährige zu, erstmals in ihrer Karriere die magische Zwei-Minuten-Marke zu knacken. Damit käme sie schon in den Bereich der Normzeit von 1:59:80 Minuten, die eine direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaften bedeuten würde. Die Teilnahmeberechtigung kann aber auch wieder über die Weltrangliste erreicht werden.

Es gilt also, über gute Zeiten und Platzierungen fleißig Punkte zu sammeln. Nach Rehlingen tritt Spill auf jeden Fall auch noch am 6. Juni im spanischen Huelva, am 17. Juni im französischen Nizza und Anfang Juli bei den Deutschen Meisterschaften an. „Ich hoffe noch auf Zusagen von anderen Meetings“, erklärt Spill. Besonders die Rennen ab dem 1. Juli bekommen noch mal eine besondere Bedeutung, denn dann beginnt offiziell die Qualifikationsphase für Paris. Und dann möchte die TSV-Athletin schon mal kräftig Punkte sammeln, um auf einer guten Position ins nächste Jahr zu gehen und so schon mal etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen. Für Klarheit würde auch die Olympia-Norm von 1:59:20 Minuten sorgen. Doch das ist noch mal eine ganz andere Geschichte...

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