Frank Mager und seine Crew trainieren im Neusser Hafen Tägliches Schinden für Olympia

Graue Wolken hängen tief über den Neusser Hafenbecken, Dauernieselregen sorgt trotz Frühlings nicht gerade für Wohlfühltemperaturen. "Gibt's nicht noch ein paar Fragen", scherzt Ruderer Martin Fauck am Ende des Pressegesprächs mit der NGZ. Für ihn und seine drei Mitstreiter aus dem Leichtgewichts-Vierer, der im Schatten von St. Quirin auf die Olympia-Qualifikation hinarbeitet, eine willkommene Abwechselung im harten Trainingsalltag. Auf dem Weg nach Athen? Christian Gerlach, Martin Fauck, Frank Mager und Markus Heidenreich (v.l.) beim Training im Neusser Hafen. NGZ-Foto: -woi

Graue Wolken hängen tief über den Neusser Hafenbecken, Dauernieselregen sorgt trotz Frühlings nicht gerade für Wohlfühltemperaturen. "Gibt's nicht noch ein paar Fragen", scherzt Ruderer Martin Fauck am Ende des Pressegesprächs mit der NGZ. Für ihn und seine drei Mitstreiter aus dem Leichtgewichts-Vierer, der im Schatten von St. Quirin auf die Olympia-Qualifikation hinarbeitet, eine willkommene Abwechselung im harten Trainingsalltag. Auf dem Weg nach Athen? Christian Gerlach, Martin Fauck, Frank Mager und Markus Heidenreich (v.l.) beim Training im Neusser Hafen. NGZ-Foto: -woi

Doch es gibt kein Pardon, schon kurz darauf sitzt das Quartett im Boot und spult bei unangenehmen Bedingungen im Hafen sein Übungspensum ab. 20 Kilometer stehen an diesem Abend auf dem Plan. Frank Mager ist der Hauptgrund, wieso der Leichtgewichts-Vierer seine Trainingszentrale im Rhein-Kreis eingerichtet hat. Der 34-jährige Athlet vom Neusser Ruderverein ist im Gegensatz zu seinen Mitstreitern nämlich voll berufstätig.

Für ihn wäre es kaum möglich, die in der Weltspitze nötigen Übungseinheiten zu absolvieren, wenn er noch weite Autofahrten auf sich nehmen müsste. "Wir sind Studenten und haben uns für diese Phase an der Uni abgemeldet. Deswegen haben wir die Zeit und können das Pendeln in Kauf nehmen", erklärt der 25-jährige Christian Gerlach, der wegen seines Sportstudiums in Köln wohnt und deshalb noch eine relativ pflegeleichte Anreise hat.

Das sieht beim Essener Markus Heidenreich (27) und Martin Fauck (29) aus Bad Honnef schon ein wenig anders aus. "Bei mir klingelt morgens der Wecker schon um 4.45 Uhr", sagt Fauck und verdreht dabei die Augen. Damit Frank Mager pünktlich seine Arbeit in einem Ingenieursbüro antreten kann, steht nämlich schon morgens um 6 Uhr die erste Trainingseinheit dem Plan. Wenn der Neusser dann seinem Broterwerb nachgeht, schieben seine Mitstreiter eine Einheit Krafttraining oder einen Dauerlauf nach, bevor es dann abends wieder gemeinsam aufs Wasser geht.

Vor dem wichtigen Weltcuprennen nächstes Wochenende in Polen hat das Quartett eben ein sehr intensives Programm zu absolvieren, das das Trainergespann Christian Stoffels (Neuss) und Gerlachs Limburger Heimcoach Dietmar Langusch ausgearbeitet haben. Rund 25 Stunden haben die vier gemeinsam auf dem Wasser verbracht, bei einem Trainingslager in den Niederlanden zuvor in zwölf Tagen 360 Kilometer "abgerissen".

Dass Mager eine Trainingseinheit am Tag gezwungenermaßen schlabbern muss, kann er offensichtlich gut verkraften. Von seinen physischen Werten her ist er momentan der Stärkste im Boot. "Beim Rudern spielt auch die Erfahrung eine wesentliche Rolle. Und Frank hat ja schon einige Trainingsjahre mehr auf dem Buckel als wir", erklärt Martin Fauck. Schon in den 90-er Jahren hatte der Neusser zur Weltspitze gehört, allerdings im Skullrudern.

Mit dem deutschen Doppel-Vierer wurde er zwei Mal Vize-Weltmeister. Die Umstellung aufs Riemenrudern kam dann nach einer Kunstpause im Jahr 1999, als er für kurze Zeit nach Kanada gegangen war. Als sich Mager wieder mächtig ins Zeug legte, ließen gute Ergebnisse nicht lange auf sich warten. Höhepunkt der neuen Leidenschaft war dann das vergangene Jahr, als er mit Christian Limbach bei der Weltmeisterschaft in Mailand den Leichtgewichts-Zweier ruderte und Zweiter wurde.

Von dem Moment an war dem Duo klar, dass das Projekt Olympia angegangen werden sollte. Das Problem: Im Riemenbereich ist bei den Leichtgewichten nur der Vierer ohne Steuermann olympisch. Also mussten noch zwei starke Ruderer her. Das Suchen dauerte nicht allzu lange, gleich der erste Versuch bei einer Regatta auf dem Essener Baldeneysee mit Martin Fauck und Markus Heidenreich war ein Volltreffer.

"Wir kannten uns aus der Szene und irgendwie hat gleich alles gepasst", erinnert sich Frank Mager an das Rennen, bei dem man lange vor dem Vierer aus Bochum lag, der bei der WM Vierter geworden war. Apropos Bochum: Das Quartett aus dem Ruhrgebiet und ein Boot aus Hannover sind auch noch im Rennen um den heiß begehrten Olympia-Startplatz.

Der Weltcup nächste Woche in Polen wird einen wichtigen Fingerzeig geben, danach die Regatta in Duisburg und nach einem weiteren Weltcup in München wird Bundestrainer Dieter Grahn endgültig entscheiden, wer für Deutschland im Leichtgewichts-Vierer nach Athen fährt. "Auf diesem Niveau sind die Unterschiede so gering, da können nur winzige Details den Unterschied ausmachen", beschreibt Christian Gerlach, wie eng es in der deutschen Spitze zugeht. Gerade auch deswegen, weil alle Leichtgewichte nur in dieser Bootsklasse eine Chance auf Olympia haben.

"Aber natürlich glauben wir ganz fest daran, dass wir es schaffen. Sonst würden wir uns die ganzen Strapazen über eine so lange Zeit nicht antun", meint Martin Fauck mit Nachdruck. Zusätzliche Motivation ist für das "Neusser" Boot, dass es wohl die letzte Chance auf eine Teilnahme am gigantischsten Sportspektakel der Welt ist. Denn eins ist sicher: Egal, wie die nächsten Wochen laufen, danach ist Schluss mit dem Leistungssport.

Vor allem die drei Studenten wollen sich dann um ihre berufliche Zukunft kümmern. Denn bei aller Schinderei, Geld verdienen mit dem Rudersport nur ganz wenige. Martin Fauck: "Für uns ist das momentan ein Zuschussgeschäft. Ohne unsere Eltern ginge gar nichts." Überflüssig zu erwähnen, dass da jeder Sponsor willkommen wäre. Und die Aussicht auf eine olympische Medaille ist eigentlich nicht das schlechteste Argument......

(NGZ)
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