NGZ-Sportlerin des Monats Das Team Butterfl‘ice und sein Captain

Neuss · Antonia Endres ist mit der Synchron-Eislauf-Formation des Neusser Schlittschuh-Klubs erwachsen geworden. Ende des Jahres schließt sie ihr Studium der Architektur ab.

 Das Team Butterfl‘ice des Neusser Schlittschuh-Klubs „at its best“: (v.l.) Antonia Endres, Laura Vanselow, Annelie Bierbaum und Ilka Voges.

Das Team Butterfl‘ice des Neusser Schlittschuh-Klubs „at its best“: (v.l.) Antonia Endres, Laura Vanselow, Annelie Bierbaum und Ilka Voges.

Foto: Gerald Endres

Vorsicht! Wer das liest, könnte leicht außer Atem geraten. Denn Antonia Endres hat es eilig: Abitur am Marienberg-Gymnasium in Neuss mit 17, im Anschluss Studium der Architektur in Dortmund, Abschluss Ende des Jahres mit dem „Bachelor of Science“. Hintendran vielleicht noch ein Masterstudium. Ist aber noch nicht sicher. „Ich habe lange genug studiert“, findet sie – mit gerade mal 21. Dabei wirkt die „NGZ-Sportlerin des Monats März“ so gar nicht gestresst, was freilich auch daran liegen könnte, dass sie erst am Wochenende zurück aus dem Urlaub gekommen ist. Ski- und Snowboardfahren in Warth-Schröcken am Arlberg in Österreich. Das hat im Hause Endres Tradition. „Antonia ist in einer wintersportbegeisterten Familie groß geworden“, sagt ihr Vater Gerald Endres.

Schon mit vier Jahren begann sie beim Neusser Schlittschuh-Klub (NSK) mit dem Eiskunstlauf, mit elf folgte sie der älteren Schwester Helena ins Team Butterfl‘ice, der erfolgreichen Synchron-Eislauf-Formation des NSK. „Antonia ist mit dem Team erwachsen geworden“, sagt ihre Trainer Ilka Voges. „Sie ist seit sechs Jahren unser Captain und die anderen Läuferinnen vertrauen ihr. Sie hat immer ein offenes Ohr für alle und bringt sich aktiv in die Entwicklung des Teams mit ein.“ Die perfekte Rolle für die 21-Jährige, die sich die anfallenden Aufgaben mit ihrer Co-Kapitänin Annelie Bierbaum teilt. „Wenn jemand im Team, in dem die meisten so zwischen 18 und 21 Jahre alt sind, traurig ist, bin ich für sie da. Ich bin das Sprachrohr zwischen Team und Trainerin und so ein bisschen sein Gesicht.“

So am 11. Dezember, als die „Butterfl’ice“ von Bürgermeister Reiner Breuer und dem Sportauschuss-Vorsitzender Jörg Geerlings im Rahmen der in der Südparkhalle ausgetragenen 123. Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlaufen zur „Mannschaft des Jahres 2020“ gekürt wurden. Ein für alle unvergessliches Highlight nach „traurigen und deprimierenden Monaten“, in denen der mit der Corona-Pandemie verbundene Lockdown das Kommando übernommen hatte. Mit Zoom-Training blieb die Mannschaft fit und miteinander in Kontakt. Jede für sich und doch nicht allein.

Wie auch keiner Kollegin kam Antonia Endres in dieser schweren Zeit nie der Gedanke, das in der aktuellen Zusammensetzung schon seit der Saison 2016/2017 existierende Team zu verlassen. „Tatsächlich nicht“, betont sie. Für die außergewöhnliche Verbundenheit spricht außerdem: „Nach dem Abitur haben alle versucht, irgendwie in der Nähe zu bleiben, in der Region zu arbeiten oder zu studieren, um weitermachen zu können.“ Nur so war das glänzende Comeback mit Platz zwei bei den Deutschen Meisterschaften vor heimischen Publikum in der Kategorie „Mixed Age“ möglich.

Einen der wichtigsten Jobs hat die Kapitänin gemeinsam mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Helena dabei bereits vor dem eigentlichen Wettkampf zu erledigen, fällt in ihr Ressort doch auch das zwar nicht verpflichtende, aber für den Erfolg unerlässliche Schminken. „So zwei bis zweieinhalb Stunden sitzt man schon an den Haaren und dem Make-up. Das hilft, einen guten Ausdruck zu erzeugen. Es geht dabei natürlich um Ästhetik, aber aus einer Synchronformation sollte eben auch niemand herausstechen. Wir sind alle eins.“ Und sie versteht ihr Handwerk ganz offensichtlich. „Bislang hat sich jedenfalls noch keine beschwert“, sagt die Hobby-Visagistin schmunzelnd. Einen Mann sucht man unter ihren „Kunden“ übrigens vergeblich, das 14-köpfige Team Butterfl‘ice besteht ausschließlich aus Mädels. Dabei wäre das starke Geschlecht sehr willkommen und sein gleichberechtigter Einsatz „prinzipiell auch möglich.“

Einzurichten hätten sich die Läufer auf vier Trainingseinheiten in der Woche, davon zwei auf dem Eis. Da die Südparkhalle in Neuss zurzeit nicht zur Verfügung steht, hat Trainerin Ilka Voges Eiszeit in Dortmund und Dinslaken organisiert. Am Dienstag geht es nach nur zweiwöchiger Auszeit wieder los, beginnen die umfangreichen Arbeiten an der Kür für die anstehende Saison. Parallel dazu treibt Antonia Endres ihr Studium voran. Ihr aktuelles Projekt: die Planung eines Einfamilienhauses. Auch da ist sie halt früh dran.

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