Lokalsport SW verschenkt Punkte

Jetzt weiß der HTC Schwarz-Weiß Neuss, was ihm zu einem Spitzenteam der Hockey-Bundesliga fehlt. Ein solches hätte aus den West-Duellen in Mülheim und Krefeld nämlich mehr geholt als nur einen Punkt.

Während di e Schwarz-Weißen am Samstag aufgrund der "schwächsten ersten Halbzeit der gesamten Saison" (Trainer Carsten Fischbach) beim Aufsteiger nicht über ein 2:2 hinauskamen, das Sebastian Draguhn (38.) und Christoph Garbotz (61.) jeweils nach Strafecken sicherstellten, nachdem Uhlenhorst durch Horst Stralkowsky (3.) und Jan Fleckhaus (42.) zwei Mal in Führung gegangen war, lief es am Sonntag genau umgekehrt: Beim Deutschen Meister und Tabellenführer verspielten die Neusser eine 3:2-Führung nach 58 Minuten in eine 3:6-Niederlage.

Die Schuld daran allein Torhüter Martin Wagner in die Schienbeinschoner zu schieben, der bei drei Krefelder Treffern alles andere als gut aussah, ist allerdings zu einfach. Seine Vorderleute begingen nämlich am Sonntag Nachmittag den Fehler, sich schon vor dem 3:3 durch Matthias Witthaus (60.) das spielerische Heft aus der Hand nehmen zu lassen.

Eine Dreiviertelstunde lang waren die Schwarz-Weißen die eindeutig spielbestimmende Mannschaft gewesen, die mit gefälligem Kombinationshockey sogar die wenigen Krefelder Zuschauer beeindruckte. Der Titelverteidiger hingegen beschränkte sich weitgehend auf lange Pässe nach vorne, die aber meist von der gut stehenden Neusser Hintermannschaft abgefangen wurden.

Dass die Gäste drei Mal in Führung gingen, war deshalb nur folgerichtig: Das 1:0 (7.) schlenzte Robin Joseph nach schöner Vorarbeit von Uli Klaus ins leere Gehäuse. Drei Minuten später rettete Nationaltorhüter Christian Schulte gegen Robins älteren Bruder Patrick in höchster Not, war jedoch in der 23. Minute gegen dessen Schlagschuss vom Rande des Schusskreises machtlos. Sein Treffer bedeutete allerdings nur den 2:1-Zwischenstand, weil Philipp Steffen nach elf Minuten die zweite Krefelder Strafecke per abgelegter Variante verwandelt hatte.

Schwarz-Weiß hingegen brachte seine Eckenvarianten nicht unter: Zunächst scheitert der von einer starken Erkältung geschwächte Sebastian Draguhn im direkten Versuch an Schulte (37.), sechzig Sekunden später zielt er eine abgelegte Variante knapp über die Querlatte. Und Schulte rettet in der 43. Minute noch einmal gegen den auf ihn zustürmenden Robin Joseph, der zuvor drei Krefelder umspielt hatte. "Da hätten wir das 3:1 machen müssen, dann wäre das Spiel entschieden gewesen", ärgerte sich HTC-Manager Horst Busse.

So aber kam Krefeld nicht nur zum 2:2 durch Tim Witthaus, der Martin Wagner das Spielgerät durch die Beine spitzelte. Die Gastgeber wurden auch stärker, weil Neuss nun den Fehler machte, das Krefelder Spielsystem mit lang nach vorne geschlenzten Bällen kopieren zu wollen. Offenbar, um Kraft zu sparen, denn nicht nur Sebastian Draguhn und Tim Blasberg wirkten geschwächt. Doch dieses System beherrschen die Schützlinge von Carsten Fischbach längst nicht so gut wie die seines Krefelder Kollegen Dr. Dietmar Alf, auch wenn ihnen zunächst durch Christoph Martial die erneute Führung (58.) gelang.

Beim Ausgleichstreffer von Matthias Witthaus (60.) wie beim 4:3 durch Oliver Korn (61.) später schlug das Spielgerät zwischen Wagners Schienbeinschonern ein. "Dann haben wir aufgemacht, und das ist gegen Krefeld tödlich", kommentierte Fischbach die letzten Treffer durch Oliver Korn und Tim Witthaus zum aufgrund der Cleverness nicht unverdienten, aber eindeutig zu hohen Sieg des Titelverteidigers. Zumindest bis zum nächsten Wochenende, wenn die Spitzenklubs UHC und Alster Hamburg an die Jahnstraße kommen, bleibt Schwarz-Weiß dennoch ein Endrunden-Kandidat.

(NGZ)
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