Lokalsport SW Neuss liefert Spiel für die Ewigkeit

Neuss · Vor 800 Zuschauern in der Stadionhalle spielt der Hockey-Zweitligist nach 0:5-Rückstand gegen BW Köln noch 6:6.

 Volles Haus: Die Neusser Mario Stümpel und Ivo Otto halten den Ex-Kollegen Axel Schmitz (v.r.) in Schach.

Volles Haus: Die Neusser Mario Stümpel und Ivo Otto halten den Ex-Kollegen Axel Schmitz (v.r.) in Schach.

Foto: Woi

Okay, das Meisterstück war das noch nicht für den HTC SW Neuss. Aber was der Tabellenführer gestern Mittag beim 6:6-Unentschieden (Halbzeit 1:5) im Topspiel gegen Blau-Weiß Köln vor 800 Zuschauern in der kochenden Stadionhalle anbot, war absolut meisterlich. Wie die Jungs von Trainer Matthias Gräber nach einem verheerenden 0:5-Rückstand in Hälfte zwei um ihre Aufstiegschance kämpften, verdient höchstens Respekt.

Dabei wähnten sich die Neusser bist zur 24. Minute im falschen Film. Das Spiel lief wie gemalt für die Gäste aus der Domstadt: Gestützt auf ihre von Spielertrainer Jan-Marco Montag und Axel Schmitz dirigierte Betonabwehr schienen sich die Kölner munter in die 1. Bundesliga zu kontern. Fast jeder Ballverlust der konsternierten Hausherren führte prompt zu einem Gegentreffer: Schon nach 74 Sekunden brachte Luca Großmann die Blau-Weißen in Führung. Und weil es für ihn und seine Kollegen gerade so prima lief, legte der 19-Jährige auch noch die Treffer zum 2:0 (5.) und 3:0 (12.) nach. "Das hat Köln schon überragend gemacht", räumte Gräber anerkennend ein.

Die Gastgeber gaben offensiv erst in der zehnten Minute das erste Lebenszeichen ab, als Cedric Heimbach an BW-Keeper Julian Wälzholz scheiterte. Kurz darauf jagte Ivo Otto den Ball bei der ersten Strafecke nur an den Pfosten (13.). Als Otto zwischen den beiden Toren von Julien Keibel zum 4:0 (20.) und 5:0 (24.) auch noch einen Siebenmeter neben das Tor setzte (21.), gab wohl kaum jemand in der Halle einen Pfifferling auf Schwarz-Weiß. Sebastian Draguhn schon: Der ehemalige Weltmeister, der noch vor der Halbzeitpause einen Siebenmeter zum 1:5 (27.) nutzte, weigerte sich einfach, daran zu glauben, "dass das schon alles gewesen sei." Und weil er genau wusste, dass der Spielstand vor allem das Produkt der eigenen schwachen Teamleistung war, verzichtete er in der Kabine auch auf lautstarke Kritik. "Das habe ich mir ohnehin abgewöhnt", verriet er später schmunzelnd.

Für die Initialzündung sorgte ausgerechnet eine gründlich missratene Ecke: Bei der Hereingabe rutschte Mario Stümpel der Ball vom Schläger, doch Draguhn gelang es trotzdem irgendwie, die Kugel noch zum 2:5 (34.) in den Kasten zu winden. Jetzt zeigten die Gäste, die sich, gab Schmitz zu, schon am Ziel gesehen hatten, Nerven. Draguhns Tor zum 3:5 (39.) beantwortete Großmann nach feiner Einzelleistung noch mit dem 6:3 (44.), aber in der Offensive fanden die auch kräftemäßig abbauenden Blau-Weißen im zweiten Abschnitt kaum mehr statt. Die Neusser warfen nun auch emotional alles in die Waagschale und setzten den Gegner damit unter großen Stress. Draguhn mit der vierten Ecke (46.) und Cedric Heimbach in Überzahl verkürzten auf 5:6 (51.), als direkte Folge der elften Strafecke (keine für Köln!) verwandelte Draguhn 2:57 Minuten vor Schluss seinen zweiten Siebenmeter zum 6:6.

Damit geht Neuss punktgleich mit Köln, aber einem um zwölf Treffer besseren Torverhältnis in die beiden letzten Spiele gegen die Kellerkinder Bergisch Gladbach und Düsseldorfer SC.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort