Korschenbroich Streik: Eltern ersetzen Schulbusse

Korschenbroich · Wegen des Verdi-Warnstreiks im Öffentlichen Dienst fuhren am Donnerstag in Korschenbroich keine Busse. Damit ihre Kinder trotzdem in die Schule kamen, bildeten die Eltern Fahrgemeinschaften – ein hoher Aufwand.

 An der Bushaltestelle am Korschenbroicher Gymnasium drängten sich die Autos der Eltern. Sie holten ihre Kinder ab, die den Schulweg nicht mit Fahrrad oder Motorroller zurücklegen konnten.

An der Bushaltestelle am Korschenbroicher Gymnasium drängten sich die Autos der Eltern. Sie holten ihre Kinder ab, die den Schulweg nicht mit Fahrrad oder Motorroller zurücklegen konnten.

Foto: Lothar Berns

Wegen des Verdi-Warnstreiks im Öffentlichen Dienst fuhren am Donnerstag in Korschenbroich keine Busse. Damit ihre Kinder trotzdem in die Schule kamen, bildeten die Eltern Fahrgemeinschaften — ein hoher Aufwand.

Auf der Bushaltestelle vor dem Korschenbroicher Gymnasium stauten sich die Autos. Die Eltern, die hier ihre Kinder nach der fünften Stunde von der Schule abholten, mussten nicht befürchten, dass sie einem Bus im Weg stehen. Denn von dem wussten sie, dass er nicht kommen würde. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bestreikte den öffentlichen Personennahverkehr der NVV, um in den Tarifverhandlung des Öffentlichen Diensts Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.

Manche durften zuhause bleiben

Deshalb wartete gestern auch Günter Schmitz auf seine Tochter Anna und Kinder von Freunden. Der 56-Jährige hatte sich zu einer Fahrgemeinschaft mit anderen Eltern zusammengeschlossen. Wenn er die Gemeinschaft nicht hätte bilden können, hätte seine zwölfjährige Tochter zuhause bleiben müssen — doch das wollte er auf keinen Fall. "Im Gymnasium wiegt jede Fehlstunde schwer. Der fehlende Stoff ist kaum aufzuholen", sagte er. Sicher, Anna hatte am Abend zuvor, nachdem sie von dem Warnstreik erfahren hatte, darum gekämpft, zuhause zu bleiben. Doch gegen ihren Vater hatte sie keine Chance.

Dabei hätten manche Schüler sogar ohne Entschuldigung der Eltern den Tag in den eigenen vier Wänden verbringen können. Die Gemeinschaftsgrundschule in Glehn etwa hatte den Eltern in einem Brief freigestellt, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. Tatsächlich aber seien fast alle 240 Kinder gekommen, berichtet Schulleiter Markus Birkmann. Der 37-Jährige weiß, welche Anstrengung die meist berufstätigen Eltern dafür auf sich nehmen mussten. "So ein Streik trifft nicht immer die Richtigen", sagt er. Das Schulverwaltungsamt macht den Schulen bei einem Bus-Streik keine Vorgaben, ob diese auf der Schulpflicht beharren sollen.

Um Ersatzbusse kümmert sich die Stadt, die für die Beförderung der Schüler verantwortlich ist, nicht. Michaele Messmann, Leiterin des Schulverwaltungsamts, hat auch keinen Plan in der Schublade, sollte aus dem Warnstreik ein länger andauernder Streik werden. "So einen Fall hatten wir bisher noch nicht. Das würde schon schwierig", sagt sie.

Einen Tag lang hält Günter Schmitz den Streik auch problemlos aus. "Heute haben wir das organisiert bekommen. Doch wer weiß, ob das auch an anderen Tagen der Fall ist", sagt er. Ulrike Rick, die ebenfalls an der Schule auf ihre Tochter wartet, hat allerdings Verständnis für die Forderungen von Verdi. "Das Gros der Busfahrer hat mehr Geld verdient", sagt sie.

Vorerst können die Eltern aufatmen: Ab Freitag fahren laut NVV alle Busse wieder nach dem normalen Fahrplan. Doch der Tarifstreit im öffentlichen Dienst ist noch nicht ausgestanden. Weitere busfreie Schultage sind deshalb nicht ausgeschlossen.

(RP)
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