Vor fast 140 Jahren wurde Dorfkreuz in Scherfhausen errichtet Steinerner Zeitzeuge als Treffpunkt

Vor fast 140 Jahren wurde Dorfkreuz in Scherfhausen errichtet · Auch wenn das Dorfkreuz im Dorfzentrum bald 140 Jahre heimatliche Dorfgeschichte miterlebt hat, ist es nicht nur ein dörfliches Wahrzeichen, sondern auch das Wahrzeichen einer seit Generationen funktionierenden Dorfgemeinschaft, die es von jeher verstand, sich für das Allgemeinwohl der Scherfhausener in uneigennütziger Art einzusetzen. Selbst das Dorfkreuz verdankt seine Existenz der Initiative der Dorfbewohner, die 1836 mitten auf der Dorfstraße das Kreuz erbauten. Über den Anlass der Schaffung gibt keine Chronik Auskunft. Steinerner Zeitzeuge in Scherfhausen: Das Dorfkreuz wurde vor fast 140 Jahren im Ortsmittelpunkt errichtet. NGZ-Foto: L. Berns

Auch wenn das Dorfkreuz im Dorfzentrum bald 140 Jahre heimatliche Dorfgeschichte miterlebt hat, ist es nicht nur ein dörfliches Wahrzeichen, sondern auch das Wahrzeichen einer seit Generationen funktionierenden Dorfgemeinschaft, die es von jeher verstand, sich für das Allgemeinwohl der Scherfhausener in uneigennütziger Art einzusetzen. Selbst das Dorfkreuz verdankt seine Existenz der Initiative der Dorfbewohner, die 1836 mitten auf der Dorfstraße das Kreuz erbauten. Über den Anlass der Schaffung gibt keine Chronik Auskunft. Steinerner Zeitzeuge in Scherfhausen: Das Dorfkreuz wurde vor fast 140 Jahren im Ortsmittelpunkt errichtet. NGZ-Foto: L. Berns

Man nimmt aber an, dass man mit dem Dorfkreuz eine Begegnungsstätte schaffen wollte, um bei Todesfällen in den Nachbarschaften zum Gebet zusammenzukommen, um nicht zum nahen Nikolaus-Kloster nach Damm oder zur eigenen Pfarrkirche St. Pankratius in Glehn pilgern zu müssen. Wie ein vergilbtes Archiv-Bild beweist, stand das Dorfkreuz damals mitten auf der Dorfstraße nahe der Einmündung des heutigen Epsendorfer Weges und noch näher an der damaligen Gaststätte Stappen (später Poschen). Da das Dorfkreuz mit einem Gitterzaun umgeben war, nutzten viele Gaststätten-Besucher die Gelegenheit, ihre Pferdefuhrwerke an diesem Gitterzaun anzuhalftern.

In jenen Jahren lebten die Scherfhausener vorherrschend vom Acker- und Gartenbau. Viele Erntefrüchte wurden von den so genannten "Maatklöpper" (Markthändlern) auf den Märkten in Neuss, aber auch in Rheydt und Mönchengladbach an die Frau oder den Mann gebracht. Wie sich Heinrich Jansen im "Glehner Lesebuch" erinnert, waren auch die Scherfhausener "Klompemächer" (Holzschuhmacher) weit über Scherfhausens Grenzen hinaus bekannt. Ob Bauer in den Stallungen oder "em Beu" (während der Ernte) oder die Schulkinder - die Scherfhausener Klompemächer waren bekannt für ihre gute Arbeit. Und wenn am Dorfkreuz Fußball gespielt wurde, mussten die "Klompen" als Tormarkierungen herhalten.

Vom jetzigen Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Hubert Tokloth, war zu erfahren, dass nach den beiden Weltkriegen zu Ehren der Gefallenen aus dem Dorf Gedenktafeln am Dorfkreuz aufgestellt worden waren. Als man vor ungefähr 35 Jahren aus der Dorfstraße eine Kreisstraße machte, musste das Dorfkreuz auf seinen jetzigen Standort umgesetzt werden. Vor zehn Jahren erfolgte auf Initiative der Dorfgemeinschaft Scherfhausen mit Unterstützung der Stadt Korschenbroich die umfassende Restaurierung des Kreuzes. Wiederum auf Initiative der Dorfgemeinschaft erfolgte vor vier Jahren eine grundlegende Neugestaltung der Kreuzesanlage und versetzte sie in den heutigen Zustand.

Wenn der steinerne Zeuge der Dorfgeschichte berichten könnte, würde er mit Sicherheit auch vom Scherfhausener Theaterverein "Freundschaftsbund" berichten, der sich von 1925 bis 1948 für die Armen und Hilfsbedürftigen im Dorf einzusetzen verstand und im Glehner Frangen-Saal mit Erfolg Theaterstücke aufführte. Der Spielleiter hieß Johann Lingen. Aber auch darüber würde das Dorfkreuz berichten können: Zwölf Jahre Dorffeste mit eigenem König und Parade am Dorfkreuz. Als die Umfunktionierung des Saales der Gaststätte Poschen zu einer Kfz-Werkstatt erfolgte, wurde dem Dorffest im Jahre 1964 die Grundlage entzogen.

Was traditionshalber immer noch gehegt und gepflegt wird, sind die Begegnungen der Dorfgemeinschaft zu verschiedenen Anlässen am Dorfkreuz, wie beispielsweise das Setzen des Weihnachtsbaumes in der Adventszeit und der Aufmarsch der Schützen am Glehner Kirmessonntag. "Gründe", so Hubert Tokloth, "sich hin und wieder am Dorfkreuz zu treffen, gibt es stets genug - auch wenn sich gegenüber keine Gaststätte mehr befindet." P. Mabe

(NGZ)
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