Eishockey Der junge NEV bringt Tempo aufs Eis

Neuss · Elf Monate nach der wegen der Corona-Krise abgesagten Eishockey-Saison 2020/21 spielt der Neusser EV wieder um Punkte. Zum Auftakt der NRW-Qualifikationsrunde geht es am Freitagabend (20 Uhr) zum EHC Troisdorf Dynamite.

 Den Puck stets fest im Blick: Maximilian Tillmann ist beim Neusser EV einer von drei Neuzugängen vom Kooperationspartner Düsseldorfer EG.

Den Puck stets fest im Blick: Maximilian Tillmann ist beim Neusser EV einer von drei Neuzugängen vom Kooperationspartner Düsseldorfer EG.

Foto: Berthold Häsler

Nach fast einem Jahr ohne ihren Lieblingssport reicht Udo Tursas, Vorsitzender des Neusser EV, ein Satz, um die Gemütslage bei Aktiven und Anhängern einzufangen. „Wir sind alle froh, dass es endlich wieder losgeht.“ Der schnellste Mannschaftssport blickt auch im Amateurbereich auf eine schwierige Zeit zurück, doch da dem NEV fast alle Partner und Sponsoren treu geblieben und auch weniger Kosten angefallen sind, sieht sich der Verein finanziell weiterhin gut aufgestellt.

Was ist neu? Wie schon vor Jahresfrist geplant, wurden die Regionalliga West und die Landesliga NRW zusammengelegt, um auf zwölf Mannschaften zu kommen. Die Saison beginnt mit einer Qualifikationsrunde, für die das Teilnehmerfeld aufgeteilt wurde: In der Neusser Gruppe B gelten die Neuwieder Bären und die Ratinger Ice Aliens als Favoriten, neben dem NEV werden aber auch die RealStars aus Bergisch Gladbach, der EHC Troisdorf und der EC Bergisch Land (Solingen) ihre Chance suchen. „Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten Drei und damit die Qualifikation für die anschließende Regionalliga-Hauptrunde mit dem Spitzentrio der Parallelgruppe A“, sagt Trainer Sebastian Geisler. Der 44 Jahre alte Weckhovener, der in Neuss, aber auch schon in Düsseldorf und Essen erfolgreich im Nachwuchsbereich gearbeitet hat, geht in seine erste kompletten Spielzeit als Chefcoach der Ersten Mannschaft.

Wie steht es ums Personal? Mit im Durchschnitt gerade einmal 23 Jahren vertraut Geisler einem sehr jungen Team, nur die Zweitvertretung der Moskitos Essen in der Gruppe A hat einen auf diesem Spielniveau noch unerfahreneren Kader aufgestellt. Zur Erklärung: Die eigentlich vorgesehene Profi-Truppe der Stechmücken darf nach einem rasanten Schuldenabbau nun doch wieder in der Oberliga antreten.

Der Altersdurchschnitt der Neusser Löwen geht sogar noch weiter in den Keller, wenn die „Bubis“ des Kooperationspartners Düsseldorfer EG auf dem Eis stehen. Die Talente aus der Deutschen Elite-Nachwuchsliga DNL sollen für den NEV auflaufen, wenn es der Spielplan der DEG in der höchsten Spielklasse (DEL) zulässt. „Eine klassische Win-win-Situation“, findet Tursas: „Für uns sind die Jungs eine Verstärkung – und sie sammeln in Neuss erste Spielpraxis im Seniorenbereich.“

In Torhüter Markus Endres (20), Stürmer Maximilian Tillmann (20) und dem serbischen Allrounder Lazar Pejcic (20) gehören zudem drei gut ausgebildete und dem Nachwuchsbereich gerade entwachsene Spieler der DEG fest dem NEV-Kader an. Auch der aus dem oberbayerischen Reichersbeuern stammende Maximilian Rieger (22) und der Krefelder Jonas Herz (20) fallen in die Kategorie Youngster. Lediglich der Ex-Dortmunder Frank Buchwald (26) verfügt bereits über Erfahrung in der Regionalliga West.

Wer ist nicht mehr dabei? Routiniers wie Sven Rothemund (Eintracht Frankfurt 2002) und Nikolai Varianov (ECW Sande) haben die Quirinusstadt wegen beruflicher Veränderungen verlassen, die beiden kanadischen Buddies Jason Popek und Jesse Healy sind aus privaten Gründen nach Griechenland gezogen bzw. in die Heimat zurückgekehrt, womit Stürmer Dominick Thum mit seinen 29 Jahren schon der Alterspräsident im angenehm frischen Neusser Kader ist. So sehr ihn die Abgänge auch schmerzen, hat Geisler selbstverständlich längst einen Plan B in der Tasche: „Mit unserer jungen Truppe wollen wir viel Tempo aufs Eis bringen und damit gegen die deutlich erfahreneren Mannschaften bestehen.“

Wie lief die Vorbereitung? Wie das in der Praxis aussieht, zeigten die Testspiele unter anderem gegen das Favoriten-Trio aus der Parallelgruppe: Bei den deutlich verstärkten Eisadlern Dortmund gelang ein 4:3-Sieg, den Dinslakener Kobras unterlagen die Neusser erst im Penaltyschießen (5:6). Nur gegen die aus der Oberliga gekommenen Füchse Duisburg setzte es eine Packung (1:7). Was er sah, gefiel dem Coach: „Wir sind auf einem guten Weg, die Jungs passen auch menschlich gut zusammen und sind motiviert.“ Ihm ist natürlich bewusst, dass zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht alles rund laufen kann: „Nach der langen Pause müssen sich einige Sachen noch einspielen, vor allem an der Abstimmung werden wir noch intensiv arbeiten.“ Der letzte Test brachte einen 9:1-Sieg über Grefrath Phoenix.

Wie startet der NEV? Bis die Neusser Fans ihr Team erstmals im Südpark anfeuern können, dauert es freilich noch eine Weile. Nach dem Auftakt in Troisdorf steht am 15. Oktober ein weiteres Auswärtsspiel beim alten Rivalen EC Bergisch Land in Solingen an. Erst am 22. Oktober treten die Ratinger Ice Aliens zum Derby in Reuschenberg an.

Trotzdem hat der NEV sein umfangreiches Hygienekonzept bereits aktualisiert. Vorbehaltlich behördlicher Änderungen gilt „3G“ als Voraussetzung für den Einlass und die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken auf allen Plätzen.

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