100 Jahre Stadtsportverband Das Fundament der „Wall of Fame“ steht

Neuss · Stadtsportverband Neuss stellt die ersten 16 Sportler und Sportlerinnen für seine noch zu errichtende Ruhmeswand vor. Präsentation am 26. November.

 Rekordhalter: Friedhelm Funkel stieg als Trainer sechs Mal in die Erste Bundesliga auf.

Rekordhalter: Friedhelm Funkel stieg als Trainer sechs Mal in die Erste Bundesliga auf.

Foto: dpa/Marius Becker

Jetzt mal ehrlich. Friedhelm Funkel, Thomas Rupprath, da macht es selbst bei Menschen Klick, die mit Sport vielleicht nicht ganz so viel am Hut haben. Wobei sich der Bekanntheitsgrad des guten „Ruppi“ wahrscheinlich mehr aus seinem Ausflug ins RTL-Dschungelcamp (2011) als aus seiner überaus ertragreichen Schwimmkarriere (1998 erster Weltrekordler aus Neuss) speisen dürfte. Aber wer kennt noch Udo Wolf, Goldmedaillengewinner im Bogenschießen bei den Paralympics 1992 in Barcelona, oder Willy Franssen († 18. November 1990 in Neuss), der seine Laufbahn als Profi-Radsportler nach einer langwierigen Knieverletzung 1961 beenden musste?

Vor allem junge Neusser und Neusserinnen können mit diesen Namen rein gar nichts anfangen, dabei stehen sie für die vielschichtigen und erfolgreichen Sportgeschichte der Stadt. Und genau da kommt der am 14. November 1921 gegründete Stadtsportverband Neuss ins Spiel. Im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens will die Gemeinschaft und Interessenvertretung von 114 Sportvereinen mit mehr als 34.000 Mitgliedern gerade diese Menschen zurück in den Fokus einer größeren Öffentlichkeit bringen. „Wir wollen diese ‘Aushängeschilder’ des Neusser Sports für die Bürgerschaft sichtbar auf Stelen in der Neusser Innenstadt darstellen, um ihre Bedeutung nachhaltig herauszuheben“, sagt SSV-Vorsitzender Meinolf Sprink. Die Geburtsstunde der „Wall of Fame“ des Neusser Sports.

 Einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmer aller Zeiten: Ex-Weltmeister Thomas Rupprath.

Einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmer aller Zeiten: Ex-Weltmeister Thomas Rupprath.

Foto: dpa

Und so soll es laufen: Ein Beirat rund um Bürgermeister Reiner Breuer hat die ersten 16 Kandidaten ausgewählt, die am Freitag, den 26. November (17 Uhr) im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Alten Ratssaal den Neusser Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden sollen. Jedes Jahr sollen dann fünf weitere Sportler, Funktionäre oder Trainer in die „Wall of Fame“ aufgenommen werden. „Beim Betrachten der Listen möglicher Kandidatinnen und Kandidaten ist uns nochmals bewusst geworden, welches Engagement für den Sport in den vergangenen Jahrzehnten im Schatten von St. Quirin an den Tag gelegt worden ist und welch großartige Sportlerinnen und Sportler mit der Stadt Neuss zu verbinden sind“, sagt Sprink. Als Standort für die Ruhmeswand, „die leicht, locker sowie transparent gestaltet wird“, verspricht der Vorsitzende, sei eine Stelle, „die immer öffentlich zugänglich und im Umfeld des Rathauses zu finden ist“, vorgesehen. „In der praktischen Umsetzung stellen wir uns eine Tafel, Wand oder Stele vor, auf der die Namen der ernannten Personen hinterlegt sind.“ Um eine Auseinandersetzung mit dem Thema möglichst interessant zu gestalten, „ist angedacht, diese Namen digital mit Leben zu füllen.“ Stichwörter dabei sind „Augmented Reality“ (erweiterte Realität), also das Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben. Das funktioniert manchmal über die Kamera des Smartphones, aber zumeist über eine spezielle Brille. Oder QR-Codes („Quick Response”), mit denen sich komplexe Informationen so verkürzt darstellen lassen, dass sie schnell und unkompliziert wieder abgerufen werden können.

 Roswitha Esser (l.) und Annemarie Zimmermann holten zweimal Olympia-Gold im Zweier-Kajak.

Roswitha Esser (l.) und Annemarie Zimmermann holten zweimal Olympia-Gold im Zweier-Kajak.

Foto: woi

Auf diese Weise wäre etwa zu erfahren, dass der am 29. Juli 2002 im Alter von gerade mal 63 Jahren verstorbene Elmar Frings, nach dem die 2011 errichtete Dreifachturnhalle im Schulzentrum an der Weberstraße benannt ist, dreifacher Olympia-Teilnehmer ist und nach seiner aktiven Karriere von 1972 bis 1976 Bundestrainer der Modernen Fünfkämpfer war.

 Als Eishockey-Torhüter und als Trainer überaus erfolgreich: Helmut De Raaf.

Als Eishockey-Torhüter und als Trainer überaus erfolgreich: Helmut De Raaf.

Foto: Horstmüller

Auf der Stele könnten mit seinem Namen Auszüge aus dem Nachruf dieser Zeitung von 2002 verbunden sein: „Elmar Frings hinterlässt nicht nur eine Lücke, sondern eine Leere in der Neusser Sportszene. Er war nie der gefeierte Star, zu seinen Ehren wurden keine Fackelzüge veranstaltet und Sonderseiten gedruckt wie für die anderen großen Olympioniken aus dem Kreis Neuss ... Doch Elmar Frings hat mit seiner Persönlichkeit, seiner Geradlinigkeit, seiner Sachkompetenz, aber auch seiner Menschlichkeit den hiesigen Sport in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten geprägt wie kaum ein anderer.“

Er bildet nun gemeinsam mit 15 weiteren Größen des Neusser Sports das Fundament der „Wall of Fame“, die ausdrücklich nicht zwischen lebenden und verstorbenen Personen unterscheidet. Aufnahme in die durchaus erlesene (erste) Liste hat auch Angela Krings gefunden. Doch obwohl sie seit Jahrzehnten untrennbar mit der Basketball-Abteilung der TG Neuss verbunden ist, stellt sie vorsorglich klar: „Ich möchte dort auf keinen Fall als Urgestein bezeichnet werden ...“

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