Spurt in den Mai Weltmeister glückt das seltene Double

Büttgen · Im ersten Rennen nach dem WM-Titel siegt Theo Reinhardt in Büttgen auf Bahn und Straße - das gelang zuletzt Andreas Beikirch 2004.

Spurt in den Mai 2018: Berti Vogts als Stargast in Büttgen
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Berti Vogts beim Spurt in den Mai

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Uwe Messerschmidt war 1987 der erste, Andreas Beikirch schaffte das Kunststück gleich fünf Mal, zuletzt vor 14 Jahren. Jetzt haben die beiden einen würdigen Nachfolger gefunden. Denn knapp zwei Monate nach dem Gewinn des Weltmeistertitels im Zweier-Mannschaftsfahren startete Theo Reinhardt mit einem Doppelsieg in seine neue Radsport-Saison.

"Das hat Spaß gemacht, ich komme im nächsten Jahr gerne wieder", kommentierte der 27 Jahre alte Berliner seinen zweifachen Triumph auf Bahn und Straße innerhalb von 19 Stunden. Einen Triumph, den er sich hart erarbeiten musste: "Die Konkurrenz war stark", stellte Reinhardt sowohl mit Blick auf den "Spurt in den Mai" als auch auf das Straßenrennen fest, das trotz frostiger Temperaturen reichlich Schaulustige in den Büttgener Ortskern gelockt hatte.

"Ich weiß nicht, ob das noch die Nachwirkungen der Tour de France sind, auf jeden Fall sind wir mit der Resonanz an beiden Tagen mehr als zufrieden," lautete das erste Fazit von Friedhelm Kirchhartz, dem Gesamtleiter der beiden Büttgener Radsporttage, die seinen Eintritt in den (beruflichen) Ruhestand vielen Unkenrufen zum Trotz unbeschadet überstanden haben. Und nicht nur das: "Das war insgesamt sicher eine der besten Veranstaltungen überhaupt" - dem Resümee von Franz-Josef Kallen, dem Präsidenten des gastgebenden VfR Büttgen, wollte niemand widersprechen.

Von den Fahrern schon gar keiner. "Hier sind ja richtig Zuschauer, das sieht bei den Kriterien bei uns im Osten ganz anders aus", sagte Theo Reinhardt. Und auch für Justin Wolf, neu im Team mit dem etwas sperrigen Namen "Sportforum Düsseldorf/Kaarst-Büttgen", stand fest: "Vor diesem Publikum wollte ich unbedingt aufs Podium fahren." Was dem mit Abstand längsten im Fahrerfeld, der aus dem Zabel-Klub RSV Unna kommt, trotz des lästigen Gegenwindes auf fast der Hälfte des Rundkurses mit Platz drei auch gelang. Dass der 25-Jährige trotzdem sehr viel Führungsarbeit leistete, wurde schließlich mit dem "Horst-Gangfuß-Pokal" für den kämpferischsten Fahrer belohnt.

Reinhardt, Wolf und der spätere Zweitplatzierte Christian Noll (Team Kern Haus) waren etwa bei Streckenhälfte zusammen mit fünf weiteren Ausreißern, darunter Lokalmatador Alexander Görres im gelb-schwarzen Renndress des VfR Büttgen, dem Rest des Feldes um Vorjahressieger Nicolas Pietrula (Dukla Prag) weg gefahren. Und weil das Oktett - in Theo Reinhardt, seinem Zweier-Mannschaftspartner vom Vorabend Leif Lampater und Henning Bommel waren gleich drei Fahrer vom Team Heizomat rad-net.de dabei - recht gut harmonierte, hatten sie auf dem 900 Meter langen Kurs dieses Feld bald wieder eingeholt und damit überrundet.

Pech für Lokalmatador Nils Schomber, denn der Neusser hing im Feld fest und konnte natürlich schlecht die Jagd auf seine drei rad-net-Kollegen an der Spitze eröffnen. Angesichts des heftigen Windes wagte auch sonst keiner mehr einen Vorstoß, so dass die Rennleitung das Hauptfeld fünf Runden vor Schluss absprinten ließ - Lennart Frie (Equipe Stuttgart-Vaihingen) sicherte sich so Platz neun vor dem in Kleinenbroich wohnenden Hans Pirius (RSG Hürth), dessen Großvater Jean Breuer 1974 Steher-Weltmeister war.

Steher-Qualitäten waren auch in Büttgen gefragt, das Tempo mit 46,5 Stundenkilometern für die 70 Runden (63 Kilometer) recht hoch. Deutlich langsamer waren da die "Race Bike Kids" in den vier "Erste-Schritt-Rennen" für Kinder zwischen zwei - wie mehr als ein Dutzend andere auf dem Laufrad unterwegs - und zehn Jahren. Dafür war die Stimmung an der Strecke, angeheizt vom wie immer bestens aufgelegten Christian Stoll am Mikrofon, fast noch besser als beim Eliterennen. "Die Rennen sind schon mehr als nur der heimliche Höhepunkt", stellte Friedhelm Kirchhartz fest, der jedem Kind, das das Ziel erreichte, einen Gutschein fürs nahe Eiscafé La Rosa in die Hand drückte.

Um Prämien ging's dagegen schon in Jugendrennen. Den Löwenanteil davon heimste Tim Torn Teutenberg ein, der das von zwei Stürzen überschattete Rennen U17/U19 im Spurt vor Juri Kullmann (SG Radschläger Düsseldorf) gewann. Vater Lars Teutenberg, diesmal nur als Zuschauer an der Strecke, hat die Eliterennen fünf (Bahn) und vier Mal (Straße) gewonnen - das Double blieb dem inzwischen 47-Jährigen allerdings versagt.

(NGZ)
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