Sportpolitik Sportmediziner aus Holzbüttgen bestätigt Anabolika-Gaben
Kaarst · In einem Telefongespräch mit der NGZ hat der in Holzbüttgen lebende Orthopäde Dr. Gustav Raken gestern Abend als erster Sportmediziner seit Veröffentlichung der Studie über Doping in Westdeutschland vollkommen unaufgeregt bestätigt, Anabolika an Kaderathleten verabreicht zu haben. In einem Interview mit dem Radiosender B5 des Bayerischen Rundfunk hatte der 77-Jährige gesagt, als Arzt im nordrhein-westfälischen Radsport-Verband auf Anweisung des mittlerweile höchst umstrittenen Freiburger Sportmediziners Armin Klümper gehandelt zu haben. Namen von Sportlern, denen zwischen 1974 und 1977 das Anabolikum Deca-Durabolin verabreicht worden sei, nannte der Mediziner indes nicht. In dem Interview heißt es weiter: "Ich war sozusagen der lange Arm von Klümper. Ich habe die Anabolika paketeweise von ihm zugeschickt bekommen und habe das vom damaligen Olympia-Arzt Professor Joseph Keul als unbedenklich eingestufte Deca-Durabolin auf seine Anweisung den Radsportlern im Frühjahr gespritzt. Die standen dann einmal die Woche vor der Praxis und haben sich die Spritze abgeholt."
Äußerungen, deren Brisanz sich Raken indes nicht ganz erschließen will. "Das ist doch ein alter Hut", sagt er und verweist auf das bereits 2007 im Verlag Delius Klasing erschiene Werk "Doping im Radsport" von Ralf Meutgens, in dem er als Zeitzeuge über Anabolika-Missbrauch in den 1970er Jahren und die Einnahme von bis zu 20 verschiedenen Medikamenten täglich durch einzelne Athleten berichtet habe. "Das war doch kein Geheimnis, das habe ich jedem erzählt."
Raken, von 2002 bis 2008 Vorstandsmitglied des Trägervereins Sportforum Kaarst/Büttgen, bis 2000 als Sportarzt für den Stadtsportverband Kaarst tätig und im Oktober 2012 nach drei Jahrzehnten als Leiter der eigenständigen Herzsportgruppe der SG Kaarst ausgeschieden, ist sich jedenfalls keiner Schuld bewusst. "Trotzdem war ich froh, als die Sache dann irgendwann eingeschlafen ist."
