Fakten & Hintergrund Wenn die anderen feiern ...

Rhein-Kreis · Es gibt längst keine sportfreie Zeit mehr im Jahr. Selbst an Karneval stehen jede Menge Wettkämpfe im Kalender – für einige Athleten sogar extrem wichtige auf dem Weg zu den Olympischen Spielen .

Fechtmaske statt Pappnase heißt am Wochenende die Devise für Benedikt Wagner (r.) und Co..

Fechtmaske statt Pappnase heißt am Wochenende die Devise für Benedikt Wagner (r.) und Co..

Foto: Heinz. J. Zaunbrecher/Heinz J. Zaunbrecher

Bützen können sie höchstens ihre Teamkollegen –und das auch nur im Erfolgsfall. Ansonsten sind karnevalistische Aktivitäten in diesem Jahr für viele Sportler tabu. Schuld ist ein immer dichter werdender Terminkalender, der auf nationale und regionale Befindlichkeiten keine Rücksicht nimmt. Eine Übersicht:

Fechten In Lausanne wird in diesem Jahr zum 36. Mal Straßenkarneval gefeiert – vom 8. bis 10. Mai. Vielleicht ist das der Grund, warum der dort im Maison du Sport International an der Avenue de Rhodanie beheimatete Fecht-Weltverband (Federation Internationale d’Escrime, FIE) so gar nichts mit dem närrischen Brauchtum vor Beginn der Fastenzeit am Hut hat. Denn die FIE hat gleich zwei bedeutende Events auf die Karnevalstage gelegt: Im kroatischen Porec beginnen am Samstag die Europameisterschaften für Kadetten und Junioren. Und in Warschau steht die 65. Auflage des zum Weltcup zählenden Turniers Sabre de Wolodyjowski auf dem Programm. Am Freitag (Qualifikation) und Samstag (letzte 64 bis Finale) wird der Sieger im Einzel ausgefochten, am Sonntag folgt der Teamwettbewerb.

Und vor allem der ist für das vom Deutschen Fechterbund nominierte Quartett Max Hartung, Richard Hübers, Matyas Szabo und Benedikt Wagner (alle TSV Bayer Dormagen) extrem wichtig. Sollten sie es unter den 25 gemeldeten Teams bis ins Finale der beiden besten Mannschaften schaffen, ist das gleichbedeutend mit der Fahrkarte zu den Olympischen Spielen in Tokio. Ansonsten gilt es, ihren Vorsprung als Vierter der Qualifikationsrangliste vor Russland, dem Iran und Frankreich zu verteidigen.

Obwohl das Turnier am Sonntagabend zu Ende geht, hat Säbel-Bundestrainer Vilmos Szabo die Zimmer im Courtyard by Marriott Airport-Hotel am Warschauer Flughafen vorsorglich bis Aschermittwoch gebucht. Denn das nächste Qualifikationsturnier lässt nicht lange auf sich warten – auch bei der  Trophée Luxado im italienischen Padua (6. bis 8. März) gibt es Punkte für die olympische Qualifikationsrangliste. Und wenn der überwiegende Teil des Teams in Köln wohnt, ist Vorsicht allemal besser als hinterher ein olympischer Kater.

Radsport Während im Rheinland an Aschermittwoch bekanntlich alles vorbei ist, geht es im Berliner Velodrom dann erst richtig los. Denn dort werden vom 26. Februar bis 1. März die Weltmeisterschaften im Bahnradsport ausgetragen. Mit Qualifikation und erster Runde am Mittwoch und dem Finale am Donnerstag ist die Mannschaftsverfolgung der Männer gleich einer der ersten Wettbewerbe, in denen Medaillen vergeben werden. Bundestrainer Sven Meyer peilt dabei einen deutschen Rekord und die erste WM-Medaille seit 2002 an. „Die Zielzeit ist, unter 3:50 Minuten zu fahren. Das ist nicht unrealistisch,“ sagte Meyer auf dem Medientag des Bundes Deutscher Radfahrer in Frankfurt/Oder, wo sich seine Schützlinge auf die WM vorbereiten, und fügte hinzu: „Wenn wir ins kleine Finale fahren, ist das schon stark.“ Ob zu den vier Fahrern, denen er das zutraut, auch der Neusser Nils Schomber gehört, entscheidet der Bundestrainer erst kurz vor dem ersten Startschuss.

Handball Auch hier kennt der Spielplan keine Gnade: In Erster und Zweiter Bundesliga stehen über Karneval komplette Spieltage an. Die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen haben dabei Glück im Unglück. Das Glück: Sie müssen beim TuS N-Lübbecke ran und laufen so wenig Gefahr, im Herzen von Ostwestfalen auf jecke Fans des Gegners zu treffen. Das Unglück: Die Partie wird am Samstag um 19 Uhr angepfiffen, womit ihr schon traditionelles Mitwirken im Dormagener Karnevalsumzug gestrichen ist. Am besten ersatzlos, denn zwei Tage nach Aschermittwoch (Freitag, 28. Februar, 19.30 Uhr) geht es mit dem für den weiteren Saisonverlauf nicht ganz unbedeutenden Heimspiel gegen den TV Emsdetten weiter. Vielleicht hätte Trainer Dusko Bilanovic ja auch bis Mittwoch eine Übernachtung im Weserbergland buchen sollen...

Basketball Warum die 2. Basketball-Bundesliga der Damen stets an Karneval spielt, wird ihr Geheimnis bleiben. Statt sich an Altweiber im Tigerkostüm ins närrische Getümmel zu stürzen, stehen der TG Neuss gleich zwei Partien ins Haus. Am Freitag die wegen des Sturmtiefs „Sabine“ abgesagte bei den Krofdorf Knights, tags darauf die planmäßige bei den Bender Baskets in Grümberg. Weil beides im eher karneval-unverdächtigen Hessen liegt und es sich aus fahrtechnischen Gründen anbietet, schieben die Tiger eine Übernachtung dazwischen.

Fußball „Sabine“ ist auch schuld, dass der SC Kapellen an Karneval in der Landesliga auflaufen muss: am Samstag um 14.30 Uhr zum Nachholspiel beim SV Sonsbeck.

Karneval auf sächsisch Kaum zu glauben, aber wahr: In Leipzig gibt’s einen „Rosensonntagsumzug“, der um 14 Uhr durch die Innenstadt zieht. Sport gibt’s aber auch in der sächsischen Metropole, und das nicht zu knapp: In der Arena stehen am Samstag und Sonntag die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten auf dem Programm, mit dabei Kieron Ludwig (400 Meter) und Fabian Spinrath (800 Meter) vom TSV Bayer Dormagen. Und am Samstag (16 Uhr, Jahn-Sporthalle) müssen die Floorballer der DJK Holzbüttgen beim Deutschen Meister und Tabellenzweiten MFBC Leipzig ran. Helau und Alaaf.

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