Tamburello Ein Musikinstrument als Sportgerät

Grevenbroich · Das schnelle Rückschlagspiel fördert Motorik und Koordination, verlangt aber auch ein ausgeprägtes Reaktionsvermögen.

 Der TV Wevelinghoven spielt die Tamburello-Variante in der Halle und mit einem Tennisball.

Der TV Wevelinghoven spielt die Tamburello-Variante in der Halle und mit einem Tennisball.

Foto: Irmgard Gerbrand

Ein Musikinstrument als Schläger für eine Ballsportart? Hört sich erst einmal seltsam an, gibt es aber wirklich. Beim Tamburello, einem schnellen Rückschlagspiel, müssen die Mannschaften den Ball mit Hilfe eines Tambourins in die gegnerische Spielfeldhälfte schlagen. In Italien ist der Sport weit verbreitet, dem deutschen Tamburello-Verband gehören jedoch lediglich 13 Vereine an. Wie kommt so ein überaus exotischer Sport nach Wevelinghoven?

Die Tamburello-Abteilung entstand eher zufällig. Irmgard Gerbrand, die Abteilungsgründerin, arbeitete damals schon ehrenamtlich im Sportverein und hauptberuflich in einer Arztpraxis. Dort wurde sie von einem Pharmareferenten auf ein Angebot der Sporthochschule Köln aufmerksam gemacht, bei dem sich in viele unterschiedliche Sportarten reinschnuppern ließ. Gemeinsam mit der Herzsportgruppe, die sie kurz zuvor gegründet hatte, machte sie sich somit auf den Weg nach Köln. „Toll, damit kann man auch Sport machen“, sagte Gerbrand, die aus dem Staunen nicht herauskam, als sie bei der Veranstaltung zum ersten Mal Tamburello ausprobierte. Schnell war ihr klar, dass sie dies als Sportart in Wevelinghoven etablieren wollte. So gründete sie kurzerhand eine eigene Tamburello-Abteilung im TV Wevelinghoven. Nun treffen sich seit mehr als 20 Jahren jeden Mittwoch begeisterte Tamburello-Spieler aus dem Rhein-Kreis, um für zwei Stunden aus dem Alltag zu entfliehen und sich nur auf den Sport zu konzentrieren. „Ich freue mich riesig auf jeden Mittwoch“, sagt die Ehrenamtlerin mit purer Begeisterung in der Stimme.

Der Schläger, also das Tambourin, ist kreisrund und mit einem strapazierfähigen Kunststoff bespannt – er sieht quasi aus wie das Tambourin, das man aus dem schulischen Musikunterricht kennt, nur dass am Rand keine kleinen Schellen angebracht sind. „Musik können wir damit aber trotzdem machen, so applaudieren wir uns gegenseitig für besonders gelungene Ballwechsel“, erzählt Irmgard Gerbrand, die für das Spiel brennt.
Das Tamburello-Feld misst 80x20 Meter und teilt sich in zwei gegnerische Spielhälften auf, die durch eine Mittellinie voneinander getrennt werden. Wenn der weiße Hartgummiball einmal auf dem Boden aufgekommen ist, muss er wieder zurück in das gegnerische Halbfeld gespielt werden. Um die 40x20-Meter große Fläche im eigenen Halbfeld möglichst gut abzudecken, besteht das fünfköpfige Team aus zwei Vorderspielern, einem Mittelspieler und zwei Hinterspielern, die sich sehr genau abstimmen müssen und ein besonders ausgeprägtes Reaktionsvermögen besitzen sollten, denn ein Zuspiel innerhalb der Mannschaft ist nicht erlaubt.

Aber es gibt viele weitere Varianten des ursprünglich italienischen Sports. Man kann ihn auch als Beach-Variante – dann ohne aufprallen – oder, wie es beim TV Wevelinghoven getan wird, drinnen spielen. Das Spielfeld wird dann kleiner, aber auch die Anzahl der Spieler pro Mannschaft wird auf drei reduziert. Zusätzlich wird der Hartgummiball gegen einen Tennisball ausgetauscht. Als kleiner Ausreißer zählt das Tambourelli auch noch zur Familie des Tamburello-Spiels. In Schottland gegründet, ist es dem Badminton sehr ähnlich. Ein Federball wird über ein Netz gespielt und muss sofort vom Gegenspieler zurückgeschlagen werden – nur statt dem Badminton-Schläger nutzt man ein Tambourin.

Info Die Tamburello-Abteilung des TV Wevelinghoven trainiert jeden Mittwochabend von 20 bis 22 Uhr die Indoor-Variante.

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