Sportpolitik Eine Plattform für den Sport im Rhein-Kreis

Neuss · Unter dem Titel „Sport im Dialog“ hatte der Sportbund Rhein-Kreis Neuss (KSB) Vertreter der Sportverwaltung und Sportpolitik der Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis sowie an der Spitze von Sportvereinen stehende Ehrenamtler zum Gedankenaustausch eingeladen.

 Das TSV Bayer Sportcenter ist die Heimat des Junioren-Weltcupturniers um den Preis der Chemiestadt. Der Bau einer Fechthalle am Bundesstützpunkt in Dormagen ist eines der wichtigsten Projekte, mit denen sich der Rhein-Kreis aktuell beschäftigt.

Das TSV Bayer Sportcenter ist die Heimat des Junioren-Weltcupturniers um den Preis der Chemiestadt. Der Bau einer Fechthalle am Bundesstützpunkt in Dormagen ist eines der wichtigsten Projekte, mit denen sich der Rhein-Kreis aktuell beschäftigt.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher/Zaunbrecher, Heinz (zau)

Mit einem zufriedenen Lächeln ließ KSB-Geschäftsführer Dominik Steiner seinen Blick über die vollen Stuhlreihen im Seminarraum des gastgebenden Tauchsportvereins Pulchra Amphora am Sandhofsee gleiten. Und er stellte fest: „Das Ehrenamt hat Interesse, sich auszutauschen, das zeigt dieser Abend.“ Zur Einstimmung etablierte Reinhard Ulbrich, Präsidiumsmitglied im Landessporttbund  NRW und Sprecher  der 54 Stadt- und Kreissportbünde, in seinem kurzen Impulsreferat zwei beeindruckende Zahlen: „In Nordrhein-Westfalen sind etwa fünf Millionen Menschen in rund 18.500 Sportvereinen organisiert. Eine größere Bürgerbewegung gibt es nicht.“

Das Problem sei jedoch, die immer noch die weit verbreitete Meinung, „alles, was Sportvereine anbieten, müsse gratis sein. Aber gleichzeitig fordere man hochqualifizierte Ausbilder und Übungsleiter.“ Er machte das Dilemma an einem Beispiel fest: „In vielen Vereinen wird über Beitragserhöhungen von einem Euro erbittert diskutiert, aber als Mitglied in einem Fitnessstudio spielt das Geld dann keine Rolle mehr. Da gebe ich alleine fürs Parkhaus schon 5 Euro aus.“ Darum forderte Ulbrich ein Umdenken: „Qualifizierte Arbeit kostet Geld.“ Vereine mit mehr als 2000 Mitgliedern seien mittlerweile wie ein Unternehmen zu führen. „Da findet echtes Finanzmanagement statt.“

Sein Schluss, dies sei nur durch eine größere Professionalisierung zu leisten, stößt an der Basis freilich auf Widerspruch. So steht für Norbert Jurczyk, Vorsitzender der Fußball-Junioren im SV Glehn, fest: „Ehrenamt und Professionalisierung passen nicht zusammen. Auf lange Sicht ist die Professionalisierung sogar der Tod des Ehrenamts! Ich will einfach mal wieder nur Ehrenamtler sein, Fehler machen dürfen und Neues ausprobieren.“ Eine charmante Herangehensweise im Kleinen, jedoch ungeeignet bei der Umsetzung von Großprojekten mit kreisweiter Bedeutung. Dirk Brügge, Kreisdirektor und Sportdezernent des Rhein-Kreises Neuss, nennt drei: „Gemeinsam mit Dormagen wollen wir mit dem Wildwasserpark am Straberger See etwas für den Kanu-Sport tun.“ Im Blick hat der Rhein-Kreis zudem den mit dem Neubau einer Fechthalle in Knechtsteden verknüpften Bundesstützpunkt Fechten in Dormagen. Und ein Thema, so Brügge weiter, sei nach wie vor das Sportforum Kaarst-Büttgen, „auch wenn uns in Sachen Bundesleistungszentrum für den Radsport die Kölner den Rang abgelaufen haben.“ Die Spezialisten auf ihren Hightech-Maschinen, das beweist seit ihrer Premiere 2002 jedes Jahr aufs Neue die „Tour de Neuss“, stehen an Rhein und Erft hoch im Kurs. 2017 war sogar die „Tour de France“ im Rhein-Kreis zu Gast. Eine Wiederholung dieses unvergesslichen Spektakels schließt Matthias Welpmann, Sportdezernent der Stadt Neuss, „in unserem Leben“ zwar aus, doch er könne sich vorstellen, „dass Neuss, dass der Rhein-Kreis für die Deutschland-Tour ins Spiel komme.“

Nicht erschließen mag sich ihm dagegen der Nutzen einer Multifunktionshalle für den Sport vor Ort. „Es stimmt, wir haben in Neuss keine Halle, wo wir mehr als 500, 600, vielleicht 700 Zuschauer unterbringen können. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob das Priorität hat, das ginge ja zulasten von irgendwas anderem. Finanzieren könnten wir so eine Halle, aber dafür, wie wir sie dann betreiben könnten, fehlt mir die Fantasie.“ Fein raus ist in dieser Beziehung mit dem gut 3000 Zuschauer fassenden TSV Bayer Sportcenter Tanja Gaspers. Die Sportdezernentin der Stadt Dormagen weiß: „Zuvorderst steht eine Bedarfsanalyse.“ Ins gleiche Horn stößt Brügge: „Wir müssen erstmal definieren, was da stattfinden soll. Und hat diese Halle eine Bedeutung über Städte und Gemeinden hinaus?“ Interessante Fragen, die in kurzen, dem Speed-Dating ähnlichen Vier-Augen-Gesprächen mit Vereinsvorsitzenden wie Verena Austermann (DJK Rheinkraft), Heinz Kiefer (SG RW Gierath) und Mario Meyen (TG Neuss) noch intensiver erörtert werden konnten.

KSB-Vorsitzender Hermann-Josef Baaken kündigte an: „Der erste Aufschlag ist gemacht. Wir werden diese Reihe im Jahreszyklus mit weiteren Gruppen, etwa aus der Wirtschaft und den Schulen, fortsetzen.“

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