Olympische Spiele "Spiele zwei Jahre zu früh"

Olympische Spiele · Herr Kawald, welches Gefühl haben Sie nach dem Mannschaftswettbewerb bei den Olympischen Spielen?

 Enttäuscht über zwei mal Platz fünf: Trainer Olaf Kawald.

Enttäuscht über zwei mal Platz fünf: Trainer Olaf Kawald.

Foto: Archiv

Herr Kawald, welches Gefühl haben Sie nach dem Mannschaftswettbewerb bei den Olympischen Spielen?

Olaf Kawald Neben der riesigen Enttäuschung habe ich vor allem ein gewisses Déjà-vu-Gefühl: Mich erinnerte das, was sich heute hier auf der Planche abgespielt hat, sehr stark an den Einzelwettbewerb am Sonntag. So wie Nico Limbach da gegen Kovalev verloren hat, so ist heute auch die Mannschaft gegen Korea aufgetreten.

Waren die Erwartungen vielleicht zu hoch gesteckt, haben alle vor den Wettkämpfen den Mund ein wenig zu voll genommen?

Kawald Das sehe ich nicht so. Wir können doch nicht als Weltranglistenerster im Einzel und -dritter mit der Mannschaft hier hinfahren und sagen: Schön, dass wir dabei waren. Medaillen waren unser Ziel und ich bleibe dabei, dass sie auch möglich gewesen wären.

Warum fahren Sie jetzt trotzdem mit leeren Händen nach Hause?

Kawald Dafür gibt es drei Gründe. Erstens war unser Team sehr jung. Im Säbel kommt es noch mehr als in den anderen Disziplinen auf Erfahrung an. Die Olympischen Spiele kamen wohl zwei Jahre zu früh für uns, diese Befürchtung hatte Nicolas Limbach übrigens bereits im Vorfeld geäußert. Der zweite Grund hängt mit dem ersten zusammen: Die Jungs wurden plötzlich in die Favoritenrolle gezwängt, das sind sie nicht gewöhnt, sie müssen erst lernen, damit umzugehen. Ihre bisherigen Erfolge haben sie alle als Außenseiter erzielt. Der dritte Grund ist jedoch der eigentlich Besorgnis erregende: Nicht nur bei den Koreanern, auch bei den anderen vor uns platzierten Nationen haben wir es mit Vollprofis zu tun, die nichts anderes machen als Fechten und davon, auch später, gut leben können. Das ist in anderen Sportarten doch genauso, da haben wir Deutschen schon den Anschluss verpasst oder drohen ihn zu verpassen. Da muss man sich schleunigst Gedanken über unser Sportsystem machen.

Volker Koch führte das Gespräch. Olaf Kawald ist Disziplintrainer Säbel beim Deutschen Fechterbund und Cheftrainer beim TSV Bayer Dormagen

(NGZ/ac)
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