Jüchen Spenrath älter als geglaubt

Jüchen · Auf 6500 Quadratmetern erforschen Archäologen die Fläche von Otzenrath und Spenrath. Dort hoffen sie auf neue Erkenntnisse über Bodendenkmäler. Präsentiert werden diese am "Tag der Archäologie".

Archäologen bei der Arbeit in Otzenrath und Spenrath: Denis Franzen, Josef Franzen, Grabungsleiter Angelo Iacopinelli und Dr. Alfred Schuler, wissenschaftlicher Referent (v.l.).

Foto: kvm

ALT-SPENRATH Von den alten Orten Otzenrath und Spenrath steht weit und breit nichts mehr bis auf den Spenrather Hof, der bis Mitte 2013 noch bewirtschaftet wird. Auch die Baumstraße, die mit ihrer markanten S-Kurve einst mitten durch Spenrath führte, ist noch erkennbar. Genau dort wird noch bis Ende dieses Sommers auf einer Fläche von 6500 Quadratmetern die letzte archäologische Ausgrabung der Bodendenkmalpflege ausgeführt — im Gebiet der alten Dörfer Otzenrath, Spenrath und Holz werden Stück für Stück die Ortskerne untersucht.

Kampf gegen den Schlamm, der die Ausgrabungen behindert: Die technischen Grabungsleiter Denis und Josef Franzen vor einem ehemaligen Grabenhaus.

Foto: Karin Verhoeven

"Die Besiedlung verlief anders als in Otzenrath, wo Niederadelige von Borschemich aus das Land urbar gemacht hatten: Spenrath haben 'kleine Leute' von Immerath aus gegründet," erklärt Dr. Alfred Schuler, der als wissenschaftlicher Referent verantwortlich ist für alle Grabungen im Tagebau Garzweiler. Schuler weiß inzwischen auch: "Die Staunässe hatte hier den Leuten das Leben schwer gemacht." Einige wenige Hofstellen in einer lockeren Streusiedlung seien der Ursprung des Weilers Spenrath gewesen, der einst politisch zu Holzweiler/Immerath, kirchlich aber zu Otzenrath gehörte.

Wegen Hunger Höfe verlassen

Nun wisse man aufgrund der aktuellen archäologischen Grabungen, dass Spenrath schon gut zwei Jahrhunderte früher gegründet wurde, bevor es überhaupt das erste Mal in Urkunden (1398) genannt wurde. Die "Rodung des Spendeo" dürfte ihren Ursprung also im zwölften Jahrhundert haben.

Die bei den Umsiedlern beliebten Brüder Denis und Josef Franzen gehören als technische Grabungsleiter zum Grabungsteam des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege. Denis Franzen hat etwa Details zur topographischen Situation und zu den hydrologischen Verhältnissen des späteren Straßendorfes erarbeitet. Er erklärt: "Wir befinden uns hier im Quelleinzugsgebiet der Niers. Das so genannte Spenrather Fließ entspringt in Immerath und lief im Mittelalter durch Spenrath, Otzenrath bis kurz vor Borschemich, wo es von der Köhm aufgenommen in die junge Niers fließt."

Um den Boden zu entwässern, habe man Gräben angelegt. Auch Teiche hatte es im Dorf gegeben, die unterschiedliche Funktionen haben konnten — beispielsweise als Löschteich, als Tränke für das Vieh oder als Karren- und Mühlenteich. Josef Franzen bemerkte bei den Grabungen, dass aus späterer Zeit nicht viel Keramik gefunden wurde. Alfred Schuler sagt mit Blick auf damalige Hunger-, Klimakatastrophen und Epidemien: "Es würde nicht verwundern, wenn hier im 14. Jahrhundert zeitweilig Hofstellen aufgegeben worden sind."

Und um am Tag der Archäologie — in diesem Jahr am Samstag, 25. August — einmal für die Besucher vor Ort die räumlichen Dimensionen eines Wohnwirtschaftsgebäudes aus dem Hochmittelalter zu verdeutlichen, fertigt Josef Franzen bereits gemeinsam mit Grabungsarbeiter Angelo Iacopinelli einen Nachbau des Nordgiebels eines Hauses an — früher in Pfostenbauweise errichtet, war es 17 mal sechseinhalb Meter groß. Dann wollen die Mitglieder des Archäologen-Teams den Besuchern auch gern die Hintergründe erläutern.

(NGZ/ac)