Korschenbroich Spenden für Straßenkinder

Korschenbroich · Die Straßenkinder von La Paz sind seine Familie: Seit 18 Jahren ist Pfarrer Neuenhofer für diese Jungen und Mädchen Vater, Freund und Lebensretter. Seine Bettel-Tour hat er jetzt erfolgreich beendet, sein Rückflug ist gebucht.

 Für die Straßenkinder in La Paz ist Pfarrer Neuenhofer (2.v.r.) Vater, Freund und Lebensretter. Das Konzert auf dem Hoeren-Hof nutzte er, um sich zu bedanken.

Für die Straßenkinder in La Paz ist Pfarrer Neuenhofer (2.v.r.) Vater, Freund und Lebensretter. Das Konzert auf dem Hoeren-Hof nutzte er, um sich zu bedanken.

Foto: NGZ

Sie leben wie Tiere im Dreck, schlafen unter Brücken und auf Schrottplätzen, sie vegetieren dahin, haben keine Ausbildung, kein Einkommen, keine Familie: die Straßenkinder von La Paz. Ihr einziger Halt ist Pfarrer Josef Neuenhofer (72), den die Kinder alle liebevoll nur "Patre José" nennen.

Vor 18 Jahren ging der in Mönchengladbach geborene Pater nach Bolivien. Seither ist er den Straßenkindern Vater, Freund und Lebensretter. Seit 14 Jahren wird sein Hilfswerk "Arco Iris" von dem Korschenbroicher Verein Kinder-Direkthilfe (KDH) unterstützt. "Allein in diesem Jahr konnten wir dem Pfarrer mit rund 200 000 Euro helfen", überschlägt KDH-Vorsitzender Jürgen Hüsges (66) die Spendensumme für die Straßenkinder. Über 800 Spendenbescheinigungen hat er bereits ausgestellt, weitere werden folgen. Hüsges ist den Menschen in der Region zutiefst dankbar, für die anhaltende Unterstützung.

Diese Dankbarkeit teilt mit dem Korschenbroicher Pensionär auch Pater Neuenhofer. Alle zwei Jahre ist er in Korschenbroich bei seinem Freund Jürgen und in seiner früheren Pfarre Rottweil zu Gast, um von den beiden Stationen aus bundesweit für seine unterschiedlichen Projekte zu werben. Dieses Mal machte sich Neuenhofer bei seinem dreimonatigen Deutschland-Aufenthalt in Korschenbroich ungewohnt rar. Eine defekte Hüfte machte dem 72-Jährigen sehr zu schaffen. Und das Warten auf einen OP-Termin gefiel ihm ebenso wenig wie jetzt der Aufenthalt in der Reha.

In Gedanken ist der Pfarrer schon längst wieder bei seinen Schützlingen, auch wenn sein Rückflug erst für den 22. Januar gebucht ist. Er weiß um die gute Organisation in La Paz. Dennoch fühlt er sich den Kindern und Jugendlichen verpflichtet. Die Sorge, dass das Geld nicht reicht, plagt ihn dauerhaft. "Ich bin so froh, dass die Spenden weiter fließen", spricht Neuenhofer die gestiegenen Betriebskosten an. "Die Löhne werden von der Regierung festgesetzt und wurden in 2010 um zwölf Prozent angehoben." Um so mehr weiß er den Einsatz von Jürgen Hüsges zu schätzen, der die Vereinspost in Korschenbroich mit dem Fahrrad rund fährt und das Briefporto — wenn erforderlich — aus der eigenen Tasche drauflegt. "Wer einen Euro gibt, kann ganz sicher sein, der kommt auch komplett bei uns an", so Neuenhofer.

Zum Hilfsprojekt "Arco Iris" gehören neben einem Krankenhaus drei fahrende Ambulanzen, Lehrwerkstätten, täglich 900 Mittagsspeisungen, Jungen und Mädchenwohnheime, Alphabetisierungsprogramme. Aber auch die psychologische Betreuung wird verstärkt angeboten, speziell für Kinder, die missbraucht wurden oder die sich aus Verzweiflung mit der Prostitution das Geld für eine warme Mahlzeit verdienten.

(NGZ)
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