Besuch aus Südamerika am Gymnasium Jüchen Spannender Politikunterricht: Alltag in Kolumbien

Politikunterricht zählt im allgemeinen nicht unbedingt zu den ausgemachten Lieblingsfächern der Schüler am Jüchener Gymnasium. Für viele gibt es beliebtere Unterrichtsinhalte. Das weiß auch Gerd Acker, Schulleiter und Politiklehrer am neuen Gymnasium. Gemeinsam mit seinen Schülern überlegte er deshalb, wie er das aktuelle Unterrichtsthema "Eine Welt" interessanter gestalten könnte. Politikunterricht einmal anders: Auf Einladung von Klassensprecherin Ina Prinz und Schulleiter Gerd Acker besuchte der Kolumbianer Cesar Bedoya das Jüchener Gymnasium und erzählte von seiner Heimat. NGZ-Foto: H. Jazyk

Politikunterricht zählt im allgemeinen nicht unbedingt zu den ausgemachten Lieblingsfächern der Schüler am Jüchener Gymnasium. Für viele gibt es beliebtere Unterrichtsinhalte. Das weiß auch Gerd Acker, Schulleiter und Politiklehrer am neuen Gymnasium. Gemeinsam mit seinen Schülern überlegte er deshalb, wie er das aktuelle Unterrichtsthema "Eine Welt" interessanter gestalten könnte. Politikunterricht einmal anders: Auf Einladung von Klassensprecherin Ina Prinz und Schulleiter Gerd Acker besuchte der Kolumbianer Cesar Bedoya das Jüchener Gymnasium und erzählte von seiner Heimat. NGZ-Foto: H. Jazyk

Zur Hilfe kam ihm Klassensprecherin Ina Prinz. Sie stellte den Kontakt zum Jüchener Eine-Welt-Laden und dessen Leiterin Ursula Klaff her. Diese wiederum kannte Susanne Moll, geistliche Leiterin des KJG-Diözesanverbandes Aachen und wusste, dass bei der Aachener KJG derzeit ein kolumbianischer Praktikant für ein Jahr zu Gast ist. Kurzum: Susanne Moll und besagter Praktikant, Cesar Augusto Garcia Bedoya, besuchten das Jüchener Gymnasium gestern Mittag, um sich den vielen Fragen der Schüler zu stellen. Im Unterricht hatten die Schüler bereits eine Menge über Kolumbien gelernt. Bürgerkrieg, Kinderarbeit, Kaffee-Export und Ursachen der Armut waren Stichworte, die die Dreizehn- bis Vierzehnjährigen schon kannten.

Dennoch lagen die meisten von ihnen in einigen Fragen falsch. Der junge Kolumbianer ließ sie beispielsweise schätzen, welches Land flächenmäßig größer ist, Deutschland oder Kolumbien? "Deutschland passt fast drei Mal in die Fläche von Kolumbien hinein", machte Bedoya den Schülern klar. Das Land habe aber nur etwa halb so viele Einwohner. Die Jugendlichen wollten vor allem wissen, wie ihre Altersgenossen in Kolumbien leben: Wie sehen die Schulen aus? Gibt es Freizeitmöglichkeiten? Gibt es Kinderarbeit? Obwohl Cesar Bedoya nur sehr gebrochen Deutsch spricht, versuchte er, alle Fragen, zum Teil mit Hilfe von Susanne Moll, ausführliche zu beantworten. Mit Händen und Füßen und den wenigen ihm zur Verfügung stehenden deutschen Vokabeln klappte die Verständigung aber auch so ganz gut.

Die Situation der Jugendlichen in seinem Land kennt der 24-Jährige besonders gut, denn er arbeitet seit sieben Jahren als Soziologe bei der Jugendorganisation "Red Juvenil" in Medellin. Viele Kinder müssten morgens zur Schule gehen und nachmittags arbeiten, um den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen, so Bedoya. Viel Freizeit bleibe da nicht. Auch Gesellschaftsspiele oder gar Playstations seien den kolumbianischen Kindern unbekannt. Dafür zeigte Bedoya den Jugendlichen einige Gruppenspiele aus seiner Heimat, die auch den deutschen Schülern eine Menge Spaß machten. Gerd Acker war zufrieden mit dem Unterrichtsprojekt. Er kann sich gut vorstellen, den Kontakt noch auszuweiten.

"Die Schüler haben im Unterricht Briefe geschrieben, die ins Spanische übersetzt und dann an eine Schule in Kolumbien weitergeleitet werden", erklärt er. Auf einen regelmäßigen Schüleraustausch will er jedoch noch nicht hoffen. "Dafür ist Kolumbien einfach zu weit weg, aber vielleicht entstehen ja einzelne Kontakte", so Acker. Und vielleicht funktioniere der Austausch ja auch irgendwann per e-mail, hofft der Schulleiter. Ursula Klaff hat den Schülern jedenfalls schon einmal Fotos und Poster aus Kolumbien mitgebracht, die nun im Klassenraum ausgehängt werden. feh

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