Neue Attraktion für Kanu- und Freizeitsport So wichtig ist der Wildwasserpark

Rhein-Kreis · Die überragende Bedeutung des von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier geförderten Wildwasserparks Dormagen am Straberg-Nievenheimer See ist nicht nur den Aktiven des WSC Bayer Dormagen bewusst. Die NGZ hat die Stimmen.

 Auswärtsfahrt: Marten Konrad bei den Europameisterschaften der U23 und der Junioren 2022 im tschechischen Ceské Budejovice.

Auswärtsfahrt: Marten Konrad bei den Europameisterschaften der U23 und der Junioren 2022 im tschechischen Ceské Budejovice.

Foto: Philipp Reichenbach/DKV

Am Freitag hatte der Aufsichtsrat der Zukunftsagentur Rheinisches Revier entschieden, den Wildwasserpark am Straberer See ebenso wie zwei andere Projekte in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 70 Millionen Euro zu fördern. Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt in der Düsseldorfer Staatskanzlei, ist der festen Überzeugung, „dass damit die Bekanntheit des Rheinischen Reviers, auch über den Sport hinaus, deutlich erhöht und dadurch spürbar positive Effekte für das Rheinische Revier und das gesamte Sportland NRW entstehen werden.“ Und Thomas Hissel, Erster Beigeordneter und Stadtkämmerer in Düren ergänzt mit Blick auf ein weiteres Leuchtturmvorhaben, den Sportpark Soers im benachbarten Aachen: „Mit diesem festgelegten Budget bringen wir ab jetzt neben dem Spitzensport auch Projekte im Kernrevier nach vorne, mit denen wir im besonders betroffenen Raum der Anrainerkommunen die benötigte Attraktivität zurückgewinnen.“

Die Bedeutung für den Leistungssport arbeitet Anna Faber, Spitzenkanutin des WSC Bayer Dormagen, heraus: „Im Kanuslalom sind regelmäßiges Training im Wildwasser und vor allem die Erfahrungen damit in jungen Jahren absolut entscheidend für Spitzenleistungen. In Deutschland gibt es bisher nur zwei anspruchsvolle Wildwasserkanäle: Augsburg und Leipzig. Da sind Länder wie Frankreich und Tschechien besser aufgestellt.“ Sie sei, so die 27-Jährige weiter, in ihrer Schulzeit an ungezählten Ferientagen und Wochenenden in Europa unterwegs gewesen, „manchmal nur für zwei Tage, um vielseitige Wildwassererfahrungen zu sammeln.“ Darum steht für sie fest: „Von dem Wildwasserkanal in Dormagen würden nicht nur Paddelbegeisterte aus der direkten Region profitieren, sondern der ganze Kanusport in Deutschland.“

Da kann ihr Vereinskamerad Marten Konrad nur zustimmen: „Der ganze Stress, der durch Fahrten zu anspruchsvollen Strecken in Europa entsteht, würde abnehmen. Im Winter könnten wir weiterhin auf Wildwasser trainieren und der Leistungsanschluss wäre bei vergleichbaren Bedingungen zur internationalen Konkurrenz viel leichter.“ Wie Faber steckt er mitten in den Vorbereitungen auf die Qualifikationsrennen im April. Die Ergebnisse sind entscheidend für die Mitgliedschaft im Bundeskader und damit die Teilnahme an den internationalen Rennen in dieser Saison. Parallel baut der Dormagener gerade an seinem Abitur.

Festzuhalten ist außerdem. dass auch für den Nachwuchssport die Trainingsbedingungen auf der Erft (in Gnadental), dem Rhein und insgesamt in NRW nur bedingt ausreichend sind und zukünftig sogar noch viel schlechter werden, da die Erft als Trainingsstrecke ganz wegfällt, wenn kein Sümpfungswasser mehr aus dem Braunkohlebergbau abgeleitet wird.

Für viele der landesweit etwa 15 Vereine mit dem Trainingshauptquartier Erft sei die Nachwuchsarbeit besonders wichtig, weist die beim WSC ehrenamtlich für die Pressearbeit zuständige Elsbeth Faber auf einen weiteren Aspekt hin. „Aber es ist schwer, die Kinder und Jugendlichen angemessen auf anspruchsvolle Rennen vorzubereiten, da diese auf Wildwasserstrecken wie in Markkleeberg oder Lofer mit starkem Druckwasser ausgetragen werden.“ Und das bedeute: „Jegliches Training auf wilderem Wasser bedeutet zurzeit mindestens eine zusätzliche Wochenendfahrt nach Markkleeberg, Augsburg oder ins Ausland.“

Ein Wildwasserkanal mit regulierbarem Wasserstand neben einem See biete, erklärt WSC-Nachwuchstrainerin Katharina Peter, „die Chance, Kindern Perspektiven aufzuzeigen, wohin die sportliche Reise gehen kann. Sie lernen, Ängste gefahrlos zu überwinden und mit stärkerer Strömung in Kontakt zu kommen.“ Dormagen habe mit dem Internat, den Sportschulen und der bereits bestehenden Infrastruktur für den Kanusport viel Potential, fügt sie an. Der Wildwasserpark könnte nun dafür sorgen, dass „kompetente, motivierte und junge Erwachsene wie Katharina Peter in der Region bleiben und nicht mehr nach Süddeutschland abwandern“, glaubt Faber und wird darin von der Trainerin bestärkt: „Ich möchte mich in diesem Bereich noch lange engagieren und kann mir auch vorstellen, beruflich im Kanusport Fuß zu fassen.“

Reizvoll wäre ein moderner Wildwasserpark zudem für die Fraktion „fun and sun“. Faber: „Eine rasante Raftingtour im Schlauchboot durch die wilden Fluten könnte Jung und Alt begeistern und für unvergessliche Freizeiterlebnisse sorgen. Insbesondere jungen Menschen würde neben den bereits vorhandenen Angeboten am Straberger See eine zusätzliche Attraktion geboten.“ Und wenn sie dann erst einmal Spaß am Wassersport, am Raften und am Surfen gefunden hätten, hält es Peter nicht für ausgeschlossen, „dass sie sich vielleicht auch in ein Paddelboot setzen ...“

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