Motorboot Mit Tempo 240 bis ins Ziel

Neuss · Im zur WM-Serie der Formel 1 zählenden „Grand-Prix of India“ in Amaravathi soll es für Simone Schuft nach zuletzt drei Ausfällen in Folge endlich wieder bergauf gehen. Die Neusserin startet für das Rennboot-Team „Blaze Performance“ aus Italien.

 Rennbootfahrerin Simone Schuft aus Neuss.

Rennbootfahrerin Simone Schuft aus Neuss.

Foto: Team Schuft

Wie das wohl ist, mit Tempo 240 über im Wasser schwimmendes Treibgut zu brettern ..? Simone Schuft weiß das nur zu gut. Vor zwei Monaten beim Großen Preis von China in Xiangyang ist ihr nämlich genau das passiert. „So was kann dir neben ziemlichen Schäden am Boot auch eine kostenlose Flugstunde bescheren“, sagt sie. Bei ihrem Unfall auf dem Han River war die Neusserin indes noch glimpflich davongekommen, sie blieb trotz Überschlag unverletzt.

Und geht damit zuversichtlich in den fünften WM-Lauf der Rennserie F1H20. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die in der Königsklasse noch recht unerprobte Pilotin ebenso wie ihr Team „Blaze Performance“ aus Italien vom Glück nicht gerade verfolgt wird: Das Debüt war mit Rang 15 im portugiesischen Portimão an der Algarve zwar der Hammer, doch in der Folge erreichten sie und ihr wesentlich erfahrenere Kollege Francesco Cantando nicht mehr das Ziel – weder in China noch in den London Docks und in Évian-les-Bains am Genfersee. Aus der Bahn wirft das die neben der Norwegerin Mette Brandt Bjerknaes einzige Frau in der Formel 1 freilich nicht. Ihr Credo: „Nach bergab geht’s bergauf! In Indien sind jetzt ganz sicher wir an der Reihe und auf der Glücksseite unterwegs.“

Ihr Team aus dem in der Nähe von Mailand gelegenen Fizzonasco di Pieve Emanuele ist bereits in Amaravathi, um auf dem Krishna River die beschädigten Rennkatamarane in Schuss zu bringen. „La ragazza tedesca“ macht sich am Mittwoch auf den Weg, gemeinsam mit der während des Rennens als „Shotgun“ (Aufpasser) tätigen Radio-Frau Elke Hehl. Ihr ist bewusst: „Die klimatischen Verhältnisse werden sicher eine Herausforderung ebenso wie die Wasserverhältnisse, die mit den bisherigen Rennplätzen eher nicht zu vergleichen sind. Da ist höchste Konzentration geboten.“ Die Kunst des Piloten besteht nämlich darin, die Kraft des 350 PS starken Powerboats zu kontrollieren. Ihr Teamkollege Francesco Cantando ist ein Meister darin, stand beim bis zum Wochenende letzten „Grand-Prix of India“ 2004 in Mumbai sogar ganz oben auf dem Siegertreppchen. „Umso trauriger ist für Franz das bisherige Abschneiden“, weiß Simone Schuft. „Denn eigentlich könnte er aufgrund seines wirklich enormen fahrerischen Talents und seiner Erfahrung ganz vorne mit dabei sein.“

Sie als Anfängerin kann die Sache wesentlich entspannter angehen. „Ich, als echter Rookie in diesem Jahr, tue das, wofür ich angetreten bin: Fahren, Erfahrung sammeln, versuchen, mich zu verbessern, Boot und Motor weiter kennenzulernen.“ Fehler darf sich indes auch sie nicht leisten. „Denn das ist sicherlich ein besonderes Rennen. Da die ersten drei Plätze durch das Team Abu Dhabi belegt sind, muss sich die Konkurrenz nun mächtig ins Zeug legen, um Boden gut zu machen.“ Für langsamere Fahrer heiße das, „noch aufmerksamer unterwegs zu sein. Einerseits, um niemanden zu behindern, andererseits aber auch, um die eigenen Chancen und Möglichkeiten nicht aus dem Auge zu verlieren.“ Genau da kommt der „Radioman“ ins Spiel. Dessen Aufgaben umschreibt die Pilotin aus Neuss in aller Kürze so: „Er darf seinen Fahrer während des gesamten Rennens keine Sekunde aus dem Blick verlieren – er ist sozusagen mein Spiegel und mein Auge von außen.“

Dass sie mit ihrem in dieser WM-Saison so arg gebeutelten Team wettbewerbsfähig ist, steht für Simone Schuft außer Zweifel: „Wir müssen nur an die in China erreichte Performance anschließen und die dort aus der Maschine herausgeholte Geschwindigkeit zumindest wiederholen. Dann geht bestimmt was. Wir fahren jedenfalls, wie immer, aufgeregt, volle Vorfreude und mit großem Kampfeswillen an den Krishna River.“

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