Umsetzung der Rochuskapelle zum Waldfriedhof Sie mahnt vor Pest, Hunger und Krieg

Umsetzung der Rochuskapelle zum Waldfriedhof · Nicht nur die aktiven Mitglieder des Fördervereins Rochuskapelle, sondern auch die heimatbewussten Bewohner der Honschaft Fragenhütte haben zur Zeit allen Grund, "ihrer" Rochuskapelle am Waldfriedhof einen besinnlichen Besuch abzustatten. Das kleine Gotteshaus - es stand bis vor vier Jahren noch an der Gladbacher Straße - wird in diesem Jahr 270 Jahre alt. Förderverein und Honschaft Fragenhütte sorgten mit großem Engagement dafür, dass die Rochuskapelle an ihren neuen Standort am Waldfriedhof umgesetzt werden konnte. Dort lädt sie die Gläubigen zum stillen Gebet ein. NGZ-Foto: L. Berns -->

Nicht nur die aktiven Mitglieder des Fördervereins Rochuskapelle, sondern auch die heimatbewussten Bewohner der Honschaft Fragenhütte haben zur Zeit allen Grund, "ihrer" Rochuskapelle am Waldfriedhof einen besinnlichen Besuch abzustatten. Das kleine Gotteshaus - es stand bis vor vier Jahren noch an der Gladbacher Straße - wird in diesem Jahr 270 Jahre alt. Förderverein und Honschaft Fragenhütte sorgten mit großem Engagement dafür, dass die Rochuskapelle an ihren neuen Standort am Waldfriedhof umgesetzt werden konnte. Dort lädt sie die Gläubigen zum stillen Gebet ein. NGZ-Foto: L. Berns -->

Die unter Denkmalschutz stehende Kapelle wurde durch die neu errichteten Gewerbeobjekte sowie die neue Straßenführung in den 70er Jahren nicht nur stark beschädigt, sondern verlor auch durch die Hektik im Zuge des gewerblichen Verkehrs die verdiente Aufmerksamkeit. Es war ein 14-jähriges Engagement des Fördervereins und der Fragenhütter Honschaft notwendig, um die Umsetzung der Kapelle zum Waldfriedhof realisieren zu können.

Der Heimathistoriker Dr. Jakob Bremer erwähnte das kleine Gotteshaus in seiner Millendonk-Historie mit folgender Erkenntnis: "Die Fragenhütter und Korschenbroicher errichteten während der Pestepidemie dem Heiligen Rochus, den man als Pestheiligen verehrte, einen Bildstock. Als anno 1727 bis 1729 wiederum eine Seuche ausbrach, die vielen Menschen das Leben kostete, und 1730 ausklang, entschlossen die sich Gläubigen der Honschaft aber auch aus dem 'Dorf' Corschemich, zum Dank des Überlebens zum Bau der Rochuskapelle."

Noch im gleichen Jahr erfolgte die Einsegnung durch den Korschenbroicher Pfarrer Dominikus Gans. So fand auch die aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammende, holzgeschnitzte Rochusfigur eine neue Heimat. In den ersten Jahren der neuen Kapelle wurden in und an der Kapelle Gottesdienste gefeiert und zwar am Rochustag, am Dienstag nach Kirchweih und am Pfingstmontag. An diesem Tag war die Messe an der Kapelle Teil der Pfingstprozession (große Gottestracht), der größten Korschenbroicher Prozession des ganzen Jahres. Als vor gut 275 Jahren die große Gottestracht am Pfingstmontag mit einer Station an der Rochuskapelle aufgehoben wurde, erhielt sie neue Bedeutung durch die Aufnahme in die Fronleichnamsprozession.

1835 wurde die Kapelle erstmals von Grund auf restauriert. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zog die Fronleichnamsprozession im Zwei-Jahres-Rhythmus an der Rochuskapelle vorbei. Nach 1945 wurde das kleine Gotteshaus wieder in den Prozessionsweg mit einbezogen. Nach wie vor - am alten Standort Gladbacher Straße wie auch nun am Waldfriedhof - treffen sich die Einwohner der Nachbarschaft, der Honschaft Fragenhütte und auch die vielen Mitglieder des Fördervereins an ihrer kleinen Kapelle zum stillen Gebet für kranke Mitmenschen, für Sterbende und für Verstorbene. Zur neuesten Geschichte des alten Gemäuers gesellt sich der jahrelange Kampf um die Umsetzung des kleinen Gotteshauses. Selbst das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege wollte von einer Umsetzung des unter Denkmalschutz stehenden Gotteshäuschens nichts wissen.

In der kleinen Vereinschronik steht nachzulesen: "Dann hat sich Korschenbroich mit seinen vielen Vereinen ganz massiv für uns eingesetzt." Als letztlich auch die Stadt Korschenbroich dem Förderverein zu Hilfe kam und das notwendige Grundstück am Waldfriedhof kostenlos zur Verfügung stellte, zeichnete sich der Erfolg ab: In viermonatiger Eigenleistung erfolgte der Standortwechsel. Somit wurde die Rochuskapelle zum wertvollen Zeugen von Nachbarschaftshilfe und Kapellengemeinschaft. Gleichzeitig erinnert sie an das Brauchtum vergangener Zeiten und ist auch ein Mahnmal vor Pest, Hunger und Krieg.

Zurzeit zählt der Förderverein Rochuskapelle an die 80 Mitglieder, die den Gemeinschaftsgeist zu stärken verstehen und gleichzeitig anerkennen, was der Verein und viele Freunde aus Korschenbroich vor vier Jahren im uneigennützigen Engagement schafften. Dies lobte selbst der Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, vor vier Jahren in einem Dankesschreiben. Das große Ziel des Fördervereins wurde erreicht: Am neuen Standort wurde die Rochuskapelle wieder zu einem Ort der Ruhe, der Besinnung und des Gebetes. P. Mabe

(NGZ)
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