Lokalsport Serie gerissen
Zweifel an der von ihm mit vorangetriebenen Einführung des Champions Tiebreaks wollte Marc Raffel gar nicht erst aufkommen lassen. Selbst wenn der Teammanager des Tennis-Bundesligisten TC BW Neuss beim Auswärtsspiel gegen den amtierenden Deutschen Meister TK GW Mannheim mitansehen musste, wie seine Mannschaft drei von vier Champions Tiebreaks hauchdünn verlor und dadurch unter dem Strich nach zuletzt drei Siegen in Folge eine 2:4-Niederlage zu Buche stand. "Unabhängig von dem Ausgang, diese Art der Entscheidung bringt unheimlich viel Spannung und Dramatik ins Spiel", meinte Raffel.
Er war zwar enttäuscht, dass sein Team damit aus dem Rennen um Platz zwei ausgeschieden ist, doch mit der Vorstellung war er zufrieden: "Man soll die Begriffe Pech und Glück zwar nicht überstrapazieren, aber uns hat in Mannheim einfach das Pech am Schläger geklebt." Anstatt nach den Einzeln 1:3 zurückzuliegen, hätten die Quirinusstädter auch gut 3:1 in Front liegen können.
Denn während die Partie des Italieners Flavio Cipolla (ATP 135) gegen den Rumänen Adrian Cruciat (162) glatt an Neuss ging und der Spanier Marc Lopez (190) gegen den Franzosen David Guez (199) deutlich für Mannheim punktete, gerieten die beiden anderen Einzel zu echten Thrillern. Beide Male hatten die Gäste schon Matchbälle, beide Male siegten die Hausherren Platz.
Den scheinbar sichersten Punkt hatte der Spanier Daniel Gimeno-Traver (111) gegen den Deutschen Björn Phau (145) im Duell der beiden Spitzenspieler auf dem Schläger, als er im Champions Tiebreak 9:6 führte und sich Phau nur noch mit einem Lob zu helfen wusste. Doch anstatt den extrem steil gespielten Ball auftitschen zu lassen, entschied sich der Spanier dazu, direkt zu schmettern. Er blieb im Netz hängen und ermöglichte Phau damit noch die Wende. Der Mannheimer gewann nach 6:7(7) und 6:1 den Champions Tiebreak noch mit 12:10.
Der Knackpunkt im Spiel des Niederländers Jesse Huta Galung (154) gegen den Argentiniers Juan Pablo Brzezicki (161) lag im zweiten Satz. Als Huta Galung seinem Gegner den Aufschlag zum 6:5 abnahm, hatte es den Anschein, als ginge nach dem sicher mit 6:4 gewonnenen ersten Satz alles den erwarteten Lauf. Zu souverän hatte der Niederländer bis zu dieser Phase gewirkt.
"Da hat er sich selbst wohl einen Moment zu sicher gefühlt und war unkonzentriert", vermutete BW-Teammanager Marc Raffel. Und so gelang dem Argentinier das Rebreak und anschließend im Tiebreak ein hauchdünnes 13:11. Auch im Champions Tiebreak hatte der Mannheimer die besseren Nerven, setzte sich 10:8 durch.
Wer gedacht hatte, damit hätte es genug knappe Entscheidungen gegeben, der sah sich getäuscht. Denn die Gäste setzten in den Doppeln alles daran, wenigstens noch ein Remis mit nach Hause zu nehmen. Beide Male ging es wieder in den Champions Tiebreak. Während Gimeno-Traver/Cipolla gegen Phau/Lopez mit 8:10 den Kürzeren zogen, hatten Guez/Huta Galung gegen Brzezicki/Elsner mit dem gleichen Resultat das bessere Ende für sich.
Jetzt steht für die Neusser am nächsten Samstag nur noch das Prestige-Duell zu Hause gegen den Rochusclub Düsseldorf an. Sicher ist, dass zum Saisonabschluss auf jeden Fall der Spanier Daniel Gimeno-Traver und der Italiener Flavio Cipolla auflaufen werden.