Jüchen Senioren fürchten Ärztemangel

Jüchen · Ausflug zum Arzt: Senioren beklagen, dass es in Jüchen zu wenig Fachärzte gibt. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bestätigt, dass die ärztliche Versorgung nicht ausreichend gewährleistet ist. Jetzt wird die Politik aktiv.

 Viele Bürger fühlen sich schon jetzt ärztlich unterversorgt. Das gilt nicht nur für Hausärzte, sondern auch für Fachärzte.

Viele Bürger fühlen sich schon jetzt ärztlich unterversorgt. Das gilt nicht nur für Hausärzte, sondern auch für Fachärzte.

Foto: NGZ

Jüchen Das Problem ist die Altersstruktur. "Es kommt der Tag, da werden in Jüchen aus Altersgründen vermutlich mehrere Allgemeinmediziner nahezu zeitgleich an Ruhestand denken", heißt es aus Jüchener Ärztekreisen. Ist es erst soweit, dann wird die Lage erst recht prekär. Das weiß auch Karin Hamacher, Pressereferentin bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) mit Sitz in Düsseldorf. Die KVNo hat in einer Hochrechnung ermittelt, in welchen Gebieten die ärztliche Versorgung nicht ausreichend gewährleistet ist. "Jüchen gehört zu den Gemeinden mit einer höheren Gefährdung", sagt Hamacher.

Das bedeutet: Junge Mediziner können bis zu 50 000 Euro Fördergelder des Landes NRW erhalten — wenn sie die Praxis eines Jüchener Kollegen übernehmen, der in den Ruhestand geht. Das soll die Suche nach einem Nachfolger erleichtern. Doch es gibt weitere Bemühungen, um die Versorgung zu verbessern, "Mediziner, die bereits in Jüchen niedergelassen sind und eine Zweitpraxis eröffnen, können bis zu 10 000 Euro an Fördermitteln erhalten", sagt Hamacher.

Viele Bürger fühlen sich schon jetzt ärztlich unterversorgt. Das gilt nicht nur für Hausärzte, sondern auch für Fachärzte. Besonders für Senioren wird der Besuch beim Facharzt schnell zum gefährlichen Ausflug. Beispiel Gisela Bienefeld: "Man muss fahren — sonst geht es gar nicht." Die 62-Jährige konsultiert regelmäßig einen Orthopäden in Neuss. Wenn sie keinen Führerschein hätte, wäre sie auf fremde Hilfe angewiesen. Selbst der Weg zu einem anderen Arzt in Hochneukirch wäre für sie fast ein Ausflug.

Gerade im Winter, wenn es früher dunkel wird oder die Straßen eisglatt sind, fürchten viele Ältere jeden Schritt vor die Tür. "Sie könnten fallen und sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzuziehen — für viele der Anfang vom Ende", sagt Richard Sachse, Leiter des Seniorenzentrums "Haus Maria Frieden". Viele der 120 Bewohner — die ältesten sind 99 Jahre alt — seien auf Spezialisten angewiesen: "Fachärzte fehlen in Jüchen — für Senioren ein riesiges Problem."

Eine neue Statistik soll mehr Aufschluss geben: Auf Antrag der CDU hat der Kreisausschuss die Verwaltung beauftragt, Zahlen über niedergelassene Ärzte im Rhein-Kreis und deren Alter einzuholen.

(RP)
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