Lokalsport SCK entdeckt zu spät sein Kämpferherz

Kapellen · Erst als der KFC Uerdingen vor rund 600 Zuschauern im Erftstadion mit 2:0 führt, macht der Fußball-Oberligist Druck. Eine Wende können die Hausherren dem Spiel gegen Krefelds Profitruppe nicht mehr geben - sie verlieren mit 1:2.

Das ihm vom beim SC Kapellen für die Bereiche Marketing und Werbung zuständigen Norbert Rösgen angebotene Siegerbier lehnte Horst Riege lächelnd, aber bestimmt ab. "Ich bin hier als Trainer tätig, da kann ich doch keine Alkoholfahne haben", sagte der 62-Jährige, der mit Bayer Uerdingen in der Saison 1974/75 als Zweitliga-Vizemeister den Aufstieg ins Oberhaus geschafft hatte.

Andererseits gab es für ihn sowie seine Kollegen Gerd Gotsche und Frank Döpper, die beim KFC Uerdingen nach der Trennung von Michael Boris eingesprungen waren (heute übernimmt der frühere Profi Jörn Großkopf), auch keinen wirklichen Grund zum Feiern. Sicher, mit dem 2:1 (Halbzeit 2:0) in Kapellen kehrte der ehemalige Bundesligist nach zuvor vier sieglosen Spielen auf die Erfolgsspur zurück, doch so richtig überzeugend war auch der gestrige Auftritt nicht. Von der Elf um Kameruns ehemaligen Nationalspieler Mohamadou "Mo" Idrissou hatten sich die Hausherren mehr versprochen - und zwar in jeder Beziehung. Für die größte Enttäuschung sorgten die Fans des KFC: Eine halbe Stunde vor Anpfiff waren im und ums Erftstadion fast mehr Polizisten als Uerdinger anzutreffen. Am Ende lösten weniger als 200 Anhänger der Gäste ein Ticket am nur für sie eingerichteten Kassenhäuschen. Insgesamt wollten die Partie 610 Zuschauer sehen.

Auf dem Rasen hatten die Hausherren, die mit einem Rückstand von zehn Punkten auf Tabellenführer Wuppertaler SV nur noch geringe Chancen auf die angestrebte Rückkehr in die Regionalliga haben, jedoch zunächst die Hosen an. Der SCK wirkte fast ein wenig ängstlich, hätte indes nicht zwangsläufig in Rückstand geraten müssen. Bevor Idrissou das Leder in der 18. Minute aufreizend lässig zur Führung in Kapellens Kasten schob, soll Vorbereiter Silvio Pagano klar im Abseits gestanden haben. Da waren sich alle Anhänger der Erft-Kicker hundertprozentig sicher. Es ehrt SCK-Trainer Wolfgang Brück, dass seine Aufarbeitung nicht an diesem Punkt endete. Er machte vielmehr einen Stellungsfehler des ansonsten starken Marcel Lüft für diesen Treffer verantwortlich.

Auch beim 0:2 (28.) wollte er sich dem Chor der Kritiker an Schiedsrichter Benedikt Langenberg nicht anschließen. Zwar monierte Marcel Lüft, dass er auf der rechten Außenbahn von Silvio Pagano regelwidrig angegangen worden sei, doch darauf ließ sich sein Coach nicht ein. "Er will einen Ellenbogen abbekommen haben, aber so was kannst du nicht pfeifen", stellte Brück klar. Viel schwerwiegender fand er den vorangegangenen Ballverlust von Robert Wilschrey. Dem von Pagano in Position gebrachten Torschützen Florian Abel waren diese Überlegungen ohnehin egal. Ihn freute viel mehr, dass er im Strafraum relativ ungestört abschließen durfte.

Erst jetzt entdeckten auch die Gastgeber die Vorzüge eines druckvollen Angriffsspiels. Dirigiert von Lennart Ingmann und Robert Wilschrey - als Vertreter des erkrankten Frederik Leufgen auf der "Sechs" viel präsenter als auf der rechten Außenbahn -, erspielte sich der SCK Einschussmöglichkeiten. Die beste kurz nach dem Seitenwechsel, als Keisuke Ota nach Vorarbeit Wilschreys vor dem Tor die Ruhe fehlte (47.). Beim 1:2 (78.) half KFC-Torhüter Ahmet Taner tatkräftig mit: Zunächst drosch er das Leder ziemlich uninspiriert ins Seitenaus. Nachdem Marcel Lüft den Ball nach einem eigentlich verunglückten Einwurf von Keisuke Ota doch noch irgendwie in den Strafraum gebracht hatte, ließ sich der unglückliche Keeper vom auf seine Chance lauernden Torschützen Andrej Hildenberg die Kugel abluchsen. Zu mehr reichte es allerdings nicht mehr. Und das fand Brück ausgesprochen schade, "denn die zweite Hälfte war absolut in Ordnung."

(NGZ)
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