Der Abstieg war unvermeidbar Schwarz-Weiß trägt Trauer
Um 16.13 Uhr am Samstag, der Jubel der Gäste aus Harvestehude über ihren 3:2-Erfolg war gerade eben verklungen, senkte sich fast gespenstische Stille über den Kunstrasenplatz im Jahnstadion. Während die Spieler des HTC SW Neuss noch an Ort und Stelle mit leeren Blicken zu Boden sanken, meißelte sich die unangenehme Gewissheit schmerzhaft in die Köpfe der rund 500 zumeist den Hausherren zugetanen Zuschauern: Der 1928 gegründete Hockey- und Tennis-Club Schwarz-Weiß Neuss, seit 2001 Mitglied der Hockey-Bundesliga, muss die große Bühne verlassen und spielt in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga Nord.
Er tut das freilich mit erhobenem Haupt, denn noch kurz vor Schluss des vorletzten Matches der Abstiegsrunde bot sich den Mannen von Trainer Andy Bauch die große Chance, an das vor Wochenfrist in Düsseldorf mit dem 4:3-Sieg begonnene Wunder anzuknüpfen. Hätte Sebastian Draguhn in der 66. Minute die dritte Neusser Strafecke zum 3:2-Siegtreffer genutzt, die Schwarz-Weißen wären mit einem Auswärtserfolg in der gestrigen Partie bei der TG Frankenthal auf jeden Fall gerettet gewesen.
Doch der Weltmeister scheiterte an Hamburgs großartig mit einer Hand parierenden Torhüter Marc Duchow. Und fast im Gegenzug beendete Paul Pongs mit seinem Tor alle Hoffnungen der Neusser auf den Klassenerhalt.
Dabei hatte sich die Begegnung mit Endspielcharakter für Schwarz-Weiß glänzend angelassen. Schon in der vierten Minute nutzte Christoph Steins, der für den verletzt ebenso wie Thomas Draguhn zum Zuschauen verurteilten Christoph Garbotz in die Startformation gerutscht war, die glänzende Vorarbeit von Tim Blasberg und Sebastian Draguhn zum 1:0. Während seine Schützlinge noch feierten, griff der gestresste Bauch zur ersten Kopfschmerztablette, die ihre Wirkung freilich noch nicht entfaltet haben dürfte, als Benjamin Stanzl nur zwei Minuten später fast mühelos ausglich.
Neuss schlug indes noch vor der Pause per von Draguhn kunstvoll zum 2:1 (29.) in den Kasten gezirkelter Strafecke zurück. Zu Beginn der zweiten Hälfte hätten die Gastgeber den Sack zu machen können, ja sogar müssen, doch Christoph Martial (36.) und Lukas Blasberg (40.) fanden in Duchow ihren Meister. Ab der 45. Minute begann sich das Spiel zu drehen: Zunächst düpierte wiederum Stanzl die unaufmerksame Abwehr des HTC samt Keeper Martin Wagner mit dem 2:2 (45.), dann musste der übermotivierte Philipp Weide für ein Stockfoul mit "Gelb" für zehn Minuten runter.
Die Unterzahl gab den qualitätsmäßig ohnehin unterbemittelten Neussern den Rest. Dabei waren die Hamburger noch so nett, jede ihrer drei kurzen Ecken auszulassen und durch Philipp Woydt so fair, die Schiedsrichter nach einem zu Unrecht gegebenen Treffer auf ihren Fehler hinzuweisen. An dem bitteren Saisonfazit des Neusser Trainers änderte das aber nichts: "Wir haben einfach zu viele Geschenke verteilt."