Radsport Schumanns Sieg lässt Beikirch strahlen
Büttgen · Vor 14 Jahren hatte Dirk Schumann schon einmal das Büttgener Straßenrennen am 1. Mai gewonnen. Bei der 52. Auflage wiederholt der bereits 37 Jahre alte Kölner seinen Triumph und siegt im Spurt vor Marcel Kalz und Lars Teutenberg.
Am Vorabend, der "Spurt in den Mai" war noch nicht ganz zu Ende, hatte Andreas Beikirch hoch gepokert: "Wenn du morgen zum dritten Mal gewinnst, laufe ich beim Korschenbroicher City-Lauf die zehn Kilometer unter 40 Minuten." Adressat der durchaus riskanten Wette - vor vier Wochen hatte Beikirch das Ziel nach 49 Minuten erreicht - war Lars Teutenberg.
Der Mettmanner, der im September 44 Jahre alt wird, hatte 2012 und 2013 das Straßenrennen des VfR Büttgen in beeindruckender Manier für sich entschieden. Am Donnerstag reichte es "nur" zu Rang drei hinter den spurtstarken Dirk Schumann und Marcel Kalz. Was Andreas Beikirch mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis nahm: "Das Training wäre ganz schön hart geworden."
Erleichtert war der 44 Jahre alte Sportliche Leiter, der selbst zwischen 1995 und 2010 sieben Mal das Straßenrennen in seiner Wahlheimat gewonnen hatte, am Ende der beiden Büttgener Radsporttage ohnehin: "Die viele Arbeit aller Organisatoren und Helfer hat sich gelohnt - das waren zwei schöne Tage." Mit diesem Urteil stand der Ex-Europameister im Zweier-Mannschaftsfahren keineswegs allein an diesem 1. Mai. Begünstigt durch das frühsommerliche Wetter, das alle Prognosen Lügen strafte, erlebte Büttgen so etwas wie eine kleine Renaissance des Radsports: "So voll war es an der Strecke schon lange nicht mehr", zog auch Gesamtleiter Friedhelm Kirchhartz ein positives Gesamtfazit. Wobei sich die Büttgener in sympathischer Ehrlichkeit eingestehen, "dass die Kinder mehr Leute an die Streckebringen als die Elitefahrer", sagt Kirchhartz.
In der Tat: Rund um die "Erste-Schritt-Rennen", die ihr "Erfinder" Peter Kirchhartz trotz seines stolzen Alters von 89 Jahren noch per Startpistole auf die Strecke schickte, und dem "Rennen" der Initiative Tandem, in dem die SPD dank ihres stellvertretenden Parteivorsitzenden Udo Hartings den ersten Sieg dieses (Wahl-)Jahres feierte, war es entlang der Start- und Zielgeraden am Berliner Platz am vollsten. Das weiß auch Andreas Beikirch: "Der 1. Mai ist für uns so etwas wie ein radsportlicher Familientag. Für ein Top-Feld á la Tour de Neuss haben wir nicht den Etat und auch zu viele Konkurrenzveranstaltungen."
So gaben im "Großen Preis der Sparkasse Neuss" über 72 Kilometer die Fahrer den Ton an, die vom "Spurt in den Mai" noch "übrig" geblieben waren: Unter den ersten Sieben waren in Marcel Kalz (2.), am Vorabend gemeinsam mit Lokalmatador Nils Schomber Sieger im Omnium der Asse, Lars Teutenberg (3.), Milan Kadlec (5.) und Leif Lampater (7.) gleich vier Bahnspezialisten zu finden. Ein Schnippchen schlug ihnen der schon 37 Jahre alte Dirk Schumann, der bereits im Jahre 2000 in Büttgen, damals noch auf dem alten Rundkurs, gesiegt hatte.
"Ich war mir sicher: Wenn ich in der letzten Runde vorne mit dabei bin, gewinne ich auch", gab der Kölner mit schier unerschütterlichem Selbstvertrauen hinterher zu Protokoll. Das hatte er zuvor auch im Sattel demonstriert, als er bereits etliche Meter vor dem Zielstrich die Arme zur Jubelpose vom Lenker nahm - und das, obwohl in Marcel Kalz und Lars Teutenberg gewiss keine schwachen Fahrer dicht hinter ihm lagen.
Das Duo wurde vielleicht Opfer des mörderischen Tempos, das das Feld von der ersten der insgesamt 80 Runden an anschlug. "Wahnsinn", schüttelte selbst Andreas Beikirch den Kopf über die Rundenzeiten, die sich auch in der Endzeit von 1:32:59 Stunden für die 72 Kilometer niederschlugen. Erst, als die zwölfköpfige Spitzengruppe 42 Runden vor Schluss einen Rundengewinn auf das Hauptfeld herausgefahren hatte, wurde die Gangart etwas ruhiger.
Einen Vorstoß wagte keiner mehr, und auch im Peloton hatte keiner die Traute, den Rundenrückstand noch einmal wettzumachen. So kam es fünf Runden vor Schluss zum Spurt des Hauptfeldes, den der Aachener Roland Siegbert gewann. Vorne waren dann die Routiniers unter sich: Die ersten fünf, inklusive des früheren Gerolsteiner-Profis Dominik Roels (4.), bringen es auf ein Durchschnittsalter von stolzen 35 Jahren.