Eishockey Schon der vorletzte Platz wäre ein Erfolg
Neuss · "Zwangsaufsteiger" Neusser EV startet in der Oberliga am Wochenende mit zwei Heimspielen in die Eishockey-Saison.
Noch sind die alten Wunden aus dem letzten Oberliga-Experiment nicht alle verheilt, da steigt der Neusser EV nach zweijähriger erfolgreicher Aufbauarbeit am Wochenende mit zwei Heimspielen — Freitag gegen Königsborn, Sonntag gegen Duisburg — wieder in die risikoreiche Eishockey-Oberliga ein.
Damals voller Euphorie freiwillig, heute mehr oder minder als Nachrücker vom Landesverband gezwungen. Nach dem Neuanfang mit einem Durchmarsch in der NRW-Liga hatte sich der NEV in der letzten Saison überraschend gut in der Regionalliga etabliert. Aufstieg war kein erklärtes Ziel. Da aber ein überproportionaler Aderlass die Oberliga traf, wurde der Neusser EV als zweiter Nachrücker ins Risiko gestoßen.
Gleich sechs Vereine verließen die drittklassige Oberliga: Bad Nauheim zweite Liga, Herford NRW-Liga — fünfte Liga, Dortmund als Eagles Neuanfang in der NRW-Liga, Netphen Bezirksklasse — sechste Liga, Neuwied Bezirksklasse, Krefeld aufgelöst. NEV-Präsident Werner Link: "Wir hatten nur zwei Möglichkeiten, eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Der Landesverband stellte uns vor die Entscheidung: Entweder Zwangsaufstieg oder Rückzug zwei Klassen tiefer mit einem zweijährigen Aufstiegsverbot. Das hätte unserem Verein geschadet und unserem Nachwuchs die Perspektive geraubt."
Link ist der Überzeugung, dass in einer weiteren Regionalliga-Saison mit dem eingeschlagenen konsequenten Sparkurs die verbliebenen Altlasten komplett hätten abgebaut werden können, die inzwischen nur noch vierstellig sind. Als "Starthilfe" hatte der Landesverband dem finanzschwachen NEV zugesagt, die Kaution (Startgeld) zu ermäßigen. Link: "Doch an dieser Zusage hat sich niemand gehalten, was unsere Kalkulation arg belastet. Ein weiteres Jahr Regionalliga hätte uns gut getan."
Uwe Malz, Trainer und sportlicher Leiter, stimmt dem zu: "Die Oberliga kommt ein Jahr zu früh. In der Regionalliga hätten wir eine überragende Rolle gespielt und wären mit Sicherheit aufgestiegen. Nun aber schauen wir positiv in die Zukunft. Alles, was besser als der letzte Platz ist, werten wir als Erfolg. Und warum sollten wir Grefrath oder die Ratinger Aliens nicht packen können? Klassenerhalt heißt die Parole. Doch das wird nicht allzu schwer fallen, denn die Zehnerliga soll auf zwölf aufgestockt werden."
Kassel, Frankfurt und Duisburg werden die Liga dominieren. Das Mittelfeld sollten Königsborn, Hamm, Herne und Essen bilden, Ratingen, Grefrath und Neuss das Trio am Ende. Malz: "Unser Vorteil ist, dass fast alle in Neuss gewinnen müssen, um ihr Saisonziel zu erreichen. Wenn wir dem einen oder anderen ein Bein stellen können, dann wären wir schon zufrieden." Quantitativ hat Malz wenig Sorgen: Drei Torhüter, neun Verteidiger und 14 Stürmer umfasst sein Kader, der für sein Hobby kein Geld erhält. Gealterte Routiniers und eine ganze Menge Nachwuchs aus dem Junioren- oder gar dem Jugendbereich. "Aber ich kann niemanden zu regelmäßigem Training und den Spielen zwingen. Berufliche und private Gründe haben oft Priorität. Immer muss ich beten, dass alle kommen." Für eine Liga, in der die Konkurrenz mit Halb- oder gar Vollprofis spielt, eigentlich ein Unding.
Aus dem Dutzend Neuzugängen ragen die US-Boys Mario Mjelleli (27) und Danny Wood (24) heraus. Sie leben bei einer Eishockey begeisterten Familien in Allerheiligen, werden dort auch verpflegt und kosten den Verein nichts. Sie wollen, nachdem sie schon in England bzw. Frankreich gespielt haben, Europa kennenlernen und durch gute Leistungen ihren Marktwert steigern.
