Jüchen Schlichter im Streitfall

Jüchen · Streitigkeiten, meist zwischen Nachbarn: das kennen Schiedsleute. Ihr Job ist es, Konflikte zu entschärfen, so dass der Gang zum Gericht überflüssig wird. Peter Gruber und Hans Salmann sind die neuen Schiedsmänner.

 Drei ehrenamtliche Schlichter aus der Gemeinde Jüchen: (v.l.) Hans-Otto Schnier, Dagmar Schröder und Peter Gruber helfen vor allem dann, wenn es unter Nachbarn zu Streitigkeiten kommt.

Drei ehrenamtliche Schlichter aus der Gemeinde Jüchen: (v.l.) Hans-Otto Schnier, Dagmar Schröder und Peter Gruber helfen vor allem dann, wenn es unter Nachbarn zu Streitigkeiten kommt.

Foto: H. Jazyk

Mit Peter Gruber (44) konnte in Jüchen ein neuer Schiedsmann gefunden werden. Gruber hatte schon bei Alu Norf, seinem Arbeitgeber, ein Streitschlichterseminar absolviert. Anfang Dezember steht nun ein Grundlehrgang an — "und wenn ich mal nicht weiter weiß, kann ich ja meine Vorgängerin Dagmar Schröder anrufen", meint Gruber.

Die sei mit 70 Jahren einen Schritt zurück getreten und vertritt nun Gruber in dessen Bezirk II. Für das Schiedsamt gebe es kein Geld, "nur ein gutes Gefühl", meint der Jüchener, der sein Büro in der Bedburdycker Bürgerhalle hat.

"Auch schon mal laut geworden"

Ähnlich begeistert klingt Dagmar Schröder. "Wir wollen Hilfe bei Streitigkeiten geben, die sonst die ohnehin sehr belasteten Gerichte verstopfen", stellt die 70-Jährige klar. Vergleichen und Versöhnen sei ihre Aufgabe und in 95 Prozent der Fälle habe das geklappt. So resolut wie heute sei sie am Anfang nicht gewesen. "Da habe ich schon mal meine Dogge mitgenommen, die durch ihre Anwesenheit Respekt einflößte", erinnert sich die zierliche Frau schmunzelnd.

Gerade bei Nachbarschaftsstreitereien seien häufig die Fronten verhärtet. Da helfe oft ein neutraler Raum, so die Erfahrung von Dagmar Schröder. Bei einem Kastanienbaum, der die Grenze überragte, habe sie Stellung bezogen: "Das kann nicht sein, dass ein Auto von den Kastanien Schaden nimmt".

Mit dem Schnitt des Baumes war das Problem behoben — außergerichtlich. Auf einen Handschlag nach der Einigung habe sie immer Wert gelegt — auch im Anschluss an eine Silvesterstreitigkeit, die unter Alkoholeinfluss stand.

Zahlreiche unterschiedliche Erfahrungen hat auch Hans Salmann gesammelt, der in Zukunft Inge Klauth vertreten wird. Sie hat jetzt als Schiedsfrau den Bezirk I übernommen und war als Vertreterin schon häufig im Einsatz, um schwelende Konflikte zu regeln und somit Gerichtsverhandlungen überflüssig zu machen.

Verschwiegenheit und Diskretion sei auch bei Verhandlungen im Haus Katz oberstes Gebot. "Ich bin auch schon mal laut geworden", gesteht der 75-Jährige, der für den Zeitraum von 43 Jahren als Schiedsmann vermittelnd tätig war. "Bei streitenden Nachbarn denkt doch jeder, er habe Recht. Wenn man die Beschreibung des Antragstellers hört und die des Beschuldigten, dann meint man, das sind zwei verschiedene Filme", sagt Salmann.

Er habe sich bei seiner Vereidigung im Jahr 1969 den Tipp eines Richters zu Herzen genommen: "Mit gesundem Menschenverstand und Fingerspitzengefühl bin ich in vier Jahrzehnten als Schiedsmann gut gefahren."

(NGZ)
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