TSV Bayer Dormagen „Schauen nur auf uns selbst“

Von Volker Koch

Mit der Partie am Freitag- Anwurf ist um 20 Uhr im TSV-Bayer-Sportcenter - gegen Tuspo Obernburg beginnt für den TSV Bayer Dormagen die möglicherweise vorentscheidende Phase im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg.

Denn in den fünf Wochen bis zum Jahresende hat der Handball-Zweitligist noch acht Pflichtspiele auszutragen, sieben in der Meisterschaft und eines im Pokal. Und außer der Partie am Freitag gegen die Mainfranken, die zuletzt 12:2 Punkte in Folge holten, sind darunter nur noch zwei Heimspiele: am 10. Dezember der Lokalkampf gegen Solingen (das am Mittwochabend seine Negativserie mit einem 32:28-Sieg über die SG Leutershausen stoppte) und am 30. Dezember gegen den ThSV Eisenach (der am Mittwoch mit 33:31 gegen die TSG Münster gewann).

Dem stehen die Auswärtsaufgaben im Pokalachtelfinale beim Regionalligisten HC Erlangen (30. November), in Friesenheim (3. Dezember), Willstätt (7. Dezember), Leutershausen (17. Dezember) und Bietigheim-Metterzimmern (23. Dezember) gegenüber. Die NGZ sprach mit Dormagens Trainer Kai Wandschneider über die bevorstehenden Aufgaben und die bisherige Saison.

Herr Wandschneider, wie sieht der Trainer eines der Aufstiegsfavoriten die Tabelle der Zweiten Liga Süd vor dem 13. Spieltag?

Wandschneider Die ist im Moment etwas verwirrend. Balingen zum Beispiel hat schon 13 Spiele absolviert, wir und unser am Freitag Gegner Obernburg erst zehn. Das erschwert etwas die Vergleichbarkeit. Fakt ist, dass Balingen mit 23 Pluspunkten aus diesen 13 Spielen schon ein ordentliches Polster vorgelegt hat. Da müssen wir aufpassen, dass der Abstand nicht zu groß wird. Ansonsten bewahrheitet sich, was ich schon vor Saisonbeginn gesagt habe: Dass die Liga sehr ausgeglichen ist. Da kann wirklich jeder jeden schlagen. Bis auf Balingen und Obernburg, die aus den letzten sieben Spielen 12:2 Punkte geholt haben, schafft es kaum einer, mal eine Serie hinzulegen.

Auch Ihre Mannschaft nicht.

Wandschneider Wir stehen mit 15:5 Punkten ja nicht so schlecht da, auch wenn die abgegebenen Punkte in Münster und gegen Wuppertal unnötig waren und deshalb besonders schmerzen. Auf der anderen Seite haben wir zwei Zähler in Kornwestheim geholt, und das waren wirklich sogenannte "big points". Die kommenden Wochen werden zeigen, ob wir in der Lage sind, eine Serie aufzustellen.

Dafür muss Ihre Mannschaft aber auswärts stabiler werden.

Wandschneider Sie haben Recht, dass wir auswärts bis auf das Spiel in Kornwestheim noch nicht an unsere Leistungen zu Hause anknüpfen konnten. Wir hatten allerdings durch den zerrissenen Spielplan auch noch nicht so richtig Gelegenheit dazu. Die haben Sie bei fünf Auswärtsspielen innerhalb von 24 Tagen reichlich in den kommenden Wochen. Wandschneider Richtig. Die Zeit bis Weihnachten könnte eine vorentscheidende Saisonphase werden.

Bereitet Ihnen das Sorgen?

Wandschneider Erst einmal beschäftigen wir uns immer nur mit dem nächsten Spiel, und das ist das gegen Obernburg am Freitag. Auch das Spekulieren darüber, wie die Konkurrenz abschneidet, hält sich bei uns in Grenzen: Wir schauen nur auf uns selbst. Aber ich wäre ein schlechter Trainer, wenn ich nicht vorausschauen und im Voraus planen würde. Und da sehe ich die Terminballung schon mit einer gewissen Sorge. Leider haben sowohl unser Pokalgegner Erlangen als auch der TV Willstätt unserem Wunsch, die Spiele von Mittwoch auf Dienstag vorzuziehen, eine Absage erteilt. Das macht die Sache für uns nicht gerade einfacher.

Das Pokalspiel bei einem Regionalligisten ist doch wohl ein Selbstläufer.

Wandschneider Keineswegs. Erst mal ist die Partie für Erlangen das "Spiel des Jahres". Die werden heiß ohne Ende sein, zumal wir unser letztes Meisterschaftsspiel in Erlangen auch noch verloren haben. Dann sind die Spitzenteams der Regionalliga nicht unbedingt schwächer als die Mannschaften aus dem unteren Drittel der Zweiten Liga, und die Erlanger haben ein paar Routiniers mit Zweitliga-Erfahrung in ihren Reihen.

Wir müssen dieses Spiel genauso konzentriert und diszipliniert angehen wie jedes Meisterschaftsspiel, sonst haben wir keine Chance. Deshalb übernachten wir auch vor dem Spiel. Das Problem ist aber: Wir kommen erst am Donnerstagfrüh aus Erlangen zurück und müssen Samstags schon wieder in Friesenheim antreten. In der Woche darauf ist das mit der Partie in Willstätt genauso. Und in Friesenheim und Willstätt haben wir, zumindest unter meiner Regie, noch nie gepunktet.

Das klingt alles nicht besonders euphorisch.

Wandschneider Zu Euphorie besteht auch kein Anlass. Wohl aber zu Optimismus: Spielerisch haben wir uns eindeutig verbessert gegenüber der Vorsaison. Das sage nicht nur ich, das sagen auch meine gegnerischen Kollegen. Wir müssen das nur umsetzen, vor allem auswärts. Zu Hause hilft uns unser phantastisches Publikum: Das ist schon irre, was da abgeht. 1900 Zuschauer gegen Aue haben uns alle stark beeindruckt - ich hoffe, dass die Unterstützung Freitag gegen Obernburg ähnlich ausfällt, wir können es gebrauchen.

(NGZ)
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