Turn-EM Sarah Voss zeigt in Antalya, dass ihr Weg noch nicht zu Ende ist

Dormagen · Die Dormagenerin zieht nach den Turn-Europameisterschaften in der Türkei zufrieden Bilanz. Ihr Fernziel bleiben die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris. Im Herbst geht es aber erstmal zur WM.

Sarah Voss am Schwebebalken im Mehrkampf-Finale der Europameisterschaften in der Antalya Sports Hall.

Sarah Voss am Schwebebalken im Mehrkampf-Finale der Europameisterschaften in der Antalya Sports Hall.

Foto: dpa/Marijan Murat

Ihr kühner Traum, bei den Turn-Europameisterschaften in Antalya an ihrem Paradegerät, dem Schwebebalken, das Finale zu erreichen, war bereits in der Qualifikation am ersten Tag geplatzt. Schon da hatte sich gezeigt, dass Sarah Voss nach einer hartnäckigen Verletzung noch nicht wieder in Bestform ist. Auch im anschließenden Mehrkampffinale, in das die Dormagenerin im Vierkampf aus Boden, Schwebebalken, Sprung und Stufenbarren mit 49,732 Punkte als 20. eingezogen war, lief es alles andere als optimal. Ein Fehler beim Aufgang am Schwebebalken und ein Sturz am Stufenbarren zum Abschluss kostete sie bei den kontinentalen Titelkämpfen an der türkischen Riviera einen Top-Ten-Platz. Die 23-Jährige kam so nur auf 49,932 Punkte und belegte den 16. Rang.

„Schade mit dem Aufgang“, stellte sie danach mit einem gequälten Lächeln fest. „Am Barren, da bin ich ehrlich, war ich zu hektisch. Das ist echt ärgerlich, denn mein Wettkampf war bis auf die beiden Fehler eigentlich gut. Alles in allem kann ich nicht unzufrieden sein. Das ist einfach der Stand, den ich momentan habe. Ich war superglücklich, überhaupt nochmal den Vierkampf zu turnen. Und ich konnte zeigen, dass mein Weg noch nicht zu Ende ist.“

Immerhin: Am Boden, wo sie in der Ausscheidung in der letzten Akrobatikreihe gestürzt war, verbesserte sie sich deutlich. Aber nach einem tadellosen Sprung musste sie zum Abschluss am Stufenbarren unfreiwillig vom Gerät und vergab dadurch eine bessere Platzierung. „Wir können stolz auf sie sein, nachdem ihrer Verletzung so langwierig war. Was am Balken und am Barren passiert ist, habe ich auch im Training gesehen. Das ist definitiv etwas, wo sie sich verbessern kann“, sagte Bundestrainer Gerben Wiersma.

Nach ihre schweren Wadenverletzung war Sarah Voss erstmal froh, wieder einen Mehrkampf auf Wettkampf-Niveau bestreiten zu können. Ein Muskelbündelriss hatte die Studentin bereits bei der erfolgreichen Heim-EM mit Team-Bronze vor acht Monaten in München gehandicapt und anschließend zum Verzicht auf die Weltmeisterschaften in Liverpool gezwungen. „Ich bin fit geworden für die EM, was mich extrem stolz macht. Ich bin mehrkampffähig und konkurrenzfähig“, sagte sie daher. Die Verletzungspause hatte sie genutzt, um mit Krafttraining an ihrem Körper zu arbeiten. „Was Kraft und Schnelligkeit angeht, bin ich sehr, sehr gut wieder da. Ich würde schon fast behaupten, besser denn je“, versicherte die Deutsche Mehrkampf-Meisterin. „Da, wo ich jetzt stehe, bin ich sehr zufrieden und möchte diese Plattform beibehalten und die letzten Prozentpunkte draufsetzen.“

Fernziel sind die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris, für die die Qualifikation bei den Weltmeisterschaften im Herbst in Antwerpen stattfindet. „Das Ziel ist, bei der WM das beste Team und auch meinen besten Mehrkampf herauszuholen, damit wir gestärkt nach 2024 blicken können“, schloss Sarah Voss. Bis dahin will sie dann auch ihre Übungen wieder mit größeren Schwierigkeiten aufwerten, um mehr Punkte als in Antalya sammeln zu können.

Parallel wächst die meinungsstarke Aktivensprecherin auch allmählich in ihre größere Rolle in der neuformierten und deutlich jüngeren deutschen Mannschaft hinein: „Vorher hat Kim Bui, die ihre Karriere mit den Europameierschaften ja beendet hat, die Ansagen gemacht und das Team vor allem zusammengehalten. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sich das auf Eli Seitz und mich verlagert hat. Ich habe natürlich immer ein offenes Ohr für die Mädels und ihre Sorgen. Und ich habe auch das Gefühl, dass das ganz gut ankommt.“

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