Korschenbroich Sängerbund kämpft um seine Zukunft

Korschenbroich · Mit dem Adventskonzert am kommenden Sonntag möchte der Männergesangverein "Sängerbund" Glehn eine neue Tradition begründen. Doch die lässt sich nur etablieren, wenn der Verein neue Mitglieder gewinnen kann.

 Der Männergesangverein "Sängerbund" Glehn wurde vor 141 Jahren gegründet. Jeden Dienstag wird mit Chorleiter Keno Brand – hier bei einer Probe im vergangenen Jahr – in der Gaststätte Alt-Glehn Liedgut einstudiert.

Der Männergesangverein "Sängerbund" Glehn wurde vor 141 Jahren gegründet. Jeden Dienstag wird mit Chorleiter Keno Brand – hier bei einer Probe im vergangenen Jahr – in der Gaststätte Alt-Glehn Liedgut einstudiert.

Foto: Lothar Berns

Von der Idee sind die Mitglieder des Männergesangvereins (MGV) "Sängerbund" Glehn überzeugt: Erstmals soll es am Sonntag, 2. Dezember, ein Adventskonzert in der St.-Pankratius-Kirche geben. Ab 17 Uhr wollen sie dabei sich und ihr Können vorstellen — und nach Möglichkeit neue Mitglieder gewinnen. Wolfgang Frisch, Vorsitzender des Sängerbundes, weiß, dass sich der MGV damit gleich zwei Herkulesaufgaben stellt.

"Die Konkurrenz an Veranstaltungen ist groß. Wir müssen uns mit unserem Konzert gegen viele andere attraktive Angebote behaupten", sagt der 67-Jährige. "Aber wir müssen darüber hinaus auch dringend neue Sänger für unser Hobby begeistern."

Gelingt Letzteres nicht, dann ist das Ende des vor 171 Jahren gegründeten Vereins nur noch eine Frage der Zeit. Schon jetzt stellt jeder Ausfall an Sängern — und sei es nur durch eine Erkältung — den MGV vor große Probleme. Das Adventskonzert wird der MGV mit 13 Sängern bestreiten, als Verstärkung hat Chorleiter Keno Brand zwei Solisten von der Robert-Schumann-Akademie gewonnen. 13 Mann in der Regel — das ist hart an der Grenze.

Im nahegelegenen Bedburdyck hat der dortige MGV "Rheintreue" vor kurzem in den "Stand-By-Modus" geschaltet: Geplante Auftritte bei einem Weinfest oder auf dem Jüchener Weihnachtsmarkt wurden abgesagt. "Rheintreue"-Vorsitzender Wolfgang Götz ist das Bedauern anzumerken. "Wir sind nur noch zwölf Sänger. Das ist zu wenig, um chorfähig zu sein", sagt er. Im Januar treffen sich die "Rheintreue"-Mitglieder, um über ihre Zukunft zu entscheiden. Auch eine Auflösung ist denkbar.

In Glehn sind sie soweit noch nicht. Aber die seit langem anhaltende Entwicklung verfolgt Wolfgang Frisch genau. "Im Grunde sind die Nachwuchssorgen ja leider ein Dilemma, das nahezu alle Männergesangvereine teilen", meint er. Seine Hoffnung ist, dass es noch nicht zu spät ist, die Tradition zu erhalten und das klassische Liedgut auch in den nächsten Generationen noch zu pflegen. Dabei setzt er auch auf das Musikangebot an den Schulen. "Möglicherweise wurde da in der Vergangenheit zu sehr auf konzertante Angebote wie Schulorchester und Bands und zu wenig auf Chorgesang gesetzt", meint Frisch.

Aus der Zeit gefallen, aus der Mode gekommen, bei jungen Menschen nicht mehr beliebt — gegen diesen Dreiklang kämpft der MGV an. Dabei setzt er nicht nur auf Gesang, sondern auch auf Geselligkeit. Erst am Wochenende unternahm der Sängerbund zum Beispiel einen Ausflug nach Brüggen — mit einer Wanderung und gemeinsamem Abendessen.

Gesprochen wurde natürlich auch über das anstehende Adventskonzert. Die Konkurrenz am Wochenende ist groß: In Liedberg lockt der Weihnachtsmarkt in den Ortskern, zudem bitten im Umland auch viele weitere Chöre zu Adventskonzerten. Gut möglich, dass sich manche von ihnen in Zukunft zusammentun. "Viele Männerchöre denken inzwischen über Fusionen nach", sagt Wolfgang Frisch. Auch in Bedburdyck ist dies der Fall. "Aber Begeisterung löst dieser Gedanke nicht aus", erklärt Götz.

(NGZ/rl)
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