Olympia 2021 Fechter sind raus aus der Quarantäne

Dormagen · Die für Olympia qualifizierten Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen haben das Training für Tokio wieder aufgenommen. Mit an Bord sind auch die von ihrer SARS-CoV-2 -Infektion genesenen Benedikt Wagner und Matyas Szabo.

 Nach zwei Wochen Quarantäne: (v.l.) Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Max Hartung dürfen wieder in die Trainingshalle. 2019 holten die Säbelfechter Gold bei der Heim-EM.

Nach zwei Wochen Quarantäne: (v.l.) Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Max Hartung dürfen wieder in die Trainingshalle. 2019 holten die Säbelfechter Gold bei der Heim-EM.

Foto: dpa/Marius Becker

Am Mittwoch stand für Benedikt „Peter“ Wagner eine leichte Trainingseinheit auf dem morgendlichen Programm. Ein bisschen Beinarbeit, Dehnung des Bandapparates – nichts Besonderes ... und doch die Welt. Denn der Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen hat gerade erst eine Infektion mit der resistenteren Corona-Mutante aus Großbritannien überstanden. Nach dem Weltcup-Turnier Mitte März in Budapest war der 30-Jährige wie Nationalmannschaftskollege Matyas Szabo und zwei jüngere Vereinskameraden positiv getestet worden. Die Folge: Zwei Wochen in Quarantäne, das galt im Übrigen auch für die nichtinfizierten Max Hartung und Richard Hübers. Damit lag das komplette Säbel-Team des Deutschen Fechter-Bundes, das bei den Olympischen Spielen vom 23. Juli bis 8. August in Tokio zu den Medaillenkandidaten zählt, auf Eis.

Aus der strengen häuslichen Isolation entlassen wurde das Quartett erst Karsamstag, zurück ins Training, zunächst noch ohne hohe Intensität, ging es am Dienstag nach den Ostern. Zwar haben „alle vier an Covid-19 erkrankten Fechter keine schweren Verläufe gehabt“, beruhigt TSV-Fechtkoordinator Olaf Kawald, doch sieht Hartung in seiner Funktion als Athletensprecher das Prinzip der Chancengleichheit im Weltsport vor den Sommerspielen in Japan mehr denn je außer Kraft gesetzt: „Es ist jetzt schon maximal unfair. Wir haben schon ein Jahr hinter uns, in dem die Trainingsbedingungen wohl so abweichend waren wie noch nie zuvor. Manche konnten in Gruppen trainieren, manche waren einfach nur zu Hause eingesperrt.“ Damit sei, so der viermalige Europameister, eine Lage entstanden, in der „manche Kontrahenten um die Medaillen geimpft sind, während wir in Deutschland in den nächsten Monaten mit der ständigen Sorge leben müssen, uns noch vor Tokio zu infizieren.“ Die Zweifel an der sicheren Austragung der Spiele begleiten ihn in seiner Vorbereitung. Er sehe „die üble Infektionslage, vor allem in Europa“. Er sehe, „wie schleppend es mit den Impfungen läuft“.

Auch auf das an dieser Stelle vorgestellte Positionspapier des Vereins Athleten Deutschland mit einer Liste von Forderungen zu den Tokio-Spielen habe das Internationale Olympische Komitee nicht ausreichend geantwortet, moniert Hartung: „Wir hatten zwar ein Gespräch mit dem IOC, bei dem Fragen zum Playbook beantwortet wurden und auf noch folgende sportartenspezifische Playbooks verwiesen wurde. Aber ganz viel bleibt weiter offen. Ich verstehe nicht, wie nach einem Jahr so wenig davon bekannt ist.“

Dennoch hat der 31-Jährige die Hoffnung noch nicht aufgegeben, „dass wir uns in ein paar Monaten wieder in einer besseren Lage befinden und dann auch wieder anders auf Tokio geblickt werden kann“. Derweil geht Kawald davon aus, dass die coronabedingte Zwangspause keine negativen Effekte auf die Olympia-Form der TSV-Fechter haben wird. „Ich denke, das kann man kompensieren.“ Vor allem im körperlichen Bereich erwartet er keine größeren Probleme. „Was nicht gut war“, fügt er indes einschränkend an, „war die Unterbrechung der Vorbereitung. Der kontinuierliche Ablauf, der Flow Richtung Olympische Spiele wurde unterbrochen.“ Das sollte nicht noch mal passieren, mahnt er, stellt aber nüchtern fest: „lieber jetzt als später.“

Da Spätfolgen einer durchgemachten Infektion mit dem Coronavirus nicht auszuschließen sind, stehen die Athleten des TSV im engen Kontakt mit dem Olympiastützpunkt NRW/Rheinland, der sich bei seiner Arbeit auch auf das Know-how der ebenfalls in der Domstadt ansässigen Deutschen Sporthochschule Köln stützt. „Wir stimmen uns mit dessen Leistungsdiagnostikern ab“, sagt Kawald. Die Zusammenarbeit sei top. So laufe am OSP gerade eine Studie über Leistungssportler, die an Covid-19 erkrankt seien. Tests sollen Aufschluss darüber geben, wie sich das Coronavirus auf das Lungengewebe auswirkt. Kardiologen warnen auch vor Post-Covid-Syndromen am Herzen. SARS-CoV-2 kann prinzipiell alle Zellen des Körpers befallen.

Ein weiteres Problem: Einen wirklichen Fahrplan für Tokio gibt es nicht. Für die notierten Weltcup- und Grand-Prix-Turniere liegen bislang keine Bestätigungen vor. Der europäische Kontinentalverband EFC plant weiterhin die Ausrichtung der U23- und der Senioren-EM (15. bis 20. Juni) im bulgarischen Plovdiv.

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