Weltcup-Turnier in Tiflis Fechter starten mit Sensation ins Jahr

Dormagen · Auch nach dem Rücktritt der „Goldenen Generation“ um Max Hartung bleiben die Säbelfechter vom Höhenberg in der Erfolgsspur. Beim Weltcup-Turnier in Tiflis ist nur Olympiasieger Korea noch ein bisschen besser.

 Auf Anhieb ein starkes Team: Matyas Szabo, Frederic Kindler und den Brüdern Raoul und Luis Bonah gelang beim ersten Weltcup-Turnier in Tiflis direkt der Durchmarsch ins Finale.

Auf Anhieb ein starkes Team: Matyas Szabo, Frederic Kindler und den Brüdern Raoul und Luis Bonah gelang beim ersten Weltcup-Turnier in Tiflis direkt der Durchmarsch ins Finale.

Foto: DFB/©Augusto Bizzi

Olaf Kawald hat in Jahrzehnten auf und an der Planche schon so ziemlich alles erlebt, doch der Auftritt des fast komplett neuformierten DFB-Quartetts beim ersten Weltcup-Turnier 2022 im georgischen Tiflis raubten selbst dem als Cheftrainer und Sportlichen Leiter für den TSV Bayer Dormagen tätigen Fachmann in Sachen Säbelfechten die Worte. „Ich bin relativ sprachlos“, bekannte er. Platz zwei mit der Mannschaft gleich im ersten Wettkampf ohne die zurückgetretenen Asse Max Hartung, Benedikt Wagner und Richard Hübers, das sei auch in seinen Augen einfach „eine Mega-Überraschung.“

Das vom 30 Jahre alten Ex-Weltmeister Matyas Szabo angeführte Team mit den Dormagener Vereinskollegen Raoul und Luis Bonah sowie Frederic Kindler (TSG Eislingen) bestand dabei nach dem 45:32-Erfolg zum Auftakt über Polen schon im Viertelfinale seine Feuertaufe: Gegen den Iran, Sechster der Olympischen Spiele von Tokio (2021), lag Deutschland bis zum drittletzten Gefecht zurück, ehe Raoul Bonah die Wende schaffte. Kindler und Szabo brachten den 45:43-Sieg ins Ziel. Ganz ähnlich lief das im Halbfinale gegen den Olympia-Zweiten Italien: Auf dem Weg zum 45:43-Triumph nahm Szabo als Schlussfechter seinem Kontrahenten Luca Curatoli satte zehn Treffer ab und bescherte Deutschland damit den Einzug ins Finale.

 Das Podium beim Weltcup-Turnier in Tiflis: (v.l.) Deutschland (Frederic Kindler, Luis Bonah, Raoul Bonah, Matyas Szabo), Korea, Russland.

Das Podium beim Weltcup-Turnier in Tiflis: (v.l.) Deutschland (Frederic Kindler, Luis Bonah, Raoul Bonah, Matyas Szabo), Korea, Russland.

Foto: DFB/©Augusto Bizzi

Dass es gegen den in Tiflis an eins gesetzten Olympiasieger Südkorea dann eine 38:45-Niederlage gab, nahm DFB-Sportdirektor Sven Ressel nichts von seiner Euphorie: „Eine fabelhafte Leistung! Das von Bundestrainer Vilmos Szabo zusammengestellte Team um seinen Sohn Matyas hat ein erstes Ausrufezeichen auf dem internationalen Parkett gesetzt und gezeigt, dass mit dem deutschen Säbelfechten weiterhin zu rechnen ist.“

Dieses „sensationelle Ergebnis“ komme auch deshalb vollkommen unerwartet, „weil außer Matyas keiner dabei war, der in den letzten Jahren auf diesem Niveau in der Mannschaft gefochten hat“, erklärte Kawald. Natürlich sei auch die Konkurrenz zum Teil mit neuen Fechtern angetreten, „aber keiner hatte so einen harten Schnitt wie wir. Die Jungs sind wirklich ins kalte Wasser gesprungen.“ Und mit Blick auf den für das (kleine) Wunder zuständigen Bundestrainer aus Dormagen fügte er lachend hinzu: „Da hat der Willy gute Arbeit geleistet. Jetzt können wir wieder nach vorne gucken. Das macht richtig Lust auf mehr.“

Im Einzelwettbewerb wurde Matyas Szabo nach Siegen gegen den Japaner Kento Yoshida und den Russen Anatoliy Kostenko erst vom Koreaner  Jungwhan Kim knapp mit 15:13 bezwungen und kam schließlich auf Platz zwölf von 189 Teilnehmern. Frederic Kindler und Raoul Bonah konnten sich ebenfalls für das Haupttableau der letzten 64 qualifizieren. Hier traf Kindler nach seinem Sieg über den Iraner Mohammad Fotouhi auf Sanguk Oh (Korea), dem er mit 9:15 unterlag. Das ergab für ihn Platz 29. Bonah konnte sich nicht gegen den Amerikaner Andrew Mackiewicz durchsetzen. Nach der 13:15-Niederlage blieb ihm Rang 38. Den Turniersieg holte sich Sandro Basadse (Georgien) vor Kamil Ibragimow (Russisches Olympisches Komitee) sowie Boladé Apithy (Frankreich) und Kim Junghwan.

Bei den Damen besetzten Caroline Queroli (Frankreich), Theodora Gkountoura (Griechenland) sowie Rossella Gregorio (Italien) und Jana Egorian (Russland) die Podestplätze. Lisa Gette wurde 40., Julika Funke (beide Künzelsau) 57., Léa Krüger 61., Emily Kurth 126. und Liska Derkum (alle Dormagen) 132. Im Teamwettbewerb reichte es für die in Tiflis ohne die starken Anna Limbach und Larissa Eifler (beide Dormagen) angetretenen Schützlinge von Bundestrainer Dan Costache (Dormagen) mit Julika Funke, Léa Krüger und Lisa Gette nach dem 43:45 im ersten Gefecht gegen Bulgarien nur zum 17. Platz. Es gewann Südkorea vor Frankreich, Russland und Spanien.

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