Lokalsport Sackgasse statt Siegerstraße

Nach sechs Minuten führte der TSV Dormagen im Abstiegsduell der Handball-Bundesliga mit 5:2, am Ende triumphierte die HSG Düsseldorf verdientermaßen mit 34:26. Für Trainer Kai Wandschneider waren ein angeblicher Wechselfehler und zu großer Kräfteverschleiß entscheidend.

 Viele Düsseldorfer sind des Dormageners Tod: Marcel Wernicke, Michael Hegemann und Max Ramota (v.l.) stemmen sich Nils Meyer (mit Ball) und Sebastian Linder entgegen — meistens erfolgreich.

Viele Düsseldorfer sind des Dormageners Tod: Marcel Wernicke, Michael Hegemann und Max Ramota (v.l.) stemmen sich Nils Meyer (mit Ball) und Sebastian Linder entgegen — meistens erfolgreich.

Foto: NGZ

Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt lagen nicht einmal zweieinhalb Tage. Zu wenig für den TSV Dormagen, um sich im Abstiegsduell der Handball-Bundesliga bei der HSG Düsseldorf noch einmal zu einer Energieleistung aufzuraffen. "Wir waren einfach platt", stellte Kai Wandschneider nach sechzig deprimierenden Minuten fest, die seinen Schützlingen eine auch in dieser Deutlichkeit verdiente 26:34-Niederlage (Halbzeit 13:13) und den Absturz auf einen Abstiegsplatz bescherten.

 "Kai, ich weiß auch nicht, was wir noch machen sollen" — Teammanager Thomas Dröge und Trainer Kai Wandschneider (r.) in Ratlosigkeit vereint.

"Kai, ich weiß auch nicht, was wir noch machen sollen" — Teammanager Thomas Dröge und Trainer Kai Wandschneider (r.) in Ratlosigkeit vereint.

Foto: H. jazyk

Den hatten sie erst einen Tag vor Heiligabend verlassen, als sie sich gegen die Füchse Berlin in einen wahren Handball-Rausch gespielt hatten (die NGZ berichtete). Auf's Ganze gesehen sollte sich der 32:23-Erfolg jedoch als Pyrrhussieg erweisen. "Drei solcher Spiele innerhalb von sechs Tagen können wir mit unserem Kader nicht durchstehen", bilanzierte Wandschneider, "wir waren einfach platt."

In der Tat: Spätestens, nachdem sie sich beim Stand von 19:21 durch einen angeblichen Wechselfehler nach 43 Minuten selbst dezimiert hatten, standen die am Mittwoch noch wie entfesselt aufspielenden Dormagener eigentlich nur noch auf dem Parkett der Reisholzer Sporthalle herum und sahen tatenlos zu, wie die Hausherren ein einfaches Tor nach dem nächsten erzielten: Seit dem Bundesliga-Aufstieg dürfte Frantisec Sulc noch nie so problemlos zu zehn Treffern gekommen sein wie am Zweiten Weihnachtstag. Und das lag keineswegs an einem 45 Minuten gut haltenden Vitali Feshchanka, sondern an einer Deckungsformation, die diesen Namen nur ansatzweise verdiente.

Der Innenblock, seit dem Abgang von Kjell Landsberg ohnehin geschwächt, verteilte eifrig Geschenke, weil Sebastian Linder minütlich an Kraft verlor. Und weil Florian Wisotzki nur als Zuschauer anwesend war, nachdem er sich tags zuvor mit Fieber abgemeldet hatte. "Als er mich anrief, wusste ich, dass wir das Spiel kaum gewinnen konnten", gab Wandschneider im Nachhinein zu.

Denn damit fehlte nicht nur der neben Maciej Dmytruszynski wichtigste Abwehrspieler, es fehlte auch der Kopf des ganzen Unternehmens. Und die ohnehin dünn gesäten Alternativen bewiesen erneut eindrucksvoll, dass sie im Abstiegskampf nicht weiterhelfen. Ganz anders die Düsseldorfer, bei denen Manager Frank Flatten alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um nach den Kreuzbandrissen von Andrej Kurchev und des als Ersatz für den Weißrussen nachträglich verpflichteten Jan-Hendrik Behrends nicht Linkshänder-los in das "big-point-Spiel" (Wandschneider) zu gehen. Der Zukauf von Bostjan Hribar erwies sich zumindest für dieses Spiel als Volltreffer, denn der Slowene erzielte nicht nur sieben Tore, er setzte auch bei seinen Nebenleuten ungeahnte Kräfte frei.

Kräfte, die den Dormagenern augenscheinlich fehlten, die sich nach 5:2-Führung (6.) vielleicht auch allzu früh auf einer Fortsetzung der Siegerstraße von Mittwochabend wähnten. Doch die führte in eine Sackgasse, ohne dass die Düsseldorfer ihrerseits zu einer überragenden Vorstellung hätten auflaufen müssen. Viele der angesichts der Bedeutung der Partie bescheidenen Zahl von 2144 Zuschauern wurden jedenfalls den Eindruck nicht los, gleich beide Absteiger auf einmal gesehen zu haben.

(RP)
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