Basketball Ein ganz neue Aufgabe für „Mister Zuverlässig“

Grevenbroich · Seit Samstag ist Ryon Howard Trainer des Basketball-Regionalligisten NEW’ Elephants. Ein Job, zu dem der 35-Jährige gekommen ist wie die Jungfrau zum Kind. Zum Debüt unterlag er mit seinem Team beim SV Hagen-Haspe mit 86:90.

Es gibt Menschen, in deren Gesellschaft fühlt man sich auf Anhieb wohl. Ryon Howard ist so ein Mensch. Und weil der 35-Jährige auch noch ein fantastischer Basketballer ist, findet die verdiente Wertschätzung öffentlich statt. So stellte Löwen-Trainer Cedric Hüsken beim Abschied vor gut einem Jahr fest: „Ich bin stolz, einen so kompletten Spieler nach Herten geholt zu haben. Aber auch menschlich war Ryon ein Gewinn. Er ist ein Pfundskerl.“ In Grevenbroich dauerte es darum nur wenige Monate, bis der in der Bronx/New York geborene Profisportler seinen Ehrennamen erhielt, ein Privileg, das in der Vergangenheit nur Klub-Legenden wie Whitney Harris („Der kanadische Ritter“), Martin Trefzger („Captain Crunch“)  oder John Bynum („J.B.“) zuteil wurde. Howard ist in der Schlossstadt „Mister Zuverlässig“. Oder – mit Blick auf seine 16,1 Punkte und fast zehn Rebounds im Schnitt – einfach „Mister Double-Double“.

Umso größer war der Schock, als sich der „MVP (der wertvollste Akteur) im Match gegen Bayer Leverkusen II Anfang Januar einen Kreuzbandriss im Knie zuzog. Das vermeintliche Ende einer „Horror-Saison“, wie sie auch Howard in seinen mittlerweile zehn Jahren im Profigeschäft „noch nie erlebt“ hat. Doch die Geschichte geht weiter: Weil die durch sechs Niederlagen in Folge aller Saisonziele beraubten Elephants nicht auch noch ihr letztes Sparschwein schlachten wollten, lösten sie den Vertrag mit Trainer Jason Price auf und Manager Hartmut Oehmen wurde bei seinem verletzten Musterschüler vorstellig. Der fiel (zunächst) aus allen Wolken. „Um ehrlich zu sein, ich hatte nie vor, Trainer zu werden.“ Doch irgendwie fühlte der 1,98 Meter große Tausendsassa, dass sein Job an der Erft noch nicht erledigt ist. „Ich bin ein Teil der Mannschaft – und will das unbedingt bleiben.“ Also sagte er zu, allerdings nicht, ohne vorher das Gespräch mit Price zu suchen. Er habe ihn nicht um Erlaubnis fragen müssen, „aber mir ist wichtig, was er zu sagen hat.“

Die Feuertaufe bestand er daraufhin mit Bravour. Sicher, die Partie in Haspe endete für die ohne Max Boldt (Todesfall in der Familie) angereisten Elephants mit einer mehr als unglücklichen Niederlage, bestätigte den neuen Coach indes in seiner Entscheidung. „Klar, am Anfang war es ein bisschen komisch. Aber ich habe ja schon ein bisschen Ahnung vom Basketball und gemeinsam mit dem Team ging es ganz gut.“ Das Rad neu erfinden könne er ohnehin nicht, stellt er klar: „Das Team hat seine Identität. Jetzt alles zu ändern, dazu ist es einfach zu spät.“ Gut möglich jedoch, dass er seine ehemaligen  Mitspieler auf andere Art und Weise packt. Troy Harper zum Beispiel, seit Wochen nur noch ein Schatten seiner selbst, explodierte am Samstag förmlich, war mit 37 Punkten (11/15 Würfe aus dem Feld, 3/4 Dreier) Topscorer der Partie. „Jason hat den Knopf bei Troy nicht gefunden, Ryon ist das gelungen“, sagt Oehmen. Howard wehrt jedoch ab: „Natürlich habe ich vor dem Spiel mit ihm gesprochen, habe ihm gesagt:´Troy, ohne Dich können wir nicht gewinnen, wir brauchen Dich´. Aber eigentlich habe ich gar nichts gemacht.“

Vielleicht ist genau das das Geheimnis des Trainers wider Willen, der mit Frau, Sohn (7) und Tochter (4) seit 2013 in Köln-Lövenich heimisch geworden und inzwischen auch deutscher Staatsbürger ist. Der Mann ruht in sich selbst, fühlt sich wohl in seiner Haut. Dass ihn die für März angesetzte Knie-Operation zurück ins Trikot bringen wird, steht für ihn außer Frage. „Ich hatte zu meiner Zeit am Sacred Heart College schon mal einen Kreuzbandriss, allerdings am anderen Knie. Darum habe ich keine Angst. Ich weiß, alles wird gut laufen – nach Verletzungen bin ich immer besser zurückgekommen.“ Eine Garantie gibt es allerdings nicht. Auf die Frage, ob er dem Basketball auch als Trainer erhalten bliebe, hat er eine klare Antwort: „Wenn ich das jetzt beantworten muss – dann nicht!“        

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