Rudern Alexandra Höffgen verspürt tiefe Verunsicherung

Neuss · Das Timing war gut: Gerade rechtzeitig, bevor dort Ausgangssperren verhängt und Grenzen geschlossen wurden, kehrten die Ruderinnen des Deutschen Ruderverbandes aus ihrem Trainingslager in Spanien zurück.

 Alexandra Höffgen (2.v.l.) im neuformierten deutschen Achter.

Alexandra Höffgen (2.v.l.) im neuformierten deutschen Achter.

Foto: DRV

Mit dabei: Alexandra Höffgen, 26 Jahre alte Olympia-Hoffnung des Neusser Rudervereins.

Ob sich diese Hoffnung erfüllen wird, ist ungewisser denn je. Der Ruder-Weltverband hat die Weltcup-Rennen und auch die Olympia-Qualifikation auf dem Luzerner Rotsee ersatzlos gestrichen. Wie es in dieser Hinsicht weitergeht, weiß zur Zeit keiner. „Besonders belastend ist die Situation nach den Absagen der Weltcups und der olympischen Nachqualifikation sowie den vielen Fragezeichen hinter Tokio 2020 für unsere Kaderathletinnen und -athleten. Training an den jeweiligen Bundesstützpunkten für all die Sportlerinnen und Sportler, die sich auf Olympischen Spiele vorbereiten, ist unter strengen Auflagen und in ständiger Absprache mit den jeweiligen Behörden nur noch vereinzelt möglich,“ sagt DRV-Präsident Siegfried Kaidel, „doch so schmerzhaft diese Entscheidungen und Rahmenbedingungen sind – sie sind unabwendbar. Es ist erforderlich, dass die Rudergemeinschaft virtuell zusammenrückt und gemeinsam die Herausforderungen annimmt.“

Ähnlich beurteilt auch Alexandra Höffgen die Lage: „Auch wenn ich die teilweise drastischen Entscheidungen nachvollziehen kann und die Gesundheit vor allem Sport und Wettkämpfen steht, tut die aktuelle Situation echt weh.“ Ihr ganz besonders. Denn nach einigen Tiefs in den vergangenen Jahren zieht die 26-Jährige nach der intensiven Plackerei in diversen Trainingslagern und Mannschafts-internen Rennen seit Jahresbeginn für sich selbst ein an sich positives Zwischenfazit: „Ich bin gut drauf und fit wie noch nie, ich bin ganz vorne in der Mannschaftsbildung und die gesamte Mannschaft ist unter Anleitung unseres australischen Trainers stark geworden.“

Nur ob das ihr und ihren Teamkolleginnen etwas nützt, weiß sie nicht. „Rein sportlich bricht für mich eine Welt zusammen,“ sagt sie mit Blick auf die abgesagte Olympia-Qualifikation – sie durfte nach den Ergebnissen der Testrennen auf einen Platz im neuformierten Achter hoffen, der durchaus Chancen auf eine Fahrkarte nach Tokio hätte.

Doch Alexandra Höffgen ist eine Kämpfernatur: „Zum jetzigen Zeitpunkt stecke ich zwar nicht den Kopf in den Sand, aber die Zeit ist hart. Trotzdem bleibe ich positiv,“ sagt die 26-Jährige, die sich nach Abschluss ihres Maschinenbaustudiums bis zum Sommer ganz auf ihren Sportkonzentrieren wollte. Jetzt ist sie froh, „dass ich wenigstens auch ein berufliches Standbein habe, dass ich gegebenenfalls aufleben lassen kann.“ „Wir alle sitzen im selben Boot – aber gemeinsam können wir diese Ausnahmesituation bewältigen und wieder ans sichere Ufer gelangen,“ sagt Siegfried Kaidel. Doch die Verunsicherung bleibt, nicht nur bei Alexandra Höffgen.

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