Jüchen Römische Besiedlung keine bloße Episode

Jüchen · Bedburdyck (S.M.) Eine zwischen Dyck und Steinforth gefundene Jupitersäule sowie eine am Montag in der Karl-Justen-Halle zu sehende Statue des Herkules Saxanus, des römischen Schutzherrn der Bildhauer, sind die spektakulärsten Zeugnisse der Römerzeit, die sich im "Dycker Ländchen" gefunden haben. Der Historiker Professor Hans Georg Kirchhoff kommt im Jahrbuch 2010 für den Rhein-Kreis Neuss zu dem Schluss, dass die bis ins fünfte Jahrhundert andauernde römische Besiedlung keine bloße Episode war, die mit dem Abzug der Römer endete.

 Der Jüchener Bach bei Bedburdyck: Wird der Name des Dorfs auf eine alte Bezeichnung für dieses Flüsschen zurückgeführt?

Der Jüchener Bach bei Bedburdyck: Wird der Name des Dorfs auf eine alte Bezeichnung für dieses Flüsschen zurückgeführt?

Foto: Archiv M. Reuter

In seinem Beitrag "Bedburdyck: Römerzeit und Kontinuitätsfrage" zieht er vielmehr eine Linie, die — etwas vergröbert — von den Römern bis hin zu Schloss Dyck reicht. Verbindendes Element hierfür ist eine "Villa Rustica", ein großer römischer Gutshof, dem Hans Georg Kirchhoff die einst auf dem Kirchengelände von St. Martinus gefundenen Steinsärge zuordnet: "Dessen Besitzer waren in der Lage, ihre Toten aufwendig zu bestatten".

Dieser bedeutende römische Gutshof blieb dem bekannten Lokalhistoriker zufolge in der Hand eines fränkischen Herrn. Insbesondere gilt dies für die schon früh erfolgte Gründung von St. Martinus — die Christianisierung setzte um 700 ein und wurde vom fränkischen Adel getragen. Im Gegensatz zu bisherigen Darstellungen vertritt Hans Georg Kirchhoff die These, dass die Herren des Bedburdycker Kirchgrabenhofs die Inhaber des Adelssitzes gewesen seien und die Kirche errichtet haben — und diese nicht erst unter der ab dem elften Jahrhundert bezeugten Dycker Herrschaft entstanden ist.

In der Nachfolge der Herren des Kirchgrabenhofs "behielten die Herren von Dyck das Kirchenpatronat, auch nachdem sie in ihre Burg ,umgezogen' waren", schreibt Professor Kirchhoff. Für das Kirchdorf Bedburdyck betont der Historiker eine "vorrömisch-römisch-fränkische Kontinuität", wobei Bedburdyck der mit Abstand älteste besiedelte Ort ist. Rath, Wallrath oder auch Gierath verweisen in ihren Namen auf Rodungen, die frühestens im Mittelalter erfolgt sind.

Einstweilen ungeklärt bleibt der Name Bedburdycks: Die Hinzufügung von "Dyck" ist vergleichsweise jung und diente der Unterscheidung von Bedburg an der Erft. "Bur" bedeutete im Altdeutschen Haus, eine weitere Erklärung sieht in Bedbur einen alten Namen für den Jüchener Bach. Denkbar ist auch die Hypothese, dass es sich um eine Ableitung vom Personennamen "Beddo" handeln könnte, wonach Bedbur "Haus des Beddo" hieße.

Hans Georg Kirchhoff lässt letztlich offen, welche Alternative die in seinen Augen stichhaltigste ist und kommt zu dem Schluss, dass der Ortsname Bedbur "sehr wahrscheinlich vor die römische Zeit" zurückgehen. Römischen Ursprungs ist im Gemeindegebiet Hans Georg Kirchhoff zufolge wohl lediglich der Name Jüchen, der "auf ein römisches Iucundiacum" zurückgeführt werden kann", was "Siedlung des Iucundius" bedeutet.

(RP)
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