Lokalsport Rochusclub schon unter Druck

Detlev Irmler redet nicht lange um den heißen Brei herum. "Wir stehen unter Druck. Wenn wir in Neuss nicht gewinnen, geht die Reise in eine völlig falsche Richtung", sagt der Trainer des Rochusclub Düsseldorf vor dem Gastspiel am Sonntag (11 Uhr) an der Jahnstraße.

So komisch sich das liest: Es war keine schlechte Leistung, die die Düsseldorfer in dieser Lage brachte. Vom Bundesliga-Start beim amtierenden Deutschen Meister TK GW Mannheim brachte der Rochusclub nämlich ein 3:3 mit. "Wir hatten uns zwar mehr versprochen, aber gegen den Meister kann man mit dem Punkt durchaus zufrieden sein. Trotzdem: Jetzt müssen wir in Neuss doppelt punkten, wenn wir oben mitmischen wollen."

Klar, dass Irmler bei dieser Konstellation am liebsten seine Bestbesetzung mit über den Rhein gebracht hätte. Doch wie es scheint, muss er auf Spitzenspieler Fabrice Santoro, aktuell immerhin die Nummer 44 in der ATP-Weltrangliste, verzichten. Denn der Franzose muss wegen einer Turnierverpflichtung am Sonntagnachmittag um 16 Uhr in Marseille sein.

Da das Duell der beiden Topleute beider Mannschaften aber erst für 12.30 Uhr angesetzt ist, dürfte das ganze zu knapp werden. Die drei Spieler, die hinter Santoro auf dem Meldeformular stehen, sind aber einsatzbereit. Auch sie haben klangvolle Namen und stattliche Weltranglistenpositionen vorzuweisen: die beiden Spanier Alberto Martin (ATP 48) und Luis Horna (ATP 53) sowie der Argentinier Juan Monaco (ATP 83).

"Nach dem vierten Mann muss ich mich jetzt noch auf die Suche machen", meinte Irmler am Donnerstag. Allerdings kann er aus einem großen Fundus weiterer hochkarätiger Akteure schöpfen. So ist zum Beispiel auch noch der Spanier Albert Costa gemeldet, seines Zeichens French Open-Sieger des Jahres 2002.

"Egal, wer letztlich der vierte Mann sein wird. Die Düsseldorfer werden mit der besten Mannschaft kommen, die jemals an der Jahnstraße angetreten ist", bemüht BW-Teammanager Marc Raffel einen Superlativ, um die Qualität der Gästetruppe deutlich zu machen. Und wie es aussieht, können die Hausherren da zumindest von der Papierform her nicht mithalten.

Denn fest steht nur, dass der Argentinier Edgardo Massa (ATP 109) nach seinem frühen Aus beim Challenger-Turnier im italienischen Mantua mitspielen wird. Sicher zur Verfügung stehen außerdem noch Dieter Kindlmann (ATP 263) und Philipp Petzschner (ATP 351). "Mit allen anderen Spielern stehe ich in Kontakt", sagt Marc Raffel, der nur ausschließt, dass der aktuell in Topform aufspielende Philipp Kohlschreiber für BW auflaufen wird.

"Vielleicht zaubere ich aber auch noch Agustin Calleri aus dem Hut", meint Raffel augenzwinkernd mit Blick auf seinen argentinischen Spitzenspieler mit spanischem Pass. Er rangiert derzeit auf Weltranglistenposition 54.

Und dennoch: Egal, wie die Gäste aus Düsseldorf zum Derby anreisen, sie sind deutlich in der Favoritenrolle. Doch das ficht die Blau-Weissen offensichtlich nicht an. Sie geben sich kämpferisch, haben die Partie keineswegs abgehakt. "Von vornherein aufgeben geht schon mal gar nicht. Wenn alles optimal läuft, gibt es eine kleine Chance. Und die gilt es zu nutzen", meint BW-Trainer Lupo Hierl.

Auf seiner Rechnung hat er einen Sieg von Edgardo Massa, dem er in Bestform einen Erfolg gegen jeden Gegner zutraut. Ansonsten sieht er den neu eingeführten Champions-Tiebreak bis zehn anstatt des dritten Satzes als Vorteil für seine Schützlinge. "Da braucht nur ein Satz zu kommen und schon steht fest, dass es in den Tiebreak geht. Und bei dem ist in der Regel eine ordentliche Portion Glück dabei", meint Hierl, der dadurch die eigentlich schwächeren Spieler im Vorteil sieht.

Einen Punkt von Massa vorausgesetzt, fehlen ja ohnehin nur zwei Zähler zu einem Unentschieden. Und die könnten ja auch die Neusser Doppel holen, die ihre Qualitäten beim 4:2-Auftakterfolg gegen den HTC BW Krefeld bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.

Ein Sieg, der den Neusser offensichtlich eine ordentliche Portion Selbstvertrauen mit auf den Weg gegeben hat. Auch Marc Raffel will sich nicht mit dem Gedanken an eine Niederlage beschäftigen: "Ich will gewinnen, aber das wird verdammt schwer. Doch ein Remis halte ich durchaus für realistisch."

(NGZ)
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