Jüchen Risiko Motorradfahren

Jüchen · Kaum scheint die Sonne, starten Motorradfahrer zur ersten Tour. Ein gefährliches Hobby, denn allein in der ersten Märzwoche gab es vier Unfälle mit Bikern. Die Polizei setzt auf Präventionsarbeit wie jetzt bei Polo in Jüchen.

 Robert Richtarksky (l.) gehörte zu den Motorradfahrern, die die Präventionsaktion der Polizei besuchten.

Robert Richtarksky (l.) gehörte zu den Motorradfahrern, die die Präventionsaktion der Polizei besuchten.

Foto: L. Berns

Mehr als 250 verletzte und fünf tote Motorradfahrer im Rhein-Kreis Neuss — das ist die erschreckende Bilanz der Motorradsaison 2011. Allein in der ersten Märzwoche 2012 gab es vier verletzte Zweiradfahrer im Kreis. Um diese Zahlen zu senken, startete die Polizei jetzt die landesweite Aktion "Brems dich — rette Leben" beim Motorradausstatter "Polo". Einige Hundert Zweiradfahrer ließen sich von den Beamten in der Mobilen Wache über die Gefahren des rücksichtslosen Fahrens aufklären.

"Wir wollen möglichst viele Fahrer erreichen. Ob es etwas hilft, werden wir wohl erst im Herbst wissen", erklärt Gerhard Kropp, Polizeioberrat im Rhein-Kreis Neuss. Am Stand der Polizei geht es in erster Linie um Aufklärung. Mit einem Verkehrsrätsel und Unfallstatistiken sollen die Fahrer ihr eigenes Handeln überdenken. "Natürlich sind nicht alle Motorradfahrer rücksichtlose Raser. Doch einzelne reißen den Schnitt immer wieder runter", sagt Kropp.

Ebenfalls erschreckend: Videos, die Beamte auch im Kreisgebiet bei Verfolgungsfahrten aufgenommen haben. Mit bis zu 230 Kilometer pro Stunde rast dort ein Fahrer über eine Landstraße bei Korschenbroich, überholt in der Kurve gleich mehre Fahrzeuge. "Bei solch hohen Geschwindigkeiten ist eine Verfolgung auch für uns gefährlich", so Gerhard Kropp.

Auch während die Polizei auf dem Gelände der Firma Station macht, rasen Motorradfahrer an den Beamten vorbei. "Wir haben rund um Jüchen Radar- und Laserkontrollen eingerichtet. Wir wollen nicht den Spaß am Fahren nehmen, doch bei Geschwindigkeitsübertretungen müssen wir eingreifen", sagt Kropp. Generell sind die Beamten mit den meisten Motorradfahrern zufrieden. "Eigentlich sind alle sehr einsichtig und geloben Besserung. Auch hier am Stand wird vielen klar, wie hoch das Risiko bei zu hoher Geschwindigkeit für alle Beteiligten ist. Einen Ladenhüter gibt es allerdings: "Die gelben Warnwesten, die wir den Fahrern empfehlen, wollen viele nicht tragen. ,Das sieht nicht gut aus' heißt es dann", sagt Kropp.

Auch Motorradfan Christian Schmidt aus Wickrath-Berg ist die Raser, die er im Videofilm sieht, schockiert. Er kennt die Gefahr auf zwei Rädern selbst: Schon viermal war er in Unfälle verwickelt: "Ich wurde in allen Fällen von Autofahrern übersehen. Zum Glück ist es immer glimpflich abgelaufen", sagt Schmidt. Aber runter vom Bike? "Nein, niemals." Dass Biker häufig übersehen werden, bestätigt auch die Polizei. "Wir haben im Kreis nicht die typischen Raserstrecken. Bei uns kracht es meist an Kreuzungen", sagt Kropp.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort