2. Bundesliga Nord Neusser Ringer sind wieder erstklassig
Neuss · Nach dem 19:15-Sieg im Gipfelkampf der 2. Bundesliga Nord beim RV Lübtheen kehrt der KSK Konkordia als Meister in die Erste Bundesliga zurück – und das schon zwei Runden vor Saisonschluss. Die große Sause findet am Samstag statt.
Die mit knapp 400 Zuschauern gefüllte Hans-Oldag Halle war am Samstagabend um 21.05 Uhr nicht der Ort für falsche Bescheidenheit. „Wir sind die Besten“, stellte Fatih Cinar mit einem breiten Grinsen fest. Und damit hatte der Sportliche Leiter des Ringer-Zweitligisten KSK Konkordia Neuss vollkommen recht: Mit dem 19:15-Erfolg im Spitzenkampf beim Tabellenzweiten RV Lübtheen machten Deni Nakaev, Aaron Bellscheidt, Simone Piroddu & Co. nämlich nicht nur die Rückkehr in die deutsche Eliteklasse, sondern schon vor den abschließenden Duellen mit dem ASV Hüttigweiler am Freitag (9. Dezember) und mit dem TV Essen-Dellwig am Samstag (10. Dezember) in heimischer Halle an der Frankenstraße den Titel im Norden perfekt.
„Das war mit Abstand der beste Auswärtskampf in diese Saison“, fasste Cinar zusammen. Damit adelte er zum einen die vorbildliche Leistung der Mecklenburger als Gastgeber („Wir sind hier super behandelt worden, dickes Lob an Lübtheen.“), zum anderen aber auch die zielgenaue Taktik des Spitzenreiters. Die entschied die interessante Auseinandersetzung, in der beiden Teams fünf Siege gelangen. Die acht Punkte in den Gewichtsklassen bis 71 und 130 Kilogramm hatten die Gäste von vorneherein abgeschrieben und darum gegen die bärenstarken Polen Krzystof Bienkowski (Fünfter der EM 2022 in Ungarn) sowie Zbigniew Baranowski (EM-Dritter) in Vladimir Mass und Cinar (!) zwei reine „Lückenfüller“ aufgeboten. In diese Kategorie fiel auch der zudem mit Übergewicht angetretene Jugendliche Alexander Müller, der im Leichtgewicht (57 kg) den eigentlich vorgesehen, aber gesundheitlich angeschlagenen Calvin Stiller vertrat.
Diese Hypothek von 0:12 Punkten vermochte der KSK zu tragen, weil fast alle anderen Ringer lieferten. Okay, die 1:5-Niederlage von Deni Nakaev (80 kg) gegen den dänischen WM-Teilnehmer Oliver Krüger war nicht unbedingt eingeplant, ließ Cinar aber kalt: „Auch ein U20-Weltmeister kann mal verlieren.“ Julian Lejkin (130 kg) lag gegen Artur Omarov, 2021 für Tschechien bei Olympia im Einsatz, überraschend mit 3:1 vorne und unterlag erst in der letzten Kampfminute noch mit 3:4.
Damit ließ sich arbeiten: Simone Piroddu (61 kg) benötigte nur 2:18 Minuten für seinen technisch überlegenen 18:2-Punktsieg über Henry Lamitschka (Jahrgang 2007), Arslanbek Salimov (66 kg) schulterte Dennis Langner ziemlich unerwartet nach nur 31 Sekunden und Magomedmurad Gadzhiev (86 kg) trotzte dem 8,5 Kilogramm schwereren Brian Bliefner mit einem 12:0-Sieg drei Zähler fürs Mannschaftsergebnis ab.
Damit lag der KSK vor den abschließenden Kämpfen in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm „nur“ mit 11:15 hinten. Eine Steilvorlage für Aaron Bellscheidt: Der 19-Jährige hatte allerdings zunächst eine Schrecksekunden zu überwinden, als er unbedacht in eine Attacke seines zwei Jahre jüngeren Kontrahenten Justin Schimpf geriet und um ein Haar auf dem Kreuz gelandet wäre. Danach war das Neusser Eigengewächs aber auf der Hut, hob seinen Rivalen drei Mal aus und sorgte mit seinem technisch überlegenen 21:6-Punktsieg nach 3:52 Minuten für den 15:15-Ausgleich. Der Rest war Formsache: Im freien Stil benötigte Vasile Diacon nur 1:11 Minute, um den jungen Malte Vogel mit 16:0 zu bezwingen. Dass sich die Freude der Neusser danach in Grenzen hielt, wunderte Cinar nicht. „Mit zehn Mann kannst du nicht richtig feiern.“ Er versprach indes: „Das holen wir am Samstag im letzten Kampf vor unseren Fans gegen Essen-Dellwig nach. Dann geht noch mal richtig die Post ab!“
Nach Simone Piroddu, Vasile Diacon sowie den Brüdern Mairbek und Arslanbek Salimov holte er sich derweil noch die Zusage eines weiteren Klasseringers für das nächste Jahr: Emre Sahin, beim inzwischen ausgestiegenen Süd-Zweitligisten VfK Schifferstadt in dieser Saison mit makelloser Bilanz (8/8), soll die (Freistil-) Lücke in 57/61 Kilogramm schließen. Der türkische Landesmeister von 2019 wohnt in der Eifel und gehörte schon am Samstag in Lübtheen zum kleinen Tross des KSK Konkordia.