Ringen KSK darf mit Heim-DM zufrieden sein

Neuss · Organisatorisch hatte der KSK Konkordia Neuss als Ausrichter der Junioren-DM alles im Griff. Und auch sportlich lief es prächtig: Fünf seiner sieben Ringer standen im Finale – am Ende sprangen zwei Titel, drei zweite Plätz und ein dritter Rang heraus.

 Der jetzt in Neuss ringende Wittener Calvin Stiller (l.) gab im Finale gegen Janis Heinzelbecker alles, unterlag am Ende aber mit 1:8.

Der jetzt in Neuss ringende Wittener Calvin Stiller (l.) gab im Finale gegen Janis Heinzelbecker alles, unterlag am Ende aber mit 1:8.

Foto: Georg Salzburg (salz)

In seinen mehr als 40 Jahren in der Kommandozentrale des KSK Konkordia Neuss hat der fürs Tagesgeschäft auch als Ehrenvorsitzender immer noch unverzichtbare Hermann J. Kahlenberg (77) schon so manchen Höhepunkt erlebt. Etwa den „Großen Preis der Bundesrepublik Deutschland“ in der Eissporthalle 1988 mit mehr als 420 Teilnehmern, darunter die Elite der UdSSR – mit dem dreimaligen Olympiasieger Alexander Karelin – und der DDR. „Von den in Neuss gestarteten Ringern holten bei Olympia im gleichen Jahr acht Athleten Gold“, erinnert sich Kahlenberg.

An prominenter Stelle Einzug in die glorreiche Vereinshistorie dürften allerdings auch die vom KSK in der Hammfeldhalle ausgerichteten Deutschen Meisterschaften der Junioren im griechisch-römischen Stil halten: In vier der zehn Final-Kämpfen waren die Neusser vertreten, holten mit Aaron Bellscheidt und Deni Nakaev zwei Titel. Platz eins ging bei der in Langenlohnsheim (Rheinland-Pfalz) ausgetragenen Freistil-DM der Junioren auch an Kiril Kildau, der in der Bundesliga zwar für Witten antritt, bei Einzelmeisterschaften aber die Neusser Farben vertritt. In der Gewichtklasse bis 77 Kilogramm besetzten die Gastgeber in Neuss in Deni Nakaev, Iwan Tagner und Albert Nakaev sogar alle drei Plätze auf dem Podium. Wenn es optimal gelaufen wäre, hätten die Schützlinge von Trainer Oleg Dubov alle sieben ins Rennen geschickten Ringer in die Medaillenrunde gebracht. Denn im Viertelfinale der Gewichtsklasse bis 82 Kilogramm lag Adam Bachor im Duell mit Rico Rupp (KSV Musberg) bereits mit 7:0 vorne. Aber in dem eigentlich überflüssigen und auf jeden Fall taktisch unklugen Bemühen, den einen zum technisch-überlegenen Punktsieg noch fehlenden Zähler aufs Konto zu bringen, ließ sich der Neusser auskontern und unterlag noch mit 7:8. Bitter.

 Wie es besser geht, hätte ihm am Wochenende nicht nur sein Heimtrainer sagen können, schließlich wurden der Nachwuchs des Ringerverbandes NRW in Neuss von Mirko Englich, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, betreut. Besonders freute sich Kahlenberg über das Wiedersehen mit Markus Scherer, der bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles Silber für Deutschland eingebracht hatte. Und dann ist da ja auch noch Maik Bullmann. Der Olympiasieger von Barcelona (1992) im Halbschwergewicht ist als Bundestrainer für die Junioren zuständig.

Mal auf dieses Niveau bringen könnte es auch Samuel Bellscheidt. Der beim KSK Konkordia Neuss ausgebildete Mülheimer bereitet sich gerade auf die Deutschen Meisterschaften in Frankfurt/Oder (27. bis 29. Mai) vor. Morgen geht es für ihn ins Trainingslager der Nationalmannschaft am Olympiastützpunkt in Heidelberg. Vorher absolvierte der 21-Jährige an der Deutschen Sporthochschule in Köln noch seine Eignungsprüfung fürs Studium des Sportmanagements. In der Hammfeldhalle war er dieses Mal nur als Zuschauer im Einsatz und sah mit größtem Vergnügen, wie sein jüngerer Bruder Aaron in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm seinen Titel in souveräner Manier zu verteidigen wusste. „Aber eine wirkliche Überraschung war das nicht“, stellte er nüchtern fest. Dass es für ihn bei der DM auch um die Eintrittskarten für kommende Großereignisse auf internationalem Niveau geht, lässt ihn ebenfalls kalt. „Du darfst Dich da nicht verrückt machen lassen. Du bereitest dich so gut es geht vor und guckst dann, was dabei herauskommt.“

Für das Organisationsteam des KSK Konkordia um Enrico Noack und Richard Mahn galt am Ende der insgesamt 133 Kämpfe an den beiden Wettkampftagen das, was Aaron Bellscheidt nach seinem ungefährdeten Finalsieg über Louis Lay (SVG Nieder-Liebersbach) sagte: „Jetzt habe ich‘s hinter mir.“ Doch die ehrenamtliche Arbeit hatte sich wieder mal gelohnt, selbst der stets kritische Kahlenberg stellte vor der letzten Siegerehrung mit einem zufriedenen Lächeln fest: „Die Jungs haben ihre Sache schon gut gemacht.“ Ein größeres Lob kann es gar nicht geben ...

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