Niederlage beim Ringen Respekt verschafft

Die Tabellenführung in der Bundesliga konnten die Ringer des KSK Konkordia Neuss erwartungsgemäß nicht verteidigen, trotzdem machten sie beim 12:18 gegen den Titelkandidaten SV Germania Weingarten einen tollen Job.

 Beim Debüt vor heimischem Publikum in Neuss gelang Eduarnis Tellez-Zamora ein 3:1-Erfolg über Christoph Ewald aus Weingarten.

Beim Debüt vor heimischem Publikum in Neuss gelang Eduarnis Tellez-Zamora ein 3:1-Erfolg über Christoph Ewald aus Weingarten.

Foto: C. Offermanns

Der Spitzenreiter ist gestürzt, doch von Trauer keine Spur. Ganz im Gegenteil, nach der 12:18-Niederlage des Ringer-Erstligisten KSK Konkordia Neuss vor mehr als 350 Zuschauern gegen den Titelanwärter SV Germania Weingarten war Trainer Ayhan Aytemiz mächtig stolz auf seine Jungs: "Die Konkurrenz weiß jetzt, dass sie Neuss ernst nehmen muss. Wir haben uns Respekt verschafft."

Für die Hausherren wäre sogar noch mehr drin gewesen, denn obwohl Weingarten schon bei der Aufstellung die Muskeln hatte spielen lassen, rüttelte der KSK, der vier der zehn Duelle für sich entschied, energisch am Thron. Dabei lief es keineswegs optimal für die Gastgeber: Gleich im ersten Kampf, den der Exil-Kubaner Eduarnis Tellez-Zamora in der Klasse bis 55 Kilogramm mit 3:1 gegen den Deutschen Meister Christoph Ewald gewann, hätte eigentlich die volle Miete von vier Punkten herausspringen müssen, fand der "sogar ein bisschen enttäuschte" Aytemiz. Er hielt dem Debütanten allerdings zugute, "dass er sich in der Liga erst mal zurechtfinden muss".

Auch der eine Punkt von Björn Holk im Schwergewicht gegen René Zimmermann stellte den Neusser Coach nicht unbedingt zufrieden. Weil es bis dahin zu keiner technischen Wertung gekommen war, hatte er in der vierten Runde eigentlich auf Risiko gehen wollen. Seine Anweisung für die letzten 30 Sekunden war klar: "probier's!" Doch auf den lautstark kundgetanen Rat seiner Teamkollegen wählte Holk den sicheren Weg. Anstatt nach dem im griechisch-römischen Stil seit dieser Saison zwingend vorgeschriebenem Stopp nach 1:30 Minuten den Kampf beim Stand von 0:0 als aktiverer Ringer als Obermann erneut aufzunehmen — und damit Gefahr zu laufen, keine Wertung zu erzielen, womit der Gegner einen Punkt erhält —, entschied er sich für die Unterlage.

Da der sieben Kilogramm leichtere Zimmermann es nicht mehr fertig brachte, Holk in Gefahr zu bringen, ging der eine Punkt an den Neusser. "Darüber müssen wir im Training noch mal reden", kündigte Aytemiz an, "denn in dieser Situation entscheidet der Trainer und nicht die Mannschaft".

Mahmut Cavusoglu (66 kg) hätte beim 0:3 gegen Oleg Boikov mindestens einen Rundengewinn verdient gehabt, Patrick Loes (84 kg) beim 2:3 gegen Konstantin Völk sogar den Sieg. Dass dem nicht so war, grämte im Nachhinein selbst den ansonsten souveränen Kampfrichter Georg Coczol aus Eppelborn im Saarland: "Tut mir leid, da habe ich wohl danebengelegen." Entscheidend für den Ausgang des Kampfes war das freilich nicht. Bedeutend mehr ins Kontor schlugen zwei andere Niederlagen: Samet Dülger (66 kg) ist nach seiner Verletzung noch längst nicht wieder voll auf der Höhe. Nach seiner 0:3-Pleite gegen den freilich starken Albaner Sahit Prizreni sagte Aytemiz: "Das ist jetzt eine Sache des Kopfes. Aber durch diese Phase muss er durch." Enttäuschend dagegen der Auftritt von Jackson Vaillant-Cantero (96 kg) gegen Johannes Kessel. Nach der 0:3-Schlappe ließ sein Coach kein gutes Haar an seinem Ringer: "Er hat alle drei Runden verschenkt." Wie erwartet nicht zu bestellen hatte Nachwuchsmann Georg Harth (74 kg) gegen Szabolcs Laszlo (0:3).

Schon wieder in bestechender Form präsentierte sich dagegen Max Schwindt (84 kg). Nach dem glatten 3:0-Sieg über Ex-Weltmeister Vladimir Shatskikh schwärmte Aytemiz: "Das war absolute Weltklasse." Und KSK-Vorsitzender Hermann J. Kahlenberg ergänzte: "Der Max ist wieder im Kommen. Bleibt er gesund, ist er 2012 ein Kandidat für Olympia." Höchste Qualität hatte zudem die Vorstellung von Sergiy Skrypka (60 kg) gegen Florin Gavrila. "Sergiy ist zwar nicht unbedingt der trainingsfleißigste, aber was er auf der Matte zeigt, ist Spitze", urteilte Aytemiz, der auch mit der Leistung von Ilyas Özdemir (74 kg) beim 2:3 gegen Altmeister Adam Juretzko einverstanden war.

Kahlenberg: "Dass alle gerade gegen uns immer eine starke Mannschaft stellen, ist unser Pech — aber auch ein Lob für unsere Arbeit."

(RP)
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