Lokalsport Rekordjäger wider Willen

Die Elephants Grevenbroich haben einen neuen Rekord aufgestellt: Bislang stand die 71:116-Klatsche in Bremerhaven (Januar 2005) als die höchste Niederlage der Erftstädter in ihrer knapp dreijährigen Zugehörigkeit zur Zweiten Basketball-Bundesliga in den Geschichtsbüchern. Am Karsamstag packten die Elefanten noch zwei Punkte drauf, unterlagen bei der BG Göttingen mit 76:123 (Halbzeit 42:64).

Zum Feiern war Trainer Raphael Wilder nach der sechsten Pleite in Folge aber naturgemäß nicht aufgelegt. "Die haben uns lächerlich gemacht", stellte er bedrückt fest und ersparte sich die Mühe, nach Entschuldigungen zu suchen. "Es gibt einfach keine. Da bereitest du die Mannschaft eine ganze Woche auf dieses Spiel vor, sagst ihr, was sie dort erwartet - und dann das."

Der Gastgeber verwandelte fantastische 55,6 Prozent (15/27) seiner Würfe von jenseits der Drei-Punkte-Linie, kam aus dem Feld auf eine Wurfquote von 65,2 Prozent (43/66). Mitzuhalten vermochten die "mental und physisch überforderten" (Wilder) Gäste nur bis zur sechsten Minute (12:18). Danach zogen die Veilchen über 31:21 (10.) und 46:27 (14.) bis auf 64:42 (20.) davon.

Stellvertretend für seine Schützlinge leistete der Coach hinterher den Offenbarungseid: "Dieses Team hat keine Verteidigung. Wir sind jetzt mit Abstand die schlechteste Defense-Mannschaft der Liga." Vor allem in den Duellen Mann gegen Mann sind die trägen Elephants hoffnungslos unterlegen. Wilder betrübt: "Mit Ausnahme von Rico Grier und Sergej Dornhof kann keiner in dieser Mannschaft 1:1 verteidigen."

Doch ein Grier, dem sein Trainer trotz bestenfalls durchschnittlicher Leistung (19 Punkte, einen Rebound und einen Assist) keinen Vorwurf machen wollte, war viel zu wenig. Denn: Kümmerte sich der Amerikaner um Göttingens Topscorer Kacey Ulin (26 Punkte, 3/4 Dreier, 7/10 Würfe aus dem Feld), machte sein Kollege Dwayne Kirkley (21 Punkte, 3/4 Dreier, 8/13 Würfe aus dem Feld) was immer er wollte.

Wilder: "Klar, Kirkley ist ein viel besserer Aufbauspieler als Rico und Ulin ein viel besserer Scorer, aber du kannst von ihm auch nicht verlangen, dass er 50 Punkte macht und noch drei Leute verteidigt." Geändert hätte jedoch auch dies nichts, trafen für die Veilchen doch mit Selim Mulic (22 Punkte, 5/7 Dreier), Chris Bond (22 Punkte, 2/4 Dreier), Peer Wente (13 Punkte, 1/2 Dreier) und Max Rosenberg (10 Punkte, 1/3 Dreier) noch vier weitere Akteure zweistellig.

Mit Sergej Dornhof, Whitney Harris, Rafael Wilczek, Jörg Rottgardt, der in insgesamt zehn Minuten sehr effektiv aufspielte (acht Punkte, 4/5 Würfe aus dem Feld) und Rico Grier auf dem Parkett lief es zumindest im dritten Viertel (24:27) etwas besser für die Gäste.

Zwei Mal - beim 57:71 (26.) und beim 59:73 (26.) - verkürzten sie den Rückstand auf 14 Zähler. Doch binnen fünf Minuten eilte Göttingen kurz darauf von 85:60 (28.) auf 104:68 (22.) davon. Das letzte Viertel verlor Grevenbroich wieder mit 10:32. Wilder traurig: "Die haben uns einfach nur fertig gemacht."

Einziger Lichtblick an einem trüben Abend war für Wilder die Leistung von Whitney Harris in der Offensive. Der Center war trotz Doppeldeckung nicht zu stoppen, markierte 23 Punkte und holte elf Rebounds.

Schon vor der Pause standen für den Kanadier 16 Zähler und 10/10 Freiwürfe zu Buche. Wilder: "Den einzigen Vorwurf, den ich ihm machen kann, ist, dass er nicht egoistisch genug ist. Er soll ruhig mal 30, 40 Punkte machen."

(NGZ)
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