Leichtathletik „Was macht denn der Radfahrer hier?“

Neuss · Beim Sommernachtslauf geht es eng zu, die Radstaffel der TG Neuss sichert den Kurs und Top-Läufer ab.

 Der 37. Neusser  Sommernachtslauf verzeichnete einen Teilnehmerzuwachs. Bei weniger Platz wurden Überrundungen zur Herausforderung. Die Fahrradstaffel der TG Neuss sorgte mit Moritz Leinen dafür, dass Spitzenläufer auch in engen Passagen überholen konnten.

Der 37. Neusser  Sommernachtslauf verzeichnete einen Teilnehmerzuwachs. Bei weniger Platz wurden Überrundungen zur Herausforderung. Die Fahrradstaffel der TG Neuss sorgte mit Moritz Leinen dafür, dass Spitzenläufer auch in engen Passagen überholen konnten.

Foto: Andreas Woitschützke

Irritierte Blicke empfangen mich an meinem Einsatzort, mühsam bahne ich mir einen Weg durch die Zuschauer im Zielbereich. Die Verwunderung über einen Rennradfahrer beim Sommernachtslauf ist groß und das völlig zurecht. „Die Tour de Neuss findet doch erst im Juli statt“, kommentiert ein Zuschauer. Nein, ich habe mich nicht verfahren, sondern bin als „Fürungsfahrzeug“ im Einsatz.

Schließlich finde ich meine Kollegen, die sich vor dem Start positioniert haben. Die vier Sportler der TG Neuss und ich haben eine klare Aufgabe: Den Weg für die Spitzenläufer freihalten. Das mag sich simpel anhören, kann jedoch schnell zu einer Herausforderung werden. Schließlich ist die Runde lediglich knapp über 1100 Meter lang, Überrundungen sind hier keine Seltenheit. Bei den Nachwuchsrennen verläuft die Sicherung der Spitze ohne größere Zwischenfälle, bei den Wettkämpfen über fünf und zehn Kilometer sieht das anders aus. Zudem befindet sich ein gewisser Habtom Tedros unter der Startern. In der Vergangenheit  hat der Läufer der TG Neuss gezeigt, dass er in der Lage ist, zehn Kilometer in weniger als 32 Minuten zu laufen. Deshalb bahnen sich ab Runde eins Überrundungen auf dem engen Sommernachtslauf-Kurs an. Genau dann kommt die fünfköpfige Fahrradstaffel der TG Neuss ins Spiel. Ausgerüstet mit Trillerpfeifen gilt es, den Weg frei zu machen und verirrte Fußgänger oder Radfahrer von der Strecke zu weisen. Die Reaktionen überrundeter Läufer fallen teilweise harsch aus. Natürlich kann jede Überrundung demotivierend sein. Wenn diese zusätzlich von einer Gruppe Radfahrer begleitet wird, die pfeift, ruft oder schiebt, ist eine genervte Reaktion absolut nachvollziehbar. Der Rad-Eskorte geht es aber auf keinem Fall darum, überrundete Läufer zu ärgern, sondern für die Sicherheit der Top-Läufer zu sorgen. Darüber hinaus ist es schwer, die richtige Anzahl an Radfahrern zu finden. Bei zu wenigen Begleitern beschweren sich die Spitzenläufer, die sich nun selbstständig den Weg bahnen müssen, sollten sich zu viele Radfahrer auf der Strecke sein, wächst der Unmut der Überrundeten.

Die Mehrheit der Läufer ließ sich allerdings nicht von der Präsenz des Rad-Quintetts stören, sondern ließ sich von der Stimmung abseits der Strecke anstecken. Besonders während des Laufs über zehn Kilometer kochte die Begeisterung hoch. In Habtom Tedros durfte ich dem späteren Sieger den Weg freimachen. Ab dem Startschuss ließ es der gebürtige Eritreer krachen. Mein Radcomputer zeigt lange mehr als 20 Kilometer pro Stunde an. Bald erreichen wir das Ende des Feldes, jetzt startet die Arbeit von Tedros’ Eskorte. Die Atmosphäre am Straßenrand peitscht den Läufer und seine radfahrenden Beigleiter nach vorne. Zum Glück sitze ich auf einem Rennrad, denn der 22-Jährige fliegt über den Asphalt, sogar den späteren Dritten holen wir ein. Nach 31:32 Minuten ist der Spitzenreiter im Ziel. Damit ist unser Job getan. Mein Fazit fällt eindeutig aus: Der Sommernachtslauf begeistert auf und neben der Strecke.

Deshalb: Laufschuhe raussuchen und im nächsten Jahr dabei sein.

Info: Der Autor ist freier Mitarbeiter der NGZ-Sportredaktion.

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